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MUNDTOT: Spätsommer

Stupide Schrammelriffs, lahme Synthies und rau gesprochene Lyrics machen eben kein atmosphärisches Album, ganz gleich zu welcher Jahreszeit.

Sie nennen es “Spätsommer”, doch eigentlich ist es Herbst. Der Himmel trist, die Bäume kahl, Regen prasselt. Dazwischen MUNDTOT, die so fatalistisch und depri sind, dass selbst der graue Schleier der Natur tröstend wirkt. Nur stimmt hier etwas nicht – es fühlt sich nicht richtig an. Wenn der gesamte Gothic Rock ein Begräbnis ist, dann sind MUNDTOT der dickliche Dudelsackspieler, der auf seinem verstimmten Instrument “Amazing Grace” intoniert. Er passt eigentlich nicht in die Szenerie, hält sich für wichtiger, als er ist, und niemand will ihn bestellt haben – er ist einfach da. So schaffen sich auch MUNDTOT ihre eigene Welt, in der sie, ganz in ihr Leiden vertieft, mein Stöhnen geflissentlich überhören.

Und in dieser Welt, in der noch nicht einmal Schwarz-Weiß-Denken existiert, sind MUNDTOT unterwegs. Hier ist alles schlecht. Das Leben, die Mitmenschen, die Gesellschaft, der Mensch und “Spätsommer” leider auch. 50 Shades of Black? So ähnlich, wenngleich man in jeder Nuance des dunkelsten Farbtons vermutlich mehr Emotion finden würde als auf “Spätsommer” in seiner Gesamtheit. Ein gelangweilter Sänger – Emotionstabelle Marke Steven Seagal – kündigt mit monotoner Stimme die “Endzeit” an, während uns die dumpf schrammelnden Gitarren daran erinnern, was wir doch eigentlich an UNHEILIG haben – oder lieber doch nicht.

“Macht euch für das Scheiß-Ende bereit”, warnt uns Sänger Tino derweil. Ich war noch nie gefasster, doch der Schlusspunkt lässt noch ganze 40 Minuten auf sich warten. 40 Minuten, die mit einfältigen Keyboards, bemühter Industrial- / Dark Wave-Atmosphäre und philosophischen Erkenntnissen gefüllt sind. “Leid ist Schmerz, Schmerz ist Leben und Leben ist Leid” – MUNDTOT haben nicht nur den Durchblick, sie würden auch gut zu den Goth-Kids aus South Park passen.

“Spätsommer” ist von Anfang bis Ende nichtssagend konzipiert

Wenn es musikalisch wenigstens etwas Nennenswertes zu berichten gäbe, aber die locker gespielte Gitarre im Titeltrack, die durch ihre Unverkrampftheit einen angenehmen Kontrast zum niederschmetternden Grundtenor des Albums setzt, bleibt der einzige Ausreißer in einer knappen Dreiviertelstunde. Stattdessen geben Langweiler wie das Sedativum “Felsenfest”, das Dynamik genauso missen lässt wie Emotionen, den Ton an. Überhaupt ist “Spätsommer” von Anfang bis Ende so simpel und nichtssagend konzipiert, dass es unglaublich schwer fällt, irgendwelche Gefühlsregungen dafür aufzubringen. Es herrscht die pure Gleichgültigkeit. Stupide Schrammelriffs, lahme Synthies und rau gesprochene Lyrics machen eben kein atmosphärisches Album, ganz gleich zu welcher Jahreszeit.

Veröffentlichungstermin: 20.04.2012

Spielzeit: 43:29 Min.

Line-Up:
Tino Wagner
Francesco Macri
Florian Prantl
David Valkucak

Produziert von Hans Kohlenberger und Alex Klier (Mastering)
Label: Echozone

Homepage: http://mundtot.net/
Mehr im Netz: http://www.facebook.com/Mundtot

MUNDTOT “Spätsommer” Tracklist

01. Endzeit
02. Kein Zurück
03. Felsenfest
04. Lebensleid
05. Falscher Stolz
06. Virus Mensch
07. Zweites Gesicht
08. Ein Zwischenspiel
09. Tanz Den Untergang
10. Spätsommer
11. Viel Zu Viel

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