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MY DYING BRIDE: A line of deathless kings

Keine Ahnung, welche Doomnasen sich jetzt noch gegen MY DYING BRIDE wehren wollen/können, diese Scheibe ist für alte und neue Fans unverzichtbar.

Es gibt wohl kaum eine Band, über die Freunde schwermütiger Klänge so viel und letztendlich ergebnislos diskutieren können wie über die Engländer MY DYING BRIDE. Irgendwie schon immer eine Doom-Band, aber eigentlich doch nicht, gibt es viele Doomnasen, welche die Band ablehnen und dann heimlich doch hören. Auch die Gothics erheben Anspruch an dieser Band, vielleicht weil sie deutlich depressiver und erdrückender zu Werke geht als viele Doom-Acts. Dafür haben die Nachtschwärmer dann wieder Schwierigkeiten mit den auftretenden extremen Ausbrüchen dieser Band aus dem Raum Yorkshire. Da kann man doch nur wieder gespannt sein auf die neue Scheibe A line of deathless kings, und ja, auch da sind wieder ewig lange Diskussionen angesagt, denn MY DYING BRIDE schaffen es wieder einmal, ihrem Sound eine neue Farbe zu geben, ohne von ihrem sehr eigenen Weg groß abzuweichen.

Und diesmal sind es sicher die nörgelnden Doomer, die Probleme kriegen, denn so doomig im klassischen Sinne hat man MY DYING BRIDE bisher noch nie gehört. Wo die letzte Scheibe Songs of darkness, words of light noch herrlich an die Psyche ging und jede Gefühlsregung abseits von Traurigkeit in den Keller ging, strahlt A line of deathless kings eine fast erschreckend positive Stimmung aus. Gleich der Opener To remain tombless startet mit einem harten Groove, um dann mit dem Hauptriff sofort gezielt noch einen draufzusetzen, da bleibt man kaum regungslos sitzen. Der Refrain fällt sehr melancholisch aus, umschmeichelt fast, verschiedene Parts von hart bis zart binden an den Song, der sich dann wieder mit dem Grundthema erhebt. Und dieses Spiel zieht sich weitestgehend über die ganze Scheibe. Statt mit der Traurigkeit des Vorgängers zu erdrücken oder mit Wut und Verzweifelung zu arbeiten, spinnen MY DYING BRIDE den Zuhörer diesmal in ein Geflecht aus absolut eingängigen Groove-Riffs, schönen verspielten Gitarrenmelodien und einer deutlichen, aber eher zarten Melancholie. Es reicht, sich L amour detruit anzuhören, der Songs ist zum Heulen schön. Manche Songs erinnern mich mit ihren verspielten Melodien, ähnlichen Stops und griffigen Parts etwas an (Meister Fopp möge mir verzeihen) MIRROR OF DECEPTION, die ja auch mit der starken neuen Scheibe Shards in den Startlöchern stehen. MY DYING BRIDE scheinen MOD-Fans zu sein! Hier und da erinnert auch mal ein Riff an CANDLEMASS.

Aber keine Angst, A line of deathless kings ist natürlich ganz sicher keine lockere Party-Doom-Scheibe. Wenn Songs wie I cannot be loved, One of beauty´s daughter oder Deeper down zusammenbrechen, ergreift einen sehr schnell diese einzigartige erdrückende Stimmung, die MY DYING BRIDE ausmacht. Genau genommen ist sie nie wirklich weg, umwebt abgesehen vom kurzen Wutausbruch am Ende von The blood, the wine, the roses die ganze Scheibe. Nur eben mit einem Ruck in neue Dimensionen, die den Fuß mitwippen lassen und auch mal zum Bangen anregen und dem melancholischen Sound eine weitere Dimension hinzufügen; eine zusätzliche Atmosphäre und Wärme, die hervorragend mit den starken Riffs der Briten und dem schleppenden Tempo einhergeht und insgesamt eine Stimmung aufbaut, die den Zuhörer nicht mehr nur gnadenlos runterzieht, sondern die jeweilige Laune aufgreift und einen je nach Lust tieftraurig oder eben königlich erhaben fühlen lässt. Songs of darkness, words of light hat mich grundsätzlich in eine herrliche Traurigkeit gestürzt, beim Hören der neuen Scheibe dagegen breitet sich eine unglaublich positive Energie aus.
Letztendlich sind da aber natürlich auch wieder die Vocals von Aaron Stainthorpe, die jene tieftraurigen Emotionen weiterhin prägen, natürlich auch wieder durch die entsprechenden Lyrics. Er ist immer noch kein Gesangsgott, es gibt keine beachtliche Dynamik in seiner Stimme, und gerade auf diese Weise legt er einen schwarzen Schleier über die Songs, der das so angesagte Emo-Gejammer zu einem Witz degradiert. Man dreht halt einfach den Titel des Vorgängeralbums um und liegt dann mit Words of darkness, songs of light ziemlich gut. Aufgenommen in den Academy Studios in Dewsbury, West Yorkshire, wo seit den Erfolgen von MY DYING BRIDE mittlerweile die meisten U.K.-Bands schwerer Klänge aufnehmen, gibt es auch wieder den passenden Sound, um diese Emotionen aus den Boxen zu drücken.
Drummer Shaun Steels, der sich Ende letzten Jahres eine Knöchelverletzung zugezogen hatte, welche ihm immer noch Probleme bereitet, hat nun schweren Herzens auch offiziell die Band verlassen und seinen Hocker weitergegeben an John Bennett von den ebenfalls aus Yorkshire stammenden Doom/Deathern THE PROPHECY. John hatte bereits aushilfsweise die Drums bei Shows und den Recordings übernommen.

Sicher, so mancher Fan wird sich mehr derbe Momente und schmerzliche Depressionen zurückwünschen. Aber wie MY DYING BRIDE auch diesmal wieder beweisen: man weiß nie genau, was als nächstes kommt, man weiß nur, dass es immer eindeutig MY DYING BRIDE bleibt. Somit ist jetzt schon die Neugier auf das nächste Album kaum auszuhalten. Aber mit einer Scheibe wie A Line of Deathless Kings im Player macht das Warten verdammt viel Spaß. Keine Ahnung, welche Doomnasen sich jetzt noch gegen MY DYING BRIDE wehren wollen/können, diese Scheibe ist für alte und neue Fans unverzichtbar. Es wird auch eine Special Edition geben inklusive dem Video zum auch als Vorabsingle erschienenen Deeper down, auch eine limitierte Doppel-Vinyl-Auflage wird herausgebracht.

Veröffentlichungstermin: 09.10.2006

Spielzeit: 61:08 Min.

Line-Up:
Aaron Stainthorpe – Vocals
Andrew Craighan – Guitars
Hamish Glencross – Guitars
Adrian Jackson – Bass
John Bennett – Drums

Label: Peaceville

Homepage: http://www.mydyingbride.org

Tracklist:
1. To remain tombless
2. L´amour detruit
3. I cannot be loved
4. And I walk with them
5. Thy raven wings
6. Love´s intolerable pain
7. One of beauty´s daughters
8. Deeper down
9. The blood, the wine, the roses

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