NORTHER: Circle Regenerated

Mit "Circle Regenerated" sagen sich NORTHER vom Ruf als ewiger CHILDREN OF BODOM-Klon in erstaunlich konsequenter Weise los.

Der Ruf als ewiger CHILDREN OF BODOM-Klon war mit einer der Gründe, warum NORTHER an mir viele Jahre lang weitgehend vorübergegangen waren. Umso größer war folglich das Erstaunen über “Circle Regenerated”, denn mit ihrem ersten Album seit der Trennung von Ex-Frontmann Petri Lindroos, welcher sich mittlerweile in Gänze auf ENSIFERUM konzentriert, kommt auch die endgültige Emanzipation von alten Ketten.

Immer noch im Melodic Death Metal beheimatet flirten NORTHER teils ziemlich unverhohlen mit benachbarten Genres, vereinen auf einer Platte schnelle Thrash-Reißer wie “Through It All” mit gemäßigten, deutlich emotionaleren Stücken der Marke “Falling”. Einprägsames Riffing hat bei “The Hate I Bear” genauso Platz wie klar gesungene Passagen, ohne jedoch die stets präsente Grundhärte NORTHERs zu vernachlässigen. Großen Anteil daran hat neben dem neuen Frontmann Aleksi Sihvonen, dessen kreischende Screams überzeugend aggressiv ausfallen, vor allem die Rhythmusgarde, die in schöner Regelmäßigkeit das Fleischerbeil auspackt, um kontrolliert Amok zu laufen.

Einige alte Fans werden NORTHER vor den Kopf stoßen

Dennoch ist “Circle Regenerated” ungemein modern und für NORTHER-Verhältnisse gar fortschrittlich. Damit sind weniger die großzügig eingesetzten Keyboards im Hintergrund oder das Akustikgitarrenoutro von “Some Day” gemeint, sondern die Bereitschaft in gewissen Bereichen wie dem Gesang zu experimentieren. In “Truth” breiten sich etwa dezent vom Power Metal inspirierte Vocals auf einem ungleich modern geratenen Rhythmusfundament aus, während das entfernt an KILLSWITCH ENGAGE angelehnte “The Last Time” im Refrain sphärische Chorgesänge auspackt. Keine Frage, an dieser Neuausrichtung werden sich einige alte Fans gewiss den Kopf stoßen, zumal gerade das eingängig-melancholische “Some Day” mit seinem Pop-Appeal kaum ins althergebrachte Weltbild passen will. Weil NORTHER allerdings weit über derartiger Kritik stehen, kommen sie mit solch einem Song ebenso durch wie mit dem catchy Mitsingrefrain im Albumhit “Break Myself Away”.

“Circle Regenerated” fehlt der Killerinstinkt

Auch wenn “Circle Regenerated” einer mittleren Überraschung gleicht, so muss man diese insofern relativieren, als dass die Finnen zwar im Begriff sind, sich eine komplett eigene Identität aufzubauen, diesen Prozess derweil noch lange nicht abgeschlossen haben. Dies äußert sich vor allem darin, dass “Circle Regenerated” einerseits kaum schlechtes Material enthält, zugleich jedoch wenig vorweisen kann, was für einen unabdingbaren Pflichtkauf sprechen würde. Hierfür fehlt dem Songwriting Stand heute schlicht der Killerinstinkt, den auch die trocken-transparente Produktion nicht hervorkehren kann. Trotzdem: Zwischen Melodic Death und Modern Metal wächst mit den wiedergeborenen NORTHER etwas heran, das durchaus vielversprechend ist. Die Aufmerksamkeit haben sie mittlerweile jedenfalls – und das ist ja auch schon mal was.

Veröffentlichungstermin: 15.04.2011

Spielzeit: 44:02 Min.

Line-Up:
Aleksi Sihvonen – Vocals
Kristian Ranta – Guitars, Clean Vocals
Daniel Freyberg – Guitars
Tuomas Planman – Keyboards
Jukka Koskinen – Bass
Heikki Saari – Drums

Produziert von Anssi Kippo
Label: Century Media

Homepage: http://www.norther.net

NORTHER “Circle Regenerated” Tracklist

01. Through It All
02. The Hate I Bear
03. Truth
04. Some Day
05. Break Myself Away
06. Believe
07. Falling
08. We Do Not Care
09. The Last Time
10. Closing In

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