NEAL MORSE: Lifeline

Ein sehr gutes Progressive Rock-Album im typischen Morse-Stil, das mehr nach SPOCK´S BEARD klingt als die Bärte zuletzt selber.

Musikalisch und inzwischen auch textlich wandelt Neal Morse auf Lifeline auf von ihm selber ausgetretenen Wegen. Die Songs erinnern insbesondere an die SPOCK´S BEARD-Alben V und Snow, während lyrisch einmal mehr Neals Suchen und Finden des Glaubens verarbeitet wird, was eigentlich schon auf Testimony zur Genüge der Fall war. Zwei Dinge bewahren die CD allerdings vor dem Langweilige-Selbstkopie-Stempel: Sie ist richtig gut – und kein Konzeptalbum.

Nach dem Auflug mit Sola Scriptura in etwas finstere Gefilde ist Neal Morse wieder zum klassischen Progressive Rock zurückgekehrt, der mehr nach SPOCK´S BEARD klingt als die Bärte zuletzt selber. Es gibt kleinere Unstimmigkeiten wie das wirre Leviathan und das ideenlose Ende von Children Of The Chosen. Doch bei einer Gesamtspielzeit von knapp 70 Minuten ist das verschmerzbar.

Das Album beginnt mit dem fulminanten Titelsong, der ähnlich mitreißend klingt wie einst At The End Of The Day. Hier werden die musikalischen Themen immer wieder variiert und weitergesponnen. Die gewohnt überragende Spieltechnik lässt Prog-Herzen höher schlagen. Gleichzeitig sorgen das dynamische Schlagzeugspiel (einmal mehr DREAM THEATER-Arbeitstier Mike Portnoy) und der leidenschaftliche Gesang dafür, dass der Song zu keinem Zeitpunkt überfrachtet klingt. Opulente Orgel-Kaskaden und vertrackte Breaks harmonieren perfekt mit den eingängigen Melodien. Das 28-minütige Epos So Many Roads weist zwar nicht dieselbe Stimmungsdichte auf, überzeugt aber trotzdem durch allerlei ausgefeilte Hooklines und – natürlich – progressiven Einschüben. Lediglich die Texte und der klare Bass-Sound erinnern daran, dass wir das Jahr 2008 schreiben.

Gläubige Fans können die Musik sicherlich noch auf einer weiteren Ebene erfahren. Fesselnde Momente wie der Refrain von So Many Roads dürften aber auch alle anderen begeistern. Besonderes Lob hat hier vermutlich Carl Groves verdient, der bei einigen Stücken Backing Vocals beisteuerte. Der Gesang kann sich jedenfalls gegen die druckvollen Kulisse der Instrumente gut behaupten und macht die Musik zugänglicher. Seine ganze Pracht kann er beim Refrain von The Way Home entfalten. Die schlichte Schönheit der Harmonien bildet einen angenehmen Kontrast zu den härteren Momenten des Albums. Und dann wäre da noch Children Of The Chosen, ein Song der gut auf Snow gepasst hätte, ohne den Ballast einer Konzeptgeschichte aber schlüssiger klingt als etwa Wind At My Back.

Wie eingangs geschrieben passt Lifeline stilistisch also perfekt zwischen V und Snow und stellt ein Album wie One mühelos in den Schatten. Auch beim zehnten Durchlauf wirken die Stücke noch frisch, im schon häufig totgesagten Prog-Genre eine Seltenheit. Kaufempfehlung!

Veröffentlichungstermin: 26.09.2008

Spielzeit: 69:36 Min.

Line-Up:
Neal Morse: Gesang, Keyboard, Gitarre
Randy George: Bass
Mike Portnoy: Schlagzeug

Produziert von Neal Morse
Label: Radiant Records / SPV

Homepage: http://www.nealmorse.com

MySpace: http://www.myspace.com/nealmorse

Tracklist:
1. Lifeline
2. The Way Home
3. Leviathan
4. God´s Love
5. Children Of The Chosen
6. So Many Roads
– So Many Roads
– Star For A Day
– The Humdrum Life
– All The Way To The Grave
– The Eyes Of The Savior
– So Many Roads Reprise
7. Fly High

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