Es gibt Dinge, an denen scheiden sich die Geister. Es gibt Dinge, die sind eigentlich wunderschön und können durch eine Klitzekleinigkeit verdorben werden. Aber immer schön der Reihe nach.
MALEDICTIVE PIGS liefern auf ihrer neusten Veröffentlichung ein klassisches Todesmetallfeuerwerk ab und haben mit Soul Surgery eine fett produzierte Scheibe eingespielt, die Dampf macht und musikalisch äußerst stabil ist. Zermalmende Riffs und der fast allgegenwärtige Doublebass dominieren das Geschehen, aber auch nette Grooves komplettieren das Bild. Die Songs sind energisch und das Gesamtbild rund und trotzdem hätte ich mir an dieser Veröffentlichung einiges anders gewünscht. Das leidliche Thema Ich und Frogsound – Frogsound und Ich ist man als kontinuierlicher Leser wahrscheinlich schon beinahe gewohnt. Auch auf Soul Surgery pendelt der Gesang nicht durchgehend, aber doch kontinuierlich wiederkehrend, in diese abstrakten Sphären ab und ist für mich ab einem gewissen Punkt einfach nicht mehr ernstzunehmen. Eine derbe, tiefe Death Metal-Stimme hätte für mich diese Veröffentlichung endveredelt. Ob Chris Barnes-ähnliches Gegrunze oder Glen Bentons sattes, gedoppeltes Gebrülle, spielt dabei keine Rolle. MALEDICTIVE PIGS sind daher am Besten, wenn sich Sänger Henri Grothe auf seine natürlich dunkle Stimme verlässt, statt zu gurgeln, als hätte man ihm gerade einen Luftröhrenschnitt verpasst.
Dabei besitzen einige Songs richtig gute Schlagworte zu noch besseren Texten. Henri schafft es allerdings diese so derbstens eigenwillig auszurülpsen, dass man den Textzeilen selbst mit den Lyrics vor Augen kaum folgen kann. Soul Surgery, Genocide oder auch die politische Hymne Chaos, Fear & Despair kommen somit einfach nicht so richtig zur Geltung, wie sie es verdient hätten. Dass Soul Surgery trotzdem ein gutes Album bleibt liegt einfach daran, dass sich der Shouter immer an der Grenze des erträglichen hält und selten in wirklich abartige Frog-Eskapaden abdriftet. Diese finden dann im Hidden-Track Consequence, einer Coverversion von ULCEROUS PHLEGM statt, auf der der gute Henri dann mal richtig und wortwörtlich die Sau rauslassen darf. Das so was sich so großer Beliebtheit erfreut ist mir noch immer gänzlich unverständlich, denn das Gemisch aus Schweinegrunzen und Froschquaken hört sich einfach nur scheiße lustig an, in meinen Ohren aber nicht im geringsten brutal oder aggressiv.
Soul Surgery bleibt also einfach ein starkes Album mit guten Songs und intelligenten, aussagekräftigen Lyrics, das nur durch den Gesang ab und an etwas leidet. All diejenigen, die jetzt kopfschüttelnd vor diesen Zeilen sitzen, mir schlicht und einfach das Verständnis für diese Art von Gesang absprechen oder schon längst aufgehört haben zu lesen, weil ihr geliebter Quak-Gesang bei mir nicht seine verdiente Würdigung bekommt können und sollten hier aber unbedingt zugreifen. Wem es allerdings genauso geht wie mir, der sollte lieber erst mal ein Ohr riskieren – das aber in jedem Fall.
Veröffentlichungstermin: 14.02.2005
Spielzeit: 34:11 Min.
Line-Up:
Ronny Andrich – Bass
Andreas Marsch – Guitar
Henri Grothe – Vocals
Jan Neumann – Guitar
Daniel Andrich – Drums
Produziert von Patrick W. Engel
Label: Cudgel Agency
Homepage: http://www.maledictivepigs.de
Email: Henry.killzone@freenet.de
Tracklist:
01. M.T. 10.28
02. Soul Surgery
03. Genocide
04. Nihilism in short
05. Vital Confusion
06. Blind Bleeding
07. Chaos, Fear & Despair
08. Deathride
09. Warzone
10. Lobotomy
+ Hiddentrack Consequence (ULCEROUS PHLEGM)