blank

MANTICORA: 8 Deadly Sins

BLIND GUARDIAN auf progressiv, aber ohne deren Gespür für große Melodien…

Deutlich früher als erwartet und damit auch völlig überraschend lieferten BLIND GUARDIAN kürzlich in Form von 8 Deadly Sins ihr neuestes Studioalbum ab, welches in zehn Songs die Reflektionen eines auf dem Sterbebett liegenden Mannes, behandelt. Die Krefelder orientieren sich dabei wieder stärker am Imaginations From The Other Side-Opus, was sich in erster Linie an dem vergleichbaren Härtegrad sowie der progressiveren Ausrichtung festmachen lässt, welche wiederum in Form von futuristischen Keyboards, für die Band eher untypischen Keyboardsoli und recht komplexen Songstrukturen in Erscheinung tritt. Hansi Kürsch hat sich auch auf alte Tugenden besonnen, dabei gleichzeitig an seiner Stimme gearbeitet und singt auf 8 Deadly Sins wieder vermehrt aggressiv, ohne dabei die Melodien zu vernachlässigen. Immer noch zeichnet sich der Sound der Band durch die Vielzahl von mächtigen Chören aus, wobei der Bombastfaktor aber erfreulicherweise wieder ein ganzes Stück zurückgeschraubt wurde.

Die gewohnt druckvoll produzierte Scheibe, durch die sich eine leicht melancholische Grundstimmung zieht und die trotz verstärkten Keyboard-Einsatzes ziemlich heavy ausgefallen ist (Playing God und It Feels Like The End können mit schon fast in Thrash Metal-Regionen vorstoßendem Riffing und rasanten zweistimmigen Gitarrenläufen begeistern), bietet mal wieder unzählige Ideen, die es zu entdecken und zu verarbeiten gilt. Dank komplexer und teils progressiver Riffs, wie etwa in Enigma, und ebensolcher Songstrukturen macht es wirklich Spaß, sich längere Zeit mit dem Album zu beschäftigen, und Langeweile kommt nicht allzu schnell auf.

Im direkten Vergleich zu früheren BLIND GUARDIAN-Alben fehlen auf dem neuesten Output allerdings die echten Hits. Das Material ist bei aller Vorliebe für komplexe Songstrukturen teilweise schon zu sperrig, es sind keine Griffpunkte zu entdecken, an die man sich klammern kann. Das mag auch darauf zurückzuführen, dass Hansi Kürsch mit teil recht ungewöhnlichen Tonfolgen experimentiert, die nicht so gleich ins Ohr gehen wollen, wie etwa bei der nahezu kitschfreien Ballade Fall From Grace. Der einzige wirkliche Hit auf diesem Album ist wohl Help Me Like No One Can, ein schnelles, leicht thrashig angehauchtes Stück, das einen mit seinem tollen Gesang gleich mitreißt und ein wenig an Songs wie Another Holy War erinnert.

P.S. Lars F. Larsen, der Sänger von MANTICORA, klingt Hansi Kürsch zwar verblüffend ähnlich, ist aber eindeutig der bessere Sänger. Die von Finn Zierler eingespielten Keyboards geben der ansonsten wirklich überdeutlich an BLIND GUARDIAN erinnernden Musik in der Tat einen kleinen BEYOND TWILIGHT-Touch. Alles in allem ein gutes Album der Dänen, dem es zwar deutlich an Eigenständigkeit und ganz großen Melodien mangelt. Wer sich jedoch eine progressivere Version von BLIND GUARDIAN vorstellen kann, der macht mit 8 Deadly Sins nichts verkehrt.

Veröffentlichungstermin: 25.10.2004

Spielzeit: 54:53 Min.

Line-Up:
Lars F. Larsen – Gesang

Kristian Larsen – Gitarren

Mads Volf – Drums

Kasper Gram – Bass

Produziert von Tommy Hansen
Label: Massacre Records

Hompage: http://www.manticora.dk

Email-Adresse der Band: manticora@intromental.com

Tracklist:
1. Present. If?

2. King Of The Absurd

3. Playing God

4. Melancholic

5. Creator Of Failure

6. It Felt Like The End

7. Enigma

8. Fall From Grace

9. Help Me Like No One Can

10. Present. If,Then

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner