blank

LONG DISTANCE CALLING: Avoid the Light

Eine einstündige Weltreise voller Dramatik, Spannung und großer Gefühle. LONG DISTANCE CALLING steigern sich im Vergleich zum Debütalbum deutlich.

Dramatisch, aber wahr: Wenn das Fernweh ruft, dann ist oftmals Schluss mit lustig, dann sitzt du da, sinnierst, warum du schon wieder kein Geld hast und keinen Urlaub kriegst um mal Südamerika unsicher zu machen. Das Leben ist eben ungerecht, brutal und doch eintönig. So ein Farbtupfer ist da notwendig, der diese seltsame Tristesse erträglich werden lässt. Und auch wenn angeblich das Licht der natürliche Feind vom zweiten Album der Münsteraner LONG DISTANCE CALLING ist, so sehr tauchst du beim Hören von Avoid the Light in die Wärme und unbequeme Schönheit einer kleinen Weltreise ein und kannst dein Fernweh zumindest für eine Stunde stillen.

Und diese Reise beginnt mit dem eröffnenden Apparitions voller Vorfreude, Sehnsucht und Aufregung. Das zwölfminütige und zugleich längste Stück dieses Zweitwerks glänzt mit sensationeller Gitarrenarbeit, einem wahnsinnig spannenden Songaufbau, einer Atmosphäre, die zum Weinen schön ist. Ganz klar, hier stecken LONG DISTANCE CALLING für die folgenden fünf Stücke die Messlatte enorm hoch. Und schon der nächste Song, das erdig rockende Black Paper Planes kann diese Klasse ebenso wenig erreichen, wie das darauf folgende und eher schwermütige 359°. Dafür wird der Hörer mit I Know You, Stanley Milgram! nach einem zweiminütigen Intro in das kalte Wasser geworfen. Zwischen herbem Instrumental Rock und schrägen, sowie etwas melancholischen Momenten pendelt das zehnminütige Stück auf geradezu manische Art und Weise und klingt wie eine Melange aus DON CABALLERO und PELICAN.

So richtig finden LONG DISTANCE CALLING ihre Form mit The Nearing Grave wieder, ein trauriges Stück, bei dem Gastsänger Jonas Renkse den typischen KATATONIA-Vibe voll in die Musik einbringt, so dass dieser Song geradezu brilliert, vor allem aber dank Renkse und seiner unvergleichlichen Stimme. Um sich nach dieser Nummer wieder etwas aufbauen zu lassen ist das abschließende Sundown Highway genau das Richtige. Als würdest du mit einem Cabrio dem Sonnenuntergang in der Wüste von Utah entgegen fahren, Roadmovie Extravaganza. Von entspannt und leise, bis hin zu leicht dramatisch steigert sich dieser Song, bis du plötzlich wie Thelma & Louise den Felsen hinabstürzt. Bum und aus.

Avoid the Light ist abermals eine wirklich schöne Instrumental Rock-Scheibe, dieses Mal aber mit deutlich mehr Ecken und Kanten, als das Debüt Satellite Bay. Die Songs sind besser, dramatischer, spannender, die Instrumentierung ist gerade in den dunklen Momenten sehr dicht, die Kreativität schäumt hier richtiggehend über. So gibt es dieses Mal auch schöne Percussion-Momente, und Akustikgitarren, aber auch die Synthesizer haben einen deutlich wichtigeren Anteil an der Musik, selbst wenn sie noch immer eher dezent im Hintergrund stehen. Das Sahnehäubchen ist jedoch die schön erdige Produktion von Kurt Elbelhäuser, die perfekt zur Musik passt.

Summa Summarum ist Avoid the Light wohl die Instrumental Rock-Scheibe des Sommers, voller schöner Momente, großer Gefühle, dramatischer Wendungen und einem geschlossenen Gesamteindruck, die nach all der mentalen Anstrengung aber doch ein Lächeln auf dem Gesicht hinterlässt. Für Genre-Fans sind LONG DISTANCE CALLING nach wie vor absolut zu empfehlen.

Veröffentlichungstermin: 24. April 2009

Spielzeit: 54:52 Min.

Line-Up:
David Jordan – Gitarre
Florian Füntmann – Gitarre
Jan Hoffmann – Bass
Janosch Rathmer – Drums
Reimut van Bonn – Ambience

Produziert von Kurt Elbelhäuser
Label: Superball Music

Homepage: http://www.longdistacecalling.de

MySpace: http://www.myspace.com/longdistacecalling

Tracklist:
1. Apparitions
2. Black Paper Planes
3. 359°
4. I Know You, Stanley Milgram!
5. The Nearing Grave
6. Sundown Highway

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner