NEAL MORSE: One

Der Rock´n´Rolf des Progrock hat wieder zugeschlagen. Nach etwas mehr als einem Jahr hat er ein weiteres überlanges Soloalbum am Start, das vollkommen vorhersehbar vor sich hin proggt.

Jetzt ist es also offiziell: Der HERR lässt durch seinen Abgesandten Apostel Morse verkünden, dass weder Urknall-Theorie noch biblische Genesis am Anfang der Welt standen. Am Anfang hörte Gott nämlich erst einmal den Progrock! Zumindest entsteht dieser Eindruck, wenn man den Opener The Creation anhört und dabei liest, dass Morse auf One die Geschichte der Menschheit abhandelt.

Zwischengedanke: Wann vertont eigentlich mal jemand Darwins Evolutionstheorie oder die Doppelhelix nach Crick und Watson?

Musikalisch ist Morse auf One zu den epischen Werken der ersten SPOCK´S BEARD-Alben zurückgekehrt. Zwischendurch gibt es auch einige ruhige, nachdenkliche Momente, etwa in Form der Songskizze The Man´s Gone. Zudem klingen gegen Ende vermehrt Einflüsse aus den 60ern und 70ern durch, was angesichts der beteiligten BEATLES-Fans nicht weiter verwunderlich ist.

Dass Morse nun seinen seelischen Frieden gefunden hat, merkt man der Musik allerdings kaum an. Denn Author of Confusion klingt beispielsweise nicht gerade nach Engelsgesängen und Himmelsglocken. Hier toben sich vielmehr KING CRIMSON, RICK WAKEMAN und KANSAS aus. Die Fähigkeit stringente Stücke zu komponieren hat Morse aber leider nicht wiedererlangt. Unmotiviert folgt auf die gewaltige Einleitung ein etwas kraftloser Satzgesang, ehe die verblieben Spannung vollkommen verpufft.

Ich bin mir natürlich bewusst, dass derartige Äußerungen geradezu die Entgegnung provozieren, dass eben genau das Progrock ausmacht. Dann stellt sich allerdings die Frage, wo der Unterschied zwischen Progrock und einer AC/DC-Platte mit Sprung ist. Im Gegensatz zu Testimony vermisse ich auf One allerdings die herausstechenden Hooklines. Stattdessen wirken etliche Passagen in meinen Ohren wie Selbstzitate (One note timeless…!?).

Dass das Album bereits wenig mehr als ein Jahr nach Testimony erscheint, spricht für die atemberaubend effiziente Arbeitsweise aller Beteiligten, die an Studiotag im Studio mal eben noch ein halbes Dutzend Coversongs für die Bonus-CD der Limited Edition aufnahmen. All das verhindert aber nicht, dass das Album vollkommen vorhersehbar vor sich hin proggt. Ich fürchte, die Frische, mit der SPOCK´S BEARD einst die starre Welt des Progrock platzten, ist endgültig zur Routine verkommen. One kann ich deshalb wirklich nur den Fans empfehlen, die bereits den Vorgänger genial fanden.

Nachgedanke: Nun ruhen alle (meine) Hoffnungen auf den verblieben SPOCK´S BEARD-Musikern, die laut Nick D`Virgilio das beste Album ihrer Karriere aufgenommen haben und Anfang nächsten Jahres veröffentlichen werden.

Veröffentlichungstermin: 01.11.2004

Spielzeit: 79:52 Min.

Line-Up:
Neal Morse: Gesang, Keyboard, Gitarre

Randy George: Bass

Mike Portnoy: Schlagzeug

Produziert von Neal Morse
Label: Inside Out Music

Homepage: http://www.nealmorse.com

Tracklist:
1. The Creation

I) One Mind

II) In a Perfect Light

III) Where Are You?

IV) Reaching from the Heart

2. The Man´s Gone

3. Author of Confusion

4. The Separated Man

I) I´m in a Cage

II) I am The Man

III) The Man´s Gone (Reprise)

IV) Seomething Withing Me Remembers

5. Cradle to the Grave

6. Help Me / The Spirit and the Flesh

7. Father of Forgiveness

8. Reunion

I) No Separation

II) Grand Finale

III) Make Us One

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