MYRATH: Desert Call

MYRATH spielen orientalischen Prog, der leider nicht über das Mittelmaß hinaus kommt

Für was ist Tunesien gemeinhin bekannt? Für viel zu heißes Wetter, Kamele und Esel, zahlreiche Taxifahrer und fette europäische Touristen mit weißen Beinen. Aber bestimmt nicht für Progressive Metal bzw. Metal im allgemeinen. Das werden MYRATH vermutlich auch nicht ändern, wagen aber mit “Desert Call” einen Schritt in diese Richtung.

Mit dem bekannten Rezept Metal + orientalische Instrumente steht auch schon das Grundgerüst für das dritte Album der Band aus Tunis. Das könnte in Kitsch ausarten, war mein Gedanke, als ich einen Blick auf die Tracklist warf. Titel wie “Tempest of Sorrows”, “Silent Cries” oder “Memories” klingen nach einer ganzen Baggerladung Bombast und Pathos. Ganz so schlimm war es dann doch nicht. Sogar fast gegenteilig, denn die Verwendung der orientalischen Instrumente (wie Darbuka und einigen, deren Bezeichnung mir immer noch fremd ist) bleibt dezent und wird nicht in den Vordergrund gerückt, um den Exotenstatus zu unterstreichen.

Das einzige, was wirklich an MYRATH stört, ist der Gesang seitens Zaher Zorgati, welcher ab und an wirklich stark in Richtung Schnulze abdriftet, aber glücklicherweise von der Instrumentalfraktion wieder gerettet wird. Denn die ist wirklich stark. Leider kommt eben diese Stärke Stücken wie “Desert Call” oder “Ironic Destiny” nicht zugute, denn die klingen leider viel zu abgeschmackt und irgendwie nach Dieter-Bohlen-Konserve, als dass man ihnen irgend etwas positives abgewinnen könnte. Gut kommen allerdings “Tempest Of Sorrows” und “Madness”, ebenso wie “Forever And A Day”, welches – laut Infozettel – der erste arabischsprachige Metalsong der Musikgeschichte ist. Fetzt.

Trotz allem ist “Desert Call” leider nicht mehr als durchschnittlich gut. Um über diese Grenze zu kommen, müsste einem schon ein Konzept wie ORPHANED LAND einfallen. Da hilft auch kein Exotenbonus, sondern nur gute Ideen, denn an den Fähigkeiten hapert es sicher nicht.

Veröffentlichungstermin: 25.01.2010

Spielzeit: 64:44 Min.

Line-Up:
Malek (gui)
Zaher (voc)
Anis (b)
Elyes (key)
Saief (dr)
Label: XIII Bis Records

Homepage: http://www.myrath.com/

MySpace: http://www.myspace.com/myrathband

Tracklist:
1.Forever And A day
2.Tempest Of Sorrows
3.Desert Call
4.Madness
5.Silent Cries
6.Memories
7.Ironic Destiny
8.No Turning Back
9.Empty World
10.Shockwave

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