MYSTICAL FULLMOON: Scoring a Liminal Phase

Viel Verpackung, wenig bombastischer Inhalt.

Die 1994 gegründete italienische Band MYSTICAL FULLMOON kann vor allem eins: große Töne spucken. Im Promofötzel wird Namesdropping und Vorschusslorbererei wie Leistungssport betrieben – und die Erwartungen an die hübsch aufgemachte CD steigen natürlich. Da wird von der Streichersektion des bulgarischen Radioorchesters gesprochen, von einer exzellenten Produktion und ″bespoke stages costumes and professionally styled image″. Herrjesses, die futuristisch-Formel-1-Pilot-in-Schwarz-mit-Streifli-dran-Gwändli kann ich mir doch selber nähen oder bei einem Band-Shopping-Trip (die neue Definition des Metals) kaufen. Oder braucht man hierfür Stylisten wie Jennifer Lopez?

Am Ende sind MYSTICAL FULLMOON wie die italienische Fussballmannschaft an der WM 2010: toll auf dem Papier, nicht viel wert auf dem Platz. Will heißen – die ″exzellente Produktion″ entpuppt sich als moderne Klanggewand mit einem absolut grauenhaften Bassdrumsound (hoher Ohrenkrebsfaktor in ″Per Speculum in Aenigmate″). Dazu erscheinen immer wieder billige Keyboardsounds (etwa im Opener und in ″Per Speculum in Aenigmate″), die einen glatt das angekündigte Orchester vergessen lassen. Wo ist es? Wann kommt es?

″Opening The Shrine Of Janus″ lässt dann episch-orchestrale Stimmung aufkommen, in ″Daleth: Journey (Visio in Yule) wirds jazzig-interessant und die Songs sieben und acht zeigen, dass MYSTICAL FULLMOON sich wohl gerne im Abglanz neuerer Werke der norwegischen Wolf-Band sonnen würden. Das Problem ist nur, dass sie dabei scheitern wie die italienische Elf in der Vorrunde. Der Grund hierfür liegt darin, dass die Truppe aus Milano schlicht und ergreifend zuviel probiert, aber nichts wirklich durchzieht. Flache 08/15-Black Metal-Vocals bleiben flache 08/15-Black Metal-Vocals, auch wenn man ein orchestrales Intermezzo auf die Platte knallt. Langweilige Keyboardsounds bleiben langweilig, auch wenn man sie immer wieder einsetzt. Selbst das elektronisch anmutende Gedönse à la THE KOVENANT reicht nicht mehr, um hier was zu retten – im wilden Mischmasch aus Gothic, Black, Death und Dark Metal lassen sich keinerlei gute Songs ausmachen.

Einige schön gemachte Melodien und das abschließende ″May Wisdom Bless My Path″ reißen das Ruder hier auch nicht mehr herum – die handwerklich ordentlich spielenden MYSTICAL FULLMOON ertrinken in der Masse an 08/15-Wust, den sie ebenfalls aufs Album gepackt haben (inklusive langer letzter Silence-Track). ″Scoring a Liminal Phase″ bleibt schön auf dem Papier, scheidet aber dennoch aufgrund mangelnder Kreativität aus dem Einkaufslistentournier aus.

Veröffentlichungstermin: 01.03.2010

Spielzeit: 73:58 Min.

Line-Up:

Gnosis – Vocals, Bass
Hexe – Gitarre
Imus Sententia – Gitarre, Programmierung
Arcanus Incubus – Keyboards

Gastmusiker
Aphazel (ANCIENT) – Vocals
Wildness Perversion (MORTUARY DRAPE) – Vocals

Produziert von Alex Azalli
Label: BlackMetal.com / Killzone Records

Homepage: http://www.mysticalfullmoon.com

MySpace: http://www.myspace.com/mysticalfullmoon

Tracklist:

1.    As I Walk Along the Darkest Paths of My Soul     
2.    Hives     
3.    Per Speculum in Aenigmate         
4.    Opening the Shrine of Janus         
5.    Daleth: Journey (Visio in Yule)         
6.    Omen (Capricorn Vibe)         
7.    Limbonica Mysteria     
8.    Progression ov Thee Revelation: Nigredo in Mars     
9.    Prometheus Unbound     
10.     May Wisdom Bless My Path

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner