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LOVEX: Divine Insanity

Wer gerne Bravo Hits hört und MTV guckt, der darf zugreifen…

Voilà, hier sind sie, die neuen Chartbreaker aus Finnland mit Namen LOVEX und was HIM kann, können wir schon lange, mögen sie sich wohl gedacht haben. Nun, das stimmt nur zum Teil, genauer gesagt zu dem Teil, der das Massenkompatible beinhaltet. Auf diesem Gebiet sind die 6 Finnen durchaus effizient. Als Paradebeispiel dürfte wohl die Single Guardian angel ausreichen. Man möge sich nur mit Grausen an die erste Hitsingle von THE RASMUS – wie hieß die doch gleich….genau, In the shadows – erinnern, die auf allen Radio- und TV-Stationen dermaßen oft rauf- und runtergedudelt wurde, dass man es mit der Zeit tatsächlich als Ohrenschmerzen empfand.
Aber zurück zu den neuen Sternchen am Gothic-Pop-Himmel. Obwohl der Einstieg mit dem vielversprechend knackigen Opener Bullet for the pain nicht besser hätte sein können, macht sich nach längerem Hörgenuss Ernüchterung breit. Was danach folgt, und ich sage das nur sehr ungern, ist Einheitsbrei mit sehr hohem Weichspülfaktor. Wo HIM noch mit großartigen Stimmungswechseln aufwarten konnten, klingt bei LOVEX vom zweiten Song (Guardian angel) bis zum siebten Song (Die a little more) alles verdammt ähnlich. Nach drei Durchläufen konnte sich immer noch keiner dieser Songs in meiner Birne festsetzen. Immer und immer wieder die gleichen Songstrukturen. Es passiert einfach nichts Überraschendes. Aber das Schlimmste ist, dass dieser Vielseitigkeitsmangel noch nicht mal das größte Übel von Divine Insanity ist. Wenn man sich das Frontcover so ansieht, könnte man meinen, dass man es hier mit wilden Jungs zu tun hat, aber Pustekuchen, alles nur Fassade. Einige wenige Metalriffs kann man schon ausmachen, aber bloß nicht zu viele, sonst verschreckt man vielleicht die Zielgruppe, in die man die Freunde der härteren Klänge gewiss nicht miteinbezogen hat. Alle potentiellen Ecken und Kanten wurden dann schlussendlich noch mit der Produktion abgeschliffen. Auch wenn das rock `n` rollige Halfway durchaus noch Spaß macht und das Album zum Ende hin mit dem flotten Divine insanity und dem akustischen Sleeptight regelrecht aufblüht, ist das für den Gesamteindruck definitiv zu wenig. Rein technisch gesehen kann man der Band keinen Vorwurf machen. Dass sie ihre Instrumente beherrschen, kann man den Stücken ohne Frage entnehmen und deshalb wäre Potential durchaus vorhanden, aber wer sich so offensichtlich nur darauf konzentriert, ein möglichst großes Stück vom Kuchen abzubekommen, darf sich nicht wundern, wenn der Schuss nach hinten los geht. Jemanden mit dem Wort Kommerz zu beschimpfen, halte ich persönlich für absolut platt, da jeder Musiker in gewisser Hinsicht daran interessiert ist, seine Werke einem möglichst großen Publikum zu präsentieren (diejenigen, die behaupten, dass ihnen der Zuspruch der Fans unwichtig sei, sind entweder arrogant, zu satt, oder besitzen keine Courage, das Gegenteil zuzugeben). Aber was LOVEX hier derart dreist und unverhohlen anstreben, ist genau eben genanntes Unwort.
Die Erfolge, die der Band vor allem durch die heutige Musikindustrie bzw. das Musikbizz ermöglicht werden und die sie ohne Frage erringen wird oder schon errungen hat, mögen ihr kurzfristig recht geben. Langfristig gesehen wird dann jedoch wohl auch die Kehrseite des Business in Form der Schnelllebigkeit zum Vorschein kommen und in ein paar Jahren kann sich kein Mensch mehr an diese 6 Herren aus Finnland erinnern, wenn sie sich weiterhin nur darauf beschränken auf MTV bzw. der Bravo Supershow zu glänzen. Beispiele dafür gab es in der Vergangenheit genügend: z.B. oben genannte THE RASMUS, oder LIMP BIZKIT, die EMIL BULLS usw.
Wenn überhaupt, dann würde ich LOVEX denjenigen unterm Vampstervolk empfehlen, denen HIM zu Deep Shadows And Brilliant Highlights-Zeiten besonders zusagten.
Ojemine, die neue LOVEX-Single wartet schon darauf, besprochen zu werden…

Veröffentlichungstermin: 16.02.2007

Spielzeit: 40:50 Min.

Line-Up:
Gesang: Theon
Gitarre: Vivian Sin`amor
Sammy Black
Bass: Jason
Schlagzeug: Julian Drain
Keyboards: Christian

Produziert von Teropekka Virtanen & Erno Laitinen
Label: GUN Records

Homepage: http://www.lovex-music.de

Tracklist:
1.Bullet for the pain
2.Guardian angel
3.Oh how the mighty fall
4.Remorse
5.Bleeding
6.Anyone anymore** (Bonus Track der Special Edition)
7.Wounds
8.Die a little more
9.On the sidelines
10.Shout** (Bonus Track der Special Edition)
11.Halfway
12.Divine insanity
13.Sleeptight* (nur auf der Standard Edition)

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