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LUCY´S DOLL: Formula For Hate

Über ein australisches Trio, das lieber Warsteiner als Foster´s trinkt.

Ein eingespieltes Trio aus Australien drückt dem Hörer mit Formula For Hate eine wild bekritzelte Visitenkarte in die Hand, deren Inhalt nur schwer zu entziffern ist. Dabei haben es LUCY´S DOLL nicht unbedingt nötig, hierzulande auf Hörerfang zu gehen, schließlich scheinen die Aussies mehr Zeit in Deutschland zu verbringen als in ihrer fernen Heimat. Überfliegt man die Tourdaten des letzten Jahres oder erkundigt sich nach anstehenden Live-Performances, so ist ausschließlich von deutschen Städten und Dörfern die Rede. Auch bei dem Label (Twilight) und dem Studio, in dem Formula For Hate eingehämmert wurde (Rosenquarz-Tonstudio), wird eher Warsteiner als Foster´s getrunken.

Doch klingen LUCY´S DOLL deswegen deutsch? Nein, kein bisschen. Viel mehr erinnert mich das Labeldebüt an Aussie Rules Football. Hier wird ohne Schutzbandagen der Moshpit unsicher gemacht, um sich nach der ausufernden Schlacht gemütlich zurückzuziehen und in geselliger Runde über das eben Erlebte zu scherzen. Als Genrebezeichnung führt das Label Alternative Metal an. Und das ließe sich so stehen lassen, wobei LUCY´S DOLL auch rockige und Hardcore-Anteile mit ins Programm nehmen. Man könnte auch von einem groben Querschnitt aus HELMET, DEFTONES, SLIPKNOT, SYSTEM OF A DOWN und GWAR sprechen.

Den größten Bonus spielen LUCY´S DOLL mit ihrer Energie und Spielfreude aus, die dank einer besonders organischen Produktion wunderbar zur Geltung kommt. Das Studioalbum erweckt tatsächlich so etwas wie Live-Atmosphäre und macht unsagbar neugierig, wie die Drei in natura wirken, wenn sie die Bühne zum Beben bringen. Zudem verstehen es die Australier, geschickt die für modernen Metal obligaten Tempowechsel ins Spiel zu bringen. Auch Steigerungsläufe wie am Beginn von Fighting With The Dead sind wichtige Ingredienzien, um den Hörer in Wallung zu bringen und wild umher zappeln zu lassen. Doch geizen LUCY´S DOLL auch nicht mit Melodien: so sind radiotaugliche Tracks wie Fortune Favours Noone eingängige Lieder zum entspannten Mitsingen. Und beim noch ruhigeren Severed packen die Australier dann auch noch den Schmalztiegel aus, wobei sich Gitarrist und Sänger Brenden als überraschend gefühlvoller Vokalist erweist, was man ihm in Anbetracht der vorherigen Tracks kein bisschen zugetraut hätte.

Eine Problematik wird Formula For Hate jedoch zu schaffen machen: die für meinen Geschmack unvorteilhafte Reihenfolge der Tracklist. Denn mit den ersten drei Nummern wird Formula For Hate nicht gerade optimal eröffnet. Zwar sind sie LUCY´S DOLL-typisch authentisch und ungehobelt, aber bieten weit weniger Angriffsfläche als fast der gesamte Rest des Albums. Interessierte, die das Album im Plattenladen Probe hören möchten, sollten daher unbedingt diese Nummern überspringen und gleich in medias res gehen. Denn ab Fighting With The Dead geht die australische Bierparty erst richtig los – bis in die Morgenstunden.

Veröffentlichungstermin: 21.04.2006

Spielzeit: 44:04 Min.

Line-Up:
Brenden – Vocals, Guitar

Treen – Drums

Wez – Bass, backing Vocals

Produziert von LUCY´S DOLL
Label: twilight

Homepage: http://www.lucysdoll.com

Email-Adresse der Band: band@lucysdoll.com

Tracklist:
1. Collapsing Angles

2. Not Screaming, Whispering

3. What Do You Think Of Me Now

4. Fighting With The Dead

5. Lost And Cold

6. Contaminate

7. From These Hands

8. Fortune Favours Noone

9. Severed

10. You Won´t Bring Me Down

11. Want To Be

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