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MELVINS: Everybody Loves Sausages

Natürlich ist das brillant: Die MELVINS covern sich mit zahlreichen Gastmusikern durch Punkrock, Artrock, Oldies und Ambient.

Auch wenn es so scheint, als wären die MELVINS schon immer da gewesen, auch wenn manche ganz zurecht behaupten würden, dass, wenn es einen Gott gäbe, er Buzz Osborne heißen würde, sie wandeln nicht schon seit dem Urknall auf der Erde. Diese überraschende Erkenntnis wird dadurch untermauert, dass auch die MELVINS mal auf die Musik von anderen abgefahren sind. Das glaubst du nicht? Mir fiel es auch schwer, schließlich sind die MELVINS sowas wie das Alpha und das Omega. Und nachdem nicht nur eine Menge jüngerer Musiker den MELVINS schon Tribut zollten, drehen unsere Helden nun den Spieß um. Das heißt nichts anderes, als dass eine Menge alter Punk- und Rocknummern auf Everybody Loves Sausages gecovert werden. Natürlich extravagant und stilvoll, wie wir es von unserer Lieblingsband aus Los Angeles gewohnt sind.

Falls es jemand noch nicht wissen sollte, die MELVINS haben große Covererfahrung, haben sowohl vor Ewigkeiten, wie das KISS-Stück Going Blind auf Houdini zeigt, als auch in der jüngsten Vergangenheit mit My Generation auf The Bride Screamed Murder und Let Me Roll It auf Freak Puke schon fleißig ihren Helden die Ehre erwiesen. Nun wird es wirklich wild. Es werden sowohl obskure Bands ausgegraben, es werden große Helden nachgespielt, es wird gejammt, es wird gerockt, mal spielen THE MELVINS LITE mit Trevor Dunn, dann sind wieder teils recht prominente Gastsänger dabei. Aber von vorn. Los geht es mit einem Riffgewitter in Form des VENOM-Covers Warhead mit SCOTT KELLY am Gesang. Richtig animalisch und böse ist das. Not bad. Danach ein radikaler Bruch zum zuckersüßen QUEEN-Cover Best Friend mit dem freundlich singenden Caleb Benjamin am Mikrofon. Da wissen wir alle wieder, warum wir QUEEN innig lieben und müssen dringend mal wieder A Night At The Opera hören.

Zuvor aber ab in die Punkzeit, das wilde Black Betty kommt, mal ganz ohne Gastbeitrag, Set It On Fire mit Mark Arm schlägt in die gleiche Kerbe. Attitude von THE KINKS mit drittem Schlagzeuger Clem Burke rockt auch ordentlich, ebenso der retro-POP-O-PIES-Hit Timothy Leary Lives in der MELVINS LITE-Version und Art School von THE JAM bei dem Tom Hazelmeyer mitmischt. Dazu kommt das brillante DAVID BOWIE-Cover Station To Station mit einem glänzend aufgelegtem JG Thirlwell sowie Carpe Diem von THE FUGS und Romance von TALES OF TERROR, die beide fast auf ULVERs Childhood´s End gepasst hätten. Puh. Abgeschlossen wird Everybody Loves Sausage mit dem noisigen, elektronischen LoFi-THROBBING GRISTLE-Cover Heathen Earth, das King Buzzo im Alleingang eingespielt hat. Bemerkenswert ist auch das von Trevor Dunn gesungene Female Trouble der Seventies-Drag-Queen DIVINE, das richtig schmutzig und irgendwie sexy klingt. In den Schatten gestellt wird das alles von der praktisch unhörbaren Version des ROXY MUSIC-Klassikers In Every Dream Home A Heartache mit Jello Biafra, der wie üblich leicht hysterisch klingt, was aber einen seltsamen Kontrast zum Song ergibt, vor allem wenn es am Ende recht ausufert.

Wenn die MELVINS ein Coveralbum parat haben, dann kann man sich nur sicher sein, dass man sich nicht sicher sein kann. Everybody Loves Sausages ist also der erwartete Hirnfick, voller großartiger Ideen, mit einer irren Bandbreite, riesiger Spielfreude und einem nicht zu verachtendem Insiderwissen, von dem wir alle noch etwas mitnehmen können. Nicht von ungefähr gibt es pro Song von King Buzzo noch ein paar Sätze mit Kuriosa, Wissenswertem oder Ausgedachtem. Wie üblich ist das Album von Toshi Kasai klanglich ausgezeichnet veredelt, so dass sich MELVINS-Freunde auf eine Stunde genial-bizarrer Musik freuen können, auch wenn Coveralben natürlich nicht so schön sind wie reguläre Alben. Aber Everybody Loves Sausages steht der üblichen MELVINS-Beklopptheit in nur sehr wenig nach und ist somit eine weitere Perle dieser massiven, heiligen Überband.

Veröffentlichungstermin: 26. April 2013

Spielzeit: 54:02 Min.

Line-Up:
Buzz Osborne – Vocals, Guitar, Stylophone, Bass, Backing Vocals
Dale Crover – Drums, Backing Vocals
Jared Warren – Bass, Backing Vocals
Coady Willis – Drums, Backing Vocals
Trevor Dunn – Vocals, Double Bass

Gastmusiker:
SCOTT KELLY – Vocals, Guitar
Caleb Benjamin – Vocals
Mark Arm – Vocals
JG Thirlwell – Vocals
Clem Burke – Drums
Jello Biafra – Vocals
Kevin Ruthmanis – Bass
Tom Hazelmeyer – Vocals, Guitar
Toshi Kasai – Keyboards

Produziert von THE MELVINS
Label: Ipecac Recordings

Homepage: http://www.melvins.com
Mehr im Netz: https://www.facebook.com/melvinsarmy

Tracklist:
1. Warhead (VENOM, mit SCOTT KELLY)
2. Best Friend (QUEEN, mit Caleb Benjamin)
3. Black Betty (Original Artist Unknown)
4. Set It On Fire (THE SCIENTISTS, mit Mark Arm)
5. Station To Station (DAVID BOWIE, mit JG Thirlwell)
6. Attitude (THE KINKS, mit Clem Burke)
7. Female Trouble (DIVINE a.k.a. John Waters)
8. Carpe Diem (THE FUGS)
9. Timothy Leary Lives (POP-O-PIES)
10. In Every Dream Home A Heartache (ROXY MUSIC, mit Jello Biafra und Kevin Rutmanis)
11. Romance (TALES OF TERROR)
12. Art School (THE JAM, mit Tom Hazelmeyer)
13. Heathen Earth (THROBBING GRISTLE)

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