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MY DYING BRIDE: For lies I sire

Wer mit ganz großen Erwartungen einen neuen Überflieger erhofft hat, der muss diese Vorstellung erstmal zurückschrauben. "For lies I sire" offenbart seine Größe erst später, wird sich nicht gleich bei den Überwerken einreihen.

Das letzte MY DYING BRIDE-Album A line of deathless kings war der Hammer, fett und mehr Doom, als je zuvor. Wer die Engländer kennt, der weiß eigentlich, dass er sich nicht auf eine neue Version des eingeschlagenen Weges freuen sollte. MY DYING BRIDE erfinden sich innerhalb des Düstersounds, den sie letztendlich selbst im Metal etabliert haben, wieder einmal neu und bieten auf dem zehnten Album For lies I sire erneut Klänge, die vertraut und neu zugleich wirken.

Sehr schnell fällt auf, dass der Doom-Hammer nicht mehr so gnadenlos und kraftvoll geschwungen wird wie auf dem Vorgänger. Gelegentlich drückt man durchaus noch mal etwas nach vorn, weitestgehend gibt es aber statt Doomdancing wieder schmerzliche Trauermärsche. Ganz nach dem Motto Zurück in die Zukunft sind hier wieder die tief traurigen, depressiven Töne im Vordergrund. Es braucht knapp eine Minute, um einen aus der realen Welt zu reißen und vergessen geglaubten Seelenschmerz hervorzuzerren. Dazu trägt auch eine alte Bekannte bei – endlich, nach weit über 10 Jahren, hält die traurig singende Violine wieder Einzug in den Sound, um die dunklen Emotionen noch zu vertiefen. Keyboarderin Sarah macht eine Babypause, ihre Nachfolgerin Katie fügt sich perfekt ein, eben auch durch die Rückkehr der Violine. Auch Basserin Lena und Drummer Dan fügen sich nahtlos ein ins Gesamtbild, wobei Besetzungswechsel bei MY DYING BRIDE ja nicht wirklich überraschend sind. Wie weit die neuen Damen wohl mit zur Besinnung alter Tugenden beigetragen haben, der neue Sound hat durchaus etwas sehr Weibliches…

Was soll´s, läuft die Scheibe, dann ist das Drumherum eh bald egal. Natürlich ist For lies I sire keine Frühstücksplatte, entfaltet sich besser bei entsprechendem Ambiente. Dann kann man mit Aaron Stainthorpe mitleiden, der hier wieder um einiges introvertierter und stellenweise überraschend weich seine Geschichten erzählt. Diese bieten wieder weitaus mehr Tiefe und Dunkelheit als der gesamte Bandkatalog großer Gothic-Labels. Die Songs sind fast durchgehend sehr zurückgezogen, abgesehen vom teuflischen Ausbruch bei A chapter in loading. Ganz klar: For lies I sire wird einen nicht sofort umhauen wie A line of deathless kings. Mit einer Grundstimmung, die eher wieder etwas an Songs of darkness, words of light erinnert, zieht einen diese Scheibe nur langsam in einen Sog, dem man sich letztendlich aber doch nicht entziehen kann. Geschickt wird man mit den ersten drei Songs in dunkele Gefühlswelten gedrückt, mit dem fast fröhlichen Gothic-Rocker Bring me victory aus seinen finsteren Träumen gerissen, um dann doch wieder von grauen Schatten umwebt zu werden. Beim zart schmerzenden Shadowhaunt hört man durchaus auch, dass die gemeinsame Tour der ehemaligen Doom-Death-Gothic-Pioniere MY DYING BRIDE, ANATHEMA und PARADISE LOST Spuren hinterlassen hat.

Wer mit ganz großen Erwartungen einen neuen Überflieger erhofft hat, der muss diese Vorstellung erstmal zurückschrauben. For lies I sire offenbart seine Größe erst später, wird sich nicht gleich bei den Überwerken The angel and the dark river, Turn loose the swans oder auch A line of deathless kings einreihen. Trotzdem oder gerade deshalb entpuppt sich jeder neue Durchlauf als immer fesselnder und wird jede melancholische Seele erfolgreich beglücken. Irgendwie erinnert mich dieses Album an CANDLEMASS´ Tales of creation – anfangs sicher etwas unverstanden, das seine Größe erst später entfaltete und letztendlich doch ein Klassiker wurde.

Veröffentlichungstermin: 27.03.2009

Spielzeit: 59:54 Min.

Line-Up:
Aaron Stainthorpe: Vocals
Andrew Craighan: Guitar
Hamish Hamilton Glencross: Guitar
Lena Abe: Bass
Katie Stone: Violin, Keyboards
Dan Mullins: Drums

Produziert von Mags
Label: Peaceville/SPV

Homepage: http://www.mydyingbride.org

MySpace: http://www.myspace.com/officialmydyingbride

Tracklist:
1. My body, a funeral
2. Fall with me
3. The lies I sire
4. Bring me victory
5. Echoes from a hollow soul
6. Shadowhaunt
7. Santuario Di Sangue
8. A chapter in loathing
9. Death triumphant

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