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NEAL MORSE: Momentum

Eher Fließbandprogrock als Kreativitätsfeuerwerk – fällt im Vergleich zu den Vorgängeralben ab.

Lieber Gott,

bitte gebe dem Herrn Neal Morse doch ein, dass er sich selbst neu erfinden soll. Er ist so ein guter Musiker, dass es doch schade ist, wenn er jedes Jahr ein nahezu gleich klingendes Album rausbringt. Klar, bei Momentum fehlt einigen Songs der Prog-Stempel. Nur ist freilich kein Heat Of The Moment dabei. Hätte Neal Morse ein Händchen für Mainstream-Rock-Pop, wäre ihm der Durchbruch doch schon in den 80ern gelungen – oder spätestens mit seinen ersten beiden Solo-Alben.

Jetzt mal ehrlich Gott, wird Dir das nicht langweilig, immer so angehimmelt zu werden? Mit breiten Synthieflächen, überdramatischen Gitarrenlicks und dem üblichen Schlagzeugteppich von Mike Portnoy? Ich meine, Du könntest doch einfach mal mit Neal reden. Er hört auf Dich, weißt Du. Wäre es nicht spannend mal zu sehen, was rauskommt, wenn er seine Liedideen etwas längern reifen lassen würde? Oder Du könntest ihn dazu inspirierend, ein komplexes auskomponiertes Epos mit vielschichtigen Melodieentwicklungen zu schreiben. Das wäre spannender als das übliche Strophe-Refrain-Schema, das sich bei den Longtracks immer zweimal wiederholt, ehe der nächste Unterteil nach genau dem gleichen Prinzip abläuft.

Lifeline war ja noch ein durchweg hörenswertes Album. Der zweite Testimony-Teil bot musikalisch dann herzlich wenig Neues, aber schließlich war es ja autobiographisch inspiriert. Da sind musikalische Selbtzitate als Stilmittel nachvollziehbar. Jetzt aber auf Teufel komm raus – verzeih, dass ich die Konkurrenz erwähne – die SPOCK`S BEARD-Vergangenheit in Form von Thoughts Pt. 5 heraufzubschwören, geht mir einfach zu weit. Da fehlt doch jede Dringlichkeit. Das ist bestenfalls nett. Aber ich habe Dein Buch gelesen und Du bist ja jetzt nicht so der nette Typ, sondern eher so der glohreich Allmächtige. Vielleicht bin ich bei Dir auch an der falschen Adresse. In besagtem Buch wird ja auch gleich viermal hintereinander die Geschichte von Deinem Sohn erzählt. Scheint fast so, als ob Du ein Fan von Wiederholungen wärst. Naja, dann wirst Du an Momentum sicher Deine Freude haben. Aber selbst Du musst doch zugeben, dass Alben wie Sola Scriptura oder eben Lifeline schlüssiger und fesselnder klingen, oder?

Verzeih, dass ich mit diesen musikalischen Trivialitäten belästige. Du bist sicher gerade Mit AIDS in Afrika und der Rettung des Regenwalds in Südafrika beschäftigt. Das hat sicher Vorrang. Bis da alles in Ordnung ist, nehme ich auch gerne noch die nächsten zehn Fließbandprogalben von Neal Morse, wie sie sind.

Amen.

Veröffentlichungstermin: 07.09.2012

Spielzeit: 61:17 Min.

Line-Up:
Neal Morse: Gesang, Keyboard, Gitarre
Randy George: Bass
Mike Portnoy: Schlagzeug

Produziert von Neal Morse
Label: Inside Out

Homepage: http://www.nealmorse.com

Mehr im Netz: http://www.myspace.com/nealmorse

Tracklist:
1. Momentum
2. Thoughts Pt. 5
3. Smoke And Mirrors
4. Weathering Sky
5. Freak
6. World Without End

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