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MASERATI: Maserati VII

Das groovt, das pulsiert, das ist tiefenentspannt. MASERATI machen irgendwie alles sexy.

Wenn das schrecklich gemusterte Hemd nur halb zugeknöpft ist, die Brusthaare unter diesem geschmacklosen Kleidungsstück hervor sprießen, der buschige Schnauzer sich wegen eines schiefen Grinsens verbiegt und der Typ hinter dem Lenkrad unter seiner dunkel getönten Pilotenbrille einen Blick ausstrahlt, der von purer Geilheit gezeichnet ist, dann finden Frauen das normalerweise eher abstoßend. Läuft dazu aber MASERATI, könnten diese Frauen unserem Relikt aus den Achtzigern, wie er da in seinem Dodge Viper sitzt, locker verfallen. MASERATI machen irgendwie alles sexy. Den Schneesturm wie den Frühling, die Steuererklärung wie die Praktikantin aus der vierten Etage. Es pulsiert, es groovt, es geht in die Beine und es zaubert einen gewissen Glanz auf jede noch so schäbige Oberfläche, und wenn es nur unser Autofahrer, unser Miami Vice-Protagonist für Arme ist.

Maserati VII geht den Weg von Pyramid Of The Sun größtenteils weiter, hat flotte, treibende Grooves parat, die oft aus einem E-Drumkit kommen und schon alleine für ein feuchtes Höschen sorgen. Daneben gibt es komplexe Gitarrenarbeit mit verspielten Melodiefiguren, einen treibenden Bass und schöne analoge Synthesizer. Nicht erst seit dem Film Drive ist diese Ästhetik, diese kühle, durchgestylte Hingabe an die Achtziger wieder angesagt, und MASERATI waren vorne dabei, diesen Stil wieder salonfähig zu machen. Und das, obwohl Pyramid Of The Sun mehr Krautrockelemente parat hatte, als Maserati VII. Sprich, das neue Album der Instrumentalband hat die Siebziger trotz der Synthesizer hinter sich gelassen, auch trotz recht progressiver, langer Songs. San Angeles, Martin Rev, Abracadabraracab und San Tropea sind völlig tiefenentspannt, passen zur Bong ebenso wie zu einem Cocktail, vor allem aber zum nackten Asphalt und halten meistens die Waage zwischen Eingängigkeit und progressiven Experimenten.

Maserati VII ist hervorragende Musik zum Autofahren, immer schön die Autobahn entlang, immer der Sonne entgehen. Und trotzdem haben MASERATI mehr als nur einen Groove parat. Das zeigt Solar Exodus, das sich von einer sehr spacigen Nummer in einen kleinen Hit inklusive schlau platziertem Vocoder Gesang verwandelt, ebenso wie das erdig rockende Earth-Like. Die ganz großen Momente, die Pyramid Of The Sun hatte, diese Momente, die dafür sorgen, dass kein anderes Album auch nur den Hauch einer Chance hat zu laufen, fehlen aber bei Maserati VII. Es ist ein schönes, unwahrscheinlich sinnliches und sexy klingendes Instrumental Rock-Album mit einer Menge gelungener Songs, aber es ist nicht so persönlich und so betörend wie sein Vorgänger, auch den Umständen von Jerry Fuchs´ tragischem Tod wegen. Ob man nun aber enttäuscht sein muss von dem, was MASERATI auf ihrem siebten Album bieten, kann mit nein beantwortet werden. OK, die Chancen Frauen zu kriegen, wenn du in deinem Wagen durch die Stadt gondelst, steigt vermutlich nicht um einhundert Prozent, wenn MASERATI laufen, auch wenn das ein praktischer Anreißer zu diesem Artikel war. Aber du fühlst dich zumindest um einhundert Prozent cooler, wenn sie laufen. Nur bitte knöpfe das Hemd zu, ist noch kalt jetzt im März.

Veröffentlichungstermin: 2. Oktober 2012

Spielzeit: 53:51 Min.

Line-Up:
Coley Dennis
Matt Cherry
Chris McNeal
Mike Albanese
Label: Temporary Residence Ltd.

Homepage: http://www.ihaveadagger.net

Mehr im Netz: http://www.facebook.com/pages/MASERATI/22555970672?fref=ts

Tracklist:
1. San Angeles
2. Martin Rev
3. The Eliminator
4. Flashback
5. Abracadabracab
6. Solar Exodus
7. Lunar Drift
8. Earth-Like
9. San Tropea

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