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LST: Down Without End (Eigenproduktion)

Sehr eigensinniger – und obendrein cooler – Mix aus Death, Doom und Rock.

Jaja, so ist das mit den Erwartungen. Irgendwie ein Thema, das ich immer noch gerne durchkaue. Vom pechschwarzen Cover hab ich jetzt mega-trostlose Musik erwartet mit Kummer-geplagten Texten eines morbiden Sängers, herzzereißende Passagen aus den dunkelsten Teilen der menschlichen Seele, verwoben mit den Klängen einer melancholischen Oboe und dem Krächzen der Raben, den letzten Überlebenden, beim Leichenschmaus…

Ich übertreibe natürlich. Aber etwas düsteres habe ich schon erwartet. Schmeißen wir also alle Erwartungen (mal wieder) über Bord und sehen uns an, was da wirklich stattfindet, bei LST.

Die Band an sich setzt sich aus Mitgliedern von DECOMPOSED CRANIUM und ROTTEN COLD zusammen und hat mit The Tormenting Times und Doomed To Suffer bereits zwei (mir leider unbekannte) Alben in Eigenregie aufgenommen. In der Zwischenzeit wurde der alte Gitarrist Andi durch Armin an der Klampfe ersetzt.

Der vorliegende Drittling Down Without End zeichnet sich ganz klar dadurch aus, dass man ihn erstmal gar nicht einordnen kann. Was die Band selbst doomy Black `n` Roll oder Dark Fuckin`Metal nennt, ist ein extrem vielseitiger Potourri aus unterschiedlichsten Spielarten des Metal. Der Opener Down Without End ist ein recht simpler Rocker, der mit schweren, walzenden Grooves und Midtempo-Thrashparts aufwarten kann und gleich zu Anfang klar macht, dass LST ihre ganz eigene Schiene fahren. Everrolling Waves, der darauf folgende Song beginnt mit einem sehr ruhigen, akustischen Teil und zieht sich dann ganz lansgam zu einem doomigen, melodiösen Etwas hin. Die Stimme von Sänger Daniel Polsinger passt hier, wie auch beim ersten Song, wie die Faust aufs Auge, bringt die nötige Aggressivität mit sich und legt mit ihrer dreckigen, fiesen Art des Kreischens den Mantel der Einzigartigkeit über LST. Jetzt schon wird deutlich, dass das Cover täuscht, Down Without End ist nicht schwarz, sondern schillernd und vielseitig. Lieder, wie das Midtempo-Stück Sharpened Claws Of Hell klingen zwar ein bisschen herzloser, als zum Beispiel die ersten zwei Songs, aber dafür glänzt die Scheibe mit einigen sehr guten musikalischen Darbietungen. 1000 Nights Of Nothing zum Beispiel, beginnt abermals mit Akustikgitarren und steigert sich dan unversehens in eine (für LST-Verhältnisse) Uptemponummer mit Rock-Schlagseite. Locker flockige, klassische Heavy Metal-Parts mischen sich ungeniert mit doomigen Passagen, rockigen Grooves und akustischen Einschüben. Mit Another Round legen LST dann ihren Geschindigkeitsrekord hin und präsentieren ein schnelles rockiges Stück mit punkigen Einflüssen und thrashigen Holzparts.

Down Without End ist jedenfalls grenzenüberlaufend vielseitig, benutzt aber immer wiederkehrende Markenzeichen, die oftmals durch ihre Einfachheit gerade erst wirken. Überhaupt, man wird auf der Scheibe kein technische Gefrickel oder abgefahrene Stellen finden, die Scheibe fließt zäh und massiv, wie aus einem Guss dahin. Oftmals regiert der Minimalismus, richtig in Szene gesetzt, um maximale Wirkung zu entfachen. Vom Schlagzeug (dem Sound nach wurde ein Drumcomputer verwendet) sollte man nicht viel erwarten, bei LST kommt es auf die Gitarren an. Diese sind – dazu passend – auch in den Vordergrund gemischt und lassen Melodien und Grooves verlauten, die zwar nicht unbedingt Flitzfinger, aber durchaus Bauchgefühl verlangen. Und daher scheint Down Without End auch tatsächlich zu stammen: aus dem Bauch. Gnadenlos ehrlich und offen mit verspielten Leads an den einen und schweren, simplen Parts an den anderen Stellen. Herzblut und Emotionen findet man allemale auf dem Silberling. Dabei passt überraschenderweise trotzdem noch alles zusammen und auch der Gesamtsound untermalt das Ganze recht gut.

Und gerade, als man denkt, dass das alles trotz allem langsam etwas ermüdend wirkt liefern uns die Österreicher mit dem Abschlusssong I Hate You eine letzte Überraschung: ein THE EXPLOITED-Cover. Schnell, rotzig und mit gänzlich anderem Gesang. Punk pur und damit so ziemlich das kantigste Stück auf der Platte, das irgendwie gar nicht so richtig zum Rest der Stücke passen will. Und gerade deshalb passt es vielleicht so gut.

Sehr interessantes Album einer sehr interessanten Band. Wer sich auch nur ansatzweise für das Geschriebene interessiert, sollte das Teil mal anchecken. Auf der offiziellen Homepage kann man in die Songs reinhören und sogar zwei ganze Stücke herunterladen.

Spielzeit: 43:03 Min.

Line-Up:
Daniel Polsi Polsinger – Vocals, programming, arragement, Lyrics, Layout

Armin – All Strings

Produziert von Polsi
Label: Eigenproduktion

Homepage: http://lst.ugmusic.de/

Email: chainsawservice@gmx.at

Tracklist:
01. Down without End

02. Everrolling Waves

03. Sharpened Claws of Hell

04. 1000 Nights of Nothing

05. Another Round

06. Live to Fly

07. Morning Sun Rising

08. As good as it gets

09. Conquered by Heat (35 degrees)

10. I hate you (THE EXPLOITED-Cover)

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