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MAJEURE / SANKT OTTEN: Split

Retrosynthesizer, epische Stücke und Sci-Fi-Soundtrackwelten, wie aus den 1970ern und 80ern – MAJEURE und SANKT OTTEN haben eine herrliche Split parat.

Diese Split ist eine Zusammenkunft ganz nach meinem Geschmack. SANKT OTTEN haben sich vor knapp einem Jahr mit Morgen wieder lustig in mein Herz gespielt, da tauchen sie schon wieder auf und haben einen guten Freund mitgebracht. Der heißt A.E. Paterra und zieht unter dem Namen MAJEURE solo sein Ding durch, während er im echten Leben bei ZOMBI Synthesizer und Schlagzeug bedient. Natürlich liegen hier die Erwartungen hoch, vor allem wenn in der Presseinfo Fragmente wie Blade Runner-Soundtrack und VANGELIS auftauchen. Und Fakt ist außerdem, dass MAJEURE und SANKT OTTEN stilistisch wundervoll ineinander übergehen, so dass ein, für eine Split, schön geschlossener Gesamteindruck entsteht.

MAJEURE legen mit Moonbow los, einem sphärischen Intro, das Spannung aufbaut und durch eine geschmackvolle Auswahl an Retrosynthesizern glänzt. Das folgende The Traveller ist das treibendste Stück dieser ganzen Platte, ein stampfender, aber keineswegs billiger Beat, spacige Synthesizer und das Weltraumabenteuer mit Optik Animationen von Filmen aus dem Jahr 1982 im inneren Auge des Hörers ist perfekt. Abschließend beruhigen sich MAJEURE wieder etwas, mit tiefen, dröhnenden Synthesizern und einer etwas unheimlichen Atmosphäre. Wie auch STEVE MOORE solo ist MAJEURE dennoch nicht zu denselben qualitativen Höhenflügen fähig, als wenn sich beide unter dem Namen ZOMBI vereinigen. Dass hier ein echter Könner mit gutem Geschmack für Sounds und einem Händchen für atmosphärisches, aber nicht langweiligem Songwriting am Werk ist, muss allerdings nicht diskutiert werden.

Teil zwei der Split besteht aus den beiden Retrohelden SANKT OTTEN, die sich auf dem dramatischen Es ist nicht alles Gott was glänzt in epische Längen von knapp zehn Minuten vorwagen. Die beiden Musiker überraschen durch eine Ausdehnung all ihrer Markenzeichen und den Einsatz eines stampfenden, elektronischen Rhythmus in der ersten Hälfte. Ein wirklich starker, ungewöhnlich bitterer Song von SANKT OTTEN, mit dem die anderen Stücke nicht ganz mithalten können, aber den Weg von Morgen wieder lustig gekonnt fortsetzen. Gerade Ich beantrage die Unsterblichkeit ist dank seiner atmosphärischen Gitarren ganz bezaubernd, und Der Sonne entgegen mit seinen melancholischen Harmonien zum Sterben schön, während Mit offenen Augen mit seinem düsteren Synthesizern etwas dramatisch und grimmig klingt. Da bekommen wir gleich wieder Lust darauf, ein ganzes Album des Osnabrücker Duos zu hören. SANKT OTTEN wirken ganz natürlich, haben Humor, ein gutes Händchen für spannende, aber trotzdem zärtliche und nicht zu aufregende Songs, die mit ihrer Emotionalität unter die Haut gehen. Erste Klasse, so eine Band braucht Deutschland.

Als kleine Zugabe formieren sich beide Künstler unter dem Namen SANKT MAJEURE, um den passenden Schlusspunkt für diese Split zu bieten – sinnigerweise betitelt mit dem Namen Höhere Gewalt. Sehr atmosphärisch und warm geleiten dich alle drei Musiker aus dieser warmen Synthesizerwelt, die so sehr in den Siebzigern und Achtzigern verwurzelt ist, dass es begeistert. Eine Atmosphäre wie im Soundtrack von Blade Runner wird zwar nur von MAJEURE ansatzweise erschaffen, aber SANKT OTTEN liefern dafür die Musik zum Leben des Hörers. Dieses Mal aber eher für die bitteren Stellen, zum Beispiel dem Neujahrskater. Somit ist diese Split einerseits sehr homogen, andererseits auch abwechslungsreich, zumindest im Bereich der erzeugten Stimmungen. Wer gerne die Arbeiten von Carpentener, VANGELIS, GOBLIN, aber natürlich auch ZOMBI und SANKT OTTEN mag, wird hier garantiert große Freude haben.

Veröffentlichungstermin: 7. Januar 2011

Spielzeit: 43:16 Min.

Line-Up:

MAJEURE:
A. E. Paterra – Synthesizer

http://www.myspace.com/majeure

SANKT OTTEN:
Stephan Otten – Drums, Programming, Keys
Oliver Klemm – Guitar, Bass, Keys

http://www.myspace.com/sanktotten

Label: Denovali Records

Tracklist:

MAJEURE:
1. Moonbow
2. The Traveller
3. Aleph Institute

SANKT OTTEN:
4. Es ist nicht alles Gott was glänzt
5. Ich beantrage die Unsterblichkeit
6. Mit offenen Augen
7. Der Sonne entgegen

SANKT MAJEURE:
8. Höhere Gewalt

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