MOTHLITE: Dark Age

Daniel O´Sullivan versprach "total Pop". Und er hielt Wort.

Hand aufs Herz. Es flog soeben ein Nachtfalter auf meine Tastatur, jetzt wo ich anfing diesen Artikel über eben MOTHLITE zu schreiben. Was soll uns das sagen? Eine Warnung, gnädig mit diesem Album zu sein? Doch von vorne: Es ist schon mehr als zwei Jahre her, da versprach Daniel O´Sullivan, dass es ein neues MOTHLITE-Album geben würde. Er versprach total Pop. Und er hielt Wort. Von den MOTHLITE, die wir auf The Flax Of Reverie vor vier Jahren kennen und lieben lernten, ist nicht mehr viel übrig. Stattdessen, werden wir eingeladen die Siebziger hinter uns zu lassen, und finden uns in einer grellen Neo-Achtzigerwelt wieder, die so wirkt, als wären die Ideen von damals nicht unbedingt retro, sondern noch immer neu und aufregend frisch und irgendwie anders gedacht. Das alles aus dem Blick von heute.

Man mag es sich nur schwer vorstellen können wenn man diese Mischung aus Wave, Synthiepop, Trip Hop und Art Rock nicht selbst gehört hat, aber es funktioniert – zumindest größtenteils. Der Titel mag täuschen, wirklich negativ ist die Stimmung auf Dark Age nicht unbedingt. Mal ist es etwas schrullig und verschroben, was wir hören, dann ist es wieder geheimnisvoll und reich an Stimmungen. Mal ist es etwas lebhaft, mal etwas melancholisch, das dunkle Zeitalter, in das MOTHLITE uns entführen. Dass es für O´Sullivan eine gefühlte Ewigkeit dauerte bis Dark Age fertig gestellt war, hört man dem Album auch an. Die klare Linie, der rote Faden ist vorhanden, aber nur wegen der durchgehend homogenen Stilistik. Ansonsten ist Dark Age ein Album, bei dem durchaus die Songs zählen, und nicht das Gesamtwerk. Somit ist es verschmerzbar, dass sich zwischen den starken Songs ein paar Durchhänger befinden.

Der Großteil von Dark Age ist jedoch fern von diesen schwachen Stücken: Das fängt an bei Disappear, Something In The Sky und Dreamsinter Nightspore, die sich allesamt im Laufe ihrer Spielzeit in unwahrscheinlich starke Songs verwandeln und bisweilen Gänsehaut erzeugen können, auch wenn ihr erster Eindruck trügt und man zunächst an DEPECHE MODE in ihrer Midlife-Crisis denken möchte. Da braucht es einfach etwas Geduld, dann wird das schon mit diesen Songs. Dem stehen allerdings auch Stücke gegenüber, die nicht von dieser Welt zu sein scheinen, wie Zebras oder der wundervoll arrangierte und dezent orchestrierte Abschlusssong Red Rook. Das absolute Highlight des Albums ist jedoch das einfach perfekt geschriebene, sinnlich-düstere und sehr eingängige Seeing In The Dark, das nicht mal von dem sehr geschmackssicheren, tanzbaren und atmosphärischen Titelsong übertroffen werden kann. Die weniger Stücke, das sind unter anderem The Blood und Milk, die aber maximal etwas spleenig und nicht so elegant klingen, wie der Rest an Dark Age. The Underneath, das atemberaubend elegisch beginnt enttäuscht in der zweiten Hälfte sogar bitter, indem es sich in einen belanglosen Progressive Rock-Song verwandelt, der sogar PORCUPINE TREE peinlich wäre.

Erstaunlich ist, dass sich die Songs alle einem stilistischen Ganzen unterordnen, obwohl verschiedenste Elemente zum Einsatz kommen. Das fängt bei den Rhythmen an, die mal vom Schlagzeug stammen, dann wieder aus geschmackvollen Beats bestehen. Daneben gibt es eine Fülle von Synthesizern, die genauso zum Einsatz kommen wie das Grand Piano. Zusammen gehalten wird diese fragile Konstruktionen in erster Linie durch die songschreiberische Handschrift von O´Sullivan, aber auch seine Stimme, die in der Tat so klingt, als hätte er viel von seinem ULVER-Kollegen Kristoffer Rygg gelernt. Produziert ist dieses Album sehr modern, die Bässe sind mitunter extrem wuchtig, alles ist transparent und druckvoll. Es ist also eine Neuzeitliche Hommage an TALK TALK und COCTEAU TWINS, was MOTHLITE hier auffahren. Das hat Stil und Relevanz, ist nur nicht in jeder Hinsicht konsequent zu Ende gedacht. Immerhin, dank einiger brillanter Songs ist Dark Age sehr zu empfehlen, ein Stück wie Seeing In The Dark möchte ich in diesem Leben nicht missen. Nur wer sich MOTHLITE nach The Flax Of Reverie ohne den Vibe der Siebziger nicht vorstellen kann, sollte vorsichtig an dieses Zweitwerk heran gehen. Vielleicht dachte also dieser eingangs erwähnte Nachtfalter also einfach nur, ich wäre zu sehr auf die Siebziger fixiert. Absurd.

Veröffentlichungstermin: 1. Juni 2012

Spielzeit: 46:55 Min.

Line-Up:
Daniel O´Sullivan
Knut Jonas Sellevold
Benjamin Dawson

Label: Kscope Music

Homepage: http://www.mothlite.co.uk/

Mehr im Netz: http://www.facebook.com/mothlite

Tracklist:
1. Wounded Lions
2. Disappear
3. Seeing In The Dark
4. The Blood
5. Something In The Sky
6. The Underneath
7. Zebras
8. Dreamsinter Nightspore
9. Milk
10. Red Rooks
11. Dark Age

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