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MANES: vilosophe

"vilosophe" von MANES ist das (vorläufige) Endprodukt einer Metamorphose–vom Old School Black Metal zum avantgardistischen Experiment…

MANES scheinen wieder mal ein Beispiel dafür zu sein, dass Schwarzmetall auch als eine Art Sprungbrett in andere musikalische Gefilde dienen kann. Vor allem für die norwegische Szene scheint sich diese Annahme zu bewahrheiten, man denke etwa an ULVER oder EMPEROR. MANES huldigten in den 1990er Jahren dem Old School Black Metal, was zuletzt auf „Under ein blodraud maane“ hörbar gemacht wurde. Wer jedoch auf „vilosophe“ musikalisch ähnliches erwartet, ist völlig schief gewickelt.

Inzwischen haben sich die Norweger völlig anderen Klängen verschrieben—eine Kompromissmischung aus elektrischen Klängen und Schwarzmetall wurde also nicht vollzogen. Vielmehr liessen sich die neuen Klänge als „Neo Avantgarde Metal“ beschreiben, obschon die Metal-Komponente nicht unbedingt vorherrschend ist. Stattdessen gibt es reichlich Elektronika, atmosphärische Flächensounds, cleanen Gesang und Beats, die der Trip Hop-Welt entsprungen sind. Bereits der gelungene Opener „nodamnbrakes“ wartet mit Harmonien und Klängen auf, die an die Franzosen von AIR erinnern. Als weitere Parallelen dürften RADIOHEAD oder CHROMA KEY genannt werden. Die ruhigeren Momente erinnern an ULVERs „Perdition City – Music To An Interior Film“-Album. Allerdings kommen auf „vilosophe“ auch sperrigere Klänge zum Zug, und auch Breakbeats (etwa in „death of the genuine“) sind willkommen.

Obschon „vilosophe“ als abgefahrene Musikexpedition durchaus zu überzeugen mag, hat das Album einen entscheidenden Durchhänger, den letzten Track „confluence“. Hierbei handelt es sich nicht um ein Geräuschoutro, sondern um ein sage und schreibe fünf Minuten lang dauernde Gelaber (auf Deutsch) eines „Frauenmörders“, der offensichtlich Probleme mit Intimbeschwerden seiner Frau hatte. So originell die Idee auch sein mag, fünf Minuten sind zu lang und nerven schlicht und ergreifend, ganz abgesehen von dem Bruch, den sie zum Rest der Scheibe herstellen—„confluence“ ist wirklich ärgerlich.

Ausser diesem letzten wunden Punkt ist „vilosophe“ allerdings ein interessantes Werk, das Anhängern von experimentellen Symbiosen sicherlich angenehme Hörerlebnisse beschert.

Spielzeit: 47:08 Min.

Line-Up:
Asgeir Hatlen: Vocals

Eivind Fjoseide: Gitarren

Rune Hoemsnes: analoge Drums

Tor-Helge Skei: Gitarren, Elektronik, Programmierung und Sequenzer

Tommy Sebastian: Vocals

Torstein Parelius: Bass, Worte und Gedanken

Label: code666

Homepage: http://www.code666.net

Email: ulcero@hotmail.com

Tracklist:
1. nodamnbrakes

2. diving with your hands bound (nearly flying)

3. white devil black shroud

4. terminus a quo / terminus ad quem

5. death of the genuine

6. ende

7. the hardest of comedowns

8. confluence

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