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LONG DISTANCE CALLING: Long Distance Calling

Ein Nummer-Sicher-Album von everybody´s Instrumental Rock-Darling.

Es lebt, das Klischee vom sagenumwobenen dritten Album, vom Make it or break it. Das weiß auch die Plattenfirma, die sich aber beruhigt zurücklehnen kann, denn dieses Pferd im Stall läuft gut und lahmt nicht. Vielleicht haben sich LONG DISTANCE CALLING eben genau deshalb für eine Manifestation ihres Namens im Albumtitel entschieden haben. Ja, wir packen es. Auf neudeutsch: Yes, we can. Nein, daran hat niemand auch nur den leisesten Zweifel, der die Truppe aus Münster seit Anfang an verfolgt. Ein kometenhafter Aufstieg, richtig gute Alben, aber auch verbesserungsfähige Livequalitäten. Immerhin, LONG DISTANCE CALLING spielen jedes Rattenloch und haben mit ihrem Drittwerk ein Album parat, das zeigt, wie eingespielt diese Band mittlerweile ist.

Und dennoch, die Mischung geht dieses Mal nicht ganz so gut auf, wie auf dem letzten Album Avoid The Light. LONG DISTANCE CALLING können keine neuen Akzente setzen, verlassen sich auf die Mischung aus erdig-komplexem Instrumental Rock und großen epischen Momenten. Wie immer geben sich LONG DISTANCE CALLING ihren langen, fast ausschließlich instrumentalen Kompositionen hin: Into The Black Wide Open sorgt gleich zu Beginn des Albums für mehr als nur Anerkennung. Zwischen satt rockenden Momenten und epischen und doch zurückhaltenden Hooks, wie RED SPAROWES Debütalbum At The Soundless Dawn entfaltet sich das Stück geradezu meisterhaft. Danach baut Long Distance Calling aber ab. The Figrin D´an Boogie wirkt blass, Invisible Giants ist etwas zu lange geraten und zieht sich gegen Ende etwas und ausgerechnet die Quasi-Bandhymne Arecibo (Long Distance Calling) ist einer dieser rockenden Songs, die eben nicht so funktionieren, wie die lang gezogenen, erhabenen Momente. Immerhin, dieses Stück sorgt in der Mitte des Albums für etwas Abwechslung.

Mit dem komplexen, aber ruhigen Timebends und dem langgezogenen, melancholischen Schlusspunkt Beyond The Void machen die fünf Musiker wieder Boden gut, aber das Highlight des Albums ist wieder einmal das Stück, bei dem sich ein Gastsänger austoben darf. Dieses Mal handelt es sich überraschenderweise um John Bush, dessen Stimme aber wirklich gut zu dem düsteren, subtil aggressivem Song Middleville und seinen spannenden Wendungen passt. Insbesondere hier wird deutlich, wie sauber und sicher die Musiker agieren, wie gut ihnen die letzten Jahre voller Touren getan haben, wenngleich es vielleicht auch gerade deshalb am Ideenreichtum ein wenig mangelt. Immerhin, das Riffing ist solide und die elektronische Komponente bekommt ein wenig mehr Platz in der Musik. Richtung gut und sicher sitzt aber vor allem das Schlagzeugspiel von Janosch Rathmer, der eine Menge richtig guter Ideen parat hat und sich von einschläfernden Post Rock-Schlagzeugern wohltuend abhebt.

Immerhin, das dritte Album der freundlichen Instrumental Rocker ist kein so chaotisches Potpurri, wie das Artwork es vermuten lässt. Ja, LONG DISTANCE CALLING haben mit ihrem Drittwerk ein schönes Album parat, und ja, Long Distance Calling ist etwas zu harmlos um wirklich Eindruck zu schinden. Es ist eher so ein Gute-Laune-Album, eins das auch mal nebenbei laufen kann, aber die großen Offenbarungen nicht auszuspielen vermag. Es ist eine Pflichtübung, die keine Akzente setzt, die auf Nummer sicher geht, die dank dem Sound aus dem Horus Studio edel klingt und auch irgendwie Spaß macht. Der Neulingsbonus ist verspielt, so sehr wie das wunderbare zweite Album Avoid The Light reißt Long Distance Calling leider nicht mehr mit. Fans von LONG DISTANCE CALLING dürfen aber sowohl zuschlagen, als auch anderer Meinung wie ich sein.

Veröffentlichungstermin: 18. Februar 2011

Spielzeit: 56:05 Min.

Line-Up:

Florian Füntmann – Guitars
David Jordan – Guitars
Jan Hoffmann – Bass
Janosch Rathmer – Drums
Reimut van Bonn – Electronics and Sounds

Label: Superball Records

Homepage: http://www.long-distance-calling.de/

MySpace: http://www.myspace.com/longdistancecalling

Tracklist:

1. Into The Black Wide Open
2. The Figrin D´an Boogie
3. Invisible Giants
4. Timebends
5. Arecibo (Long Distance Calling)
6. Middleville
7. Beyond The Void

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