NOCTE OBDUCTA: Stille (Das nagende Schweigen)

Gelungene und insgesamt sehr ruhig gehaltene Mischung von Gothic-, Death- und Black Metal-Elementen.

Mit Stille (Das nagende Schweigen) dürften NOCTE OBDUCTA bei einigen Leuten für offene Münder sorgen, denn das Material der vorliegenden Mini-CD hat mit dem Black Metal, wie man ihn von den Mainzern kannte, nicht mehr allzu viel zu tun. Das Werk stellt eine interessante Mischung aus Gothic-, Death-, und vereinzelt noch vorhandenen Black Metal-Elementen dar und ist über weite Strecken sehr ruhig gehalten, so dass die Musik dem Titel absolut gerecht wird.

Der Opener Die Schwäne im Moor lebt vom gekonnten Wechselspiel zwischen einerseits minimalistischen, cleanen, effektbeladenen Gitarren in der Strophe, begleitet vom äußerst zurückhaltenden Drumming von Matthias R., und andererseits elegischen verzerrt gespielten und von dezenten Keyboardteppichen untermalten Gitarrenmelodien, aber noch vielmehr von den mit tiefer, aber gleichzeitig zerbrechlich wirkender Stimme gesprochenen deutschsprachigen äußerst poetischen Texten, welche nicht nur bei diesem Stück in Symbiose mit der Musik eine beklemmende und groteske Atmosphäre heraufbeschwören und niemals kitschig oder peinlich wirken, wie man es von deutschen Texten im Metal ja leider schon fast gewohnt ist. Perfekt eingefangen wird diese Stimmung durch das Artwork des Booklets, das Zitat aus Vorbei auf der Rückseite macht dem Hörer bereits deutlich, was ihn auf der Reise durch die Welt von NOCTE OBDUCTA zu erwarten hat: Halb erfror´ne Fremde haben letzte Nacht im kargen Park/Den Statuen die Kleider grob und ungeschickt vom Leib geschlagen.

Während Die Schwäne im Moor sehr simpel strukturiert ist und nur wenigen ständig wiederkehrenden Harmoniefolgen auskommt und dadurch längerfristig deutlich an Reiz verliert, ist Töchter des Mondes nicht nur länger, sondern auch etwas komplexer und abwechslungsreicher gehalten. Zwar wird auch hier im ersten Teil des Songs von dem Rezept Gebrauch gemacht, einer von cleanen Gitarren untermalte gesprochenen Strophe die Eruption von lauten Gitarren und Power-Drumming folgen zu lassen, doch sind hier die Kontraste stärker, nicht nur weil hier auch die von der Band bekannten Black Metal-Vocals zum Einsatz kommen. Zum Ende hin dann klingt Töchter des Mondes dermaßen nach OPETH, dass man jeden Moment erwartet, Herrn Åkerfeldts Stimme einsetzen zu hören. Trotz dieser allzu offensichtlichen Inspirationen ein echter Hörgenuss, auch wenn der cleane Gesang teilweise etwas schief und somit nicht ganz überzeugend wirkt.

Mit Der Regen folgt ein von unspektakulärem Riffing dominierter Midtempo-Death Metal-Song, der auch – wenn auch in deutlich abgeschwächter Form – die schon genannten OPETH-Parallelen aufweist, und den Schwachpunkt dieser Mini-CD darstellt. Neben Töchter des Mondes das zweite große Highlight ist wohl der Abschlusstrack Vorbei, der nochmal für etwas Abwechslung sorgt und das darstellt, was der Engländer wohl sophisticated black metal nennen würde: weder primitives Geholze, noch von Keyboard-Schwulst verweichlichter Kommerz-Black Metal, sondern einfach professionell produzierter Midtempo-Black Metal mit melodischem, anspruchsvollen Riffing, und einem eingängigen Refrain, den man schon nach kurzer Zeit mitkreischen möchte.

Alles in allem also eine gelungene Mini-CD, die trotz manchmal zu vieler Repititionen und der starken OPETH-Anleihen in manchen Songs jeden anspruchsvollen Metalhörenden zufrieden stellen sollte, der nichts gegen ruhigere Töne einzuwenden hat.

VÖ: 01.07.2003

Line-Up:
Marcel Va. Tr. – Gitarren, Bass, Vox

Thomas F. – Gitarren

Torsten, der Unhold – Vox

Matthias R. – Drums

Steffen: Emanon – Keys, Vox

Produziert von Vagelis Maranis
Label: Supreme Chaos Records

Homepage: http://www.nocte-obducta.de

Email: marcel@nocte-obducta.de

Tracklist:
1. Die Schwäne im Moor

2. Töchter des Mondes

3. Der Regen

4. Tage, die welkten

5. Vorbei

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