KRYPTERIA: Bloodangel´s Cry

Das auf Hochglanz polierte Symphonic Power Metal-Album macht eine Menge Spaß und es wäre eine Schande, wenn Bombast-Freunde nicht wenigstens einmal in die Scheibe hineinhören würden.

Schande über mein Haupt! Was war ich voreingenommen… Von KRYPTERIA habe ich mir eigentlich nicht allzu viel erwartet – bloß den Hitparaden tauglichen Tralala-Pop im metallisch glänzenden Aluminiumkleid. Und siehe da, die Multikulti-Truppe überrascht und überzeugt. Okay, Bloodangel´s Cry steigt nicht unbedingt in die düsteren Verließe atmosphärisch dunkler Musik hinab, aber die frohlockenden Melodien halten sich trotz Bombast- und Speed-Elemente erfreulich zurück. Darüber hinaus spannt das Quartett einen weiten Bogen über die Genres – von Symphonic, Power, Speed über Gothic Metal bis hin zu Rock Opera-Anleihen -, um dann den gelösten Pfeil in komprimierter Form auf die Ohren des Hörers loszulassen.

Gleich der Opener bohrt sich mit treibenden Melodien und flottem Rhythmus pfeilschnell in die Gehörgänge, während das darauffolgende The Promise die Musical Rock-Vergangenheit KRYPTERIAs offenbart, indem Sängerin Ji-In Cho dramatisierende Gesangslinien verwendet und ihrer Stimme somit einen ganz besonderen Charakter erhält. Gothic Rock-Versuche wie Somebody Save Me klingen dagegen auf den ersten Eindruck etwas langatmig und belanglos, fügen sich aber als Auflockerung gut ins Album ein.

Die meisten Kompositionen auf Bloodangel´s Cry klingen demnach routiniert und professionell durcharrangiert. So werten sehr gelungene Chorpassagen eigentlich nur mittelmäßige Songs auf (Out Of Tears), eine Reihe von Gitarrensoli sorgen für Auflockerung, die Vocals nutzen das Klangspektrum ihrer Sängerin gut aus und die diversen Genres werden klug durcheinandergemischt und aneinandergereiht. Doch etwas Schatten ist bei einer Spielzeit von rund einer Stunde auch zu finden: gerade im letzten Drittel beginnen die Songs zu schwächeln und man vermisst die gewisse Magie, die von einzelnen Passagen zuvor noch ausgegangen ist. Das beinahe einfallslose I Can´t Breathe nimmt einem keineswegs den Atem und auch bei der Ballade The Night All Angels Cry verfällt man in keinen Liebesrausch. Doch zum Glück setzen KRYPTERIA zum Abschluss noch einmal auf ihre Stärken und beenden das Album mit einem kraftvollen Symphonic Power Metal-Song (Sweet Revenge) sowie einem episch ausladenden 10-Minüter, der insbesondere mit seinem choralen Mittelteil zu punkten vermag.

Natürlich klingt das Ganze sehr veredelt, jede einzelne Tonspur nahezu akribisch herausgearbeitet, doch KRYPTERIA befinden sich nun einmal auf einem Major Label und da wird man selten auf authentische Klangwelten treffen. Doch das auf Hochglanz polierte Album macht trotzdem eine Menge Spaß und es wäre eine Schande, wenn Bombast-Freunde nicht wenigstens einmal in die Scheibe hineinhören würden.

Veröffentlichungstermin: 19.01.2007

Spielzeit: 60:20 Min.

Line-Up:
Ji-In Cho – Vocals & Piano
Chris Siemons – Guitars
Frank Stumvoll – Bass
S.C. Kuschnerus – Drums

Produziert von Chris Siemons
Label: EMI

Homepage: http://www.krypteria.de

Tracklist:
1. All Systems Go
2. The Promise
3. Time To Bring The Pain
4. Somebody Save Me
5. Scream
6. Lost
7. Out Of Tears
8. I Can´t Breathe
9. The Night All Angels Cry
10. Dream Yourself Far Away
11. Sweet Revenge
12. At The Gates Of Retribution

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