NICK CAVE AND THE BAD SEEDS: Dig Lazarus Dig

Nach dem überraschenden Grinderman-Projekt und dem kongenialen Soundtrack zum Neo-Western "Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford" markiert der jüngste Streich eine Rückkehr zu den Bandwurzeln des Australiers – und fügt sich nahtlos in das umfangreiche Schaffenswerk des Multitalents ein.

50 ist NICK CAVE neulich geworden, doch es sieht nicht danach aus, als ob das australische Multitalent langsam mal ein paar Gänge zurückschalten will. Mit Dig, Lazarus, Dig!!! hat der Workaholic vom anderen Ende der Welt jüngst sein 14. Studioalbum vorgelegt – wie gehabt mit seiner langjährigen Begleitband The Bad Seeds.

In der Liga der außergewöhnlichen Gentlemen ticken die Uhren schneller. Dig, Lazarus, Dig!!! ist das dritte Album des Dandy-Rockers in gerade mal zwölf Monaten. Nach dem überraschenden Grinderman-Projekt und dem kongenialen Soundtrack zum Neo-Western Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford markiert der jüngste Streich eine Rückkehr zu den Bandwurzeln des Australiers – und fügt sich nahtlos in das umfangreiche Schaffenswerk des Multitalents ein.

Einen Schritt zurück von der rohen punkigen Grinderman-Wut (unvergessen das Gastspiel in der Nürnberger Meistersingerhalle vor eineinhalb Jahren, das als Soloabend am Piano angekündigt war und sich vor Ort als einzige Lärmorgie entpuppte) hin zum Sound seiner frühen Band-Tage bewegt sich Cave über 53 Minuten auf bekanntem Terrain, ohne dem Selbstzitat anheim zu fallen. Das Ergebnis ist eine klassische Gewinnerscheibe, die sich mit jedem Durchlauf mehr erschließt.

Statt einer Beschränkung auf sinistre Mörderballaden, quietschende Moritaten oder räudigen Edelpunk gibt es diesmal das komplette Songbook, die ganze Palette von schwülem Großstadt-Blues über unrasierten Garagenrock hin zu einer klassischen Cave-Klavierballade (Jesus Of The Moon), die vom Album zu kicken der Meister am Ende einfach nicht übers Herz brachte.

Neu ist: Das Klavier ist deutlich in den Hintergrund getreten, dafür gibt es viel mehr Gitarre. Mit windschiefer Pop Noir-Poesie und gewohnter Nähe zur Dissonanz, die aber stets zugänglich bleibt, fasst Dig, Lazarus, Dig!!! dennoch ein Stück weit die Karriere und das Schaffenswerk von Nick Cave auf einer CD zusammen, ohne dass Best Of darübersteht. Kein Selbstzitat also, sondern mal wieder großes Kino mit Stil und Klasse, das den Mann aus Down Under als großen Songwriter unserer Zeit empfiehlt.

Textlich geht es um die bekannten Lieblingsthemen Sex und Tod, Schuld und Sünde, Rache, Verdammnis und Besessenheit, für die erneut der reiche Geschichtenschatz der Bibel geplündert wurde. Vor dem Hintergrund der Lazarus-Sage begleitet Cave nicht ohne Zynik den Weg des abgehalfterten Schriftstellers Larry Sloman durch das Amerika der 70er Jahre, wo den Schreiberling ein Sumpf aus Sex, Drogen und Gewalt erwartet. Wer tiefer eintauchen möchte, kann auf ein fettes 55-seitiges CD-Booklet zurückgreifen.

Produziert von Nick Cave
Label: Mute/EMI

Homepage: http://www.nickcaveandthebadseeds.com/

Tracklist:
1. Dig, Lazarus, Dig!!!
2. Today´s Lesson
3. Moonland
4. Night Of The Lotus Eaters
5. Albert Goes West
6. We Call Upon The Author
7. Hold On To Yourself
8. Lie Down Here (And Be My Girl)
9. Jesus Of The Moon
10. Midnight Man
11. More News From Nowhere

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