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KOBOLD: Redemption Refused [Eigenproduktion]

"Redemption Refused" ist kein Album, das sonderlich aus anderen Genre-VÖs heraussticht, aber es ist definitiv zu schade, mit dem ganzen Schmutz unterzugehen, mit dem man uns täglich bombardiert.

Als KOBOLD mit dem Demo Scherbengeschöpfe bei uns Erwähnung suchten, habe ich mich aus Mitleid, aber auch aus Interesse, was für Musik wohl hinter dem Name und dem Titel steht, der Band angenommen. Und, siehe da, was die Jungs ablieferten, war gar nicht so übel. Jedenfalls hat es mich gerade auf dem richtigen Fuß erwischt. Im Nachhinein überlege ich, ob es gerade die etwas schlechte optische Aufmachung ist, die dafür sorgt, dass man beim Hören der Musik eher positiv überrascht ist. Weder das Demo, noch der vorliegende Longplayer sind nämlich visuelle Perlen, beim Demo verzeihlich, bei vorliegender CD fast eine Schande. Grafischer Minimalismus in allen Ehren, aber druckbuchstabige und unentzifferbar dunkle Cover waren, sind und werden nie ein Blickfang sein. Hier wird der erste optische Eindruck unterschätzt und der erste Punkt verspielt.
Dafür haben sich KOBOLD mit Jörg Uken ins Soundlodgestudio zurückgezogen und die 10 Tracks eingespielt. Das Soundergebnis ist nicht perfekt, aber angemessen, passend und eine deutliche Steigerung gegenüber dem Demosound. Musikalisch fahren KOBOLD ihre Linie konsequent weiter, will heißen Deathmetal mit viel Abwechslung, sympathischem, vielseitigem Gesang, vielen Riffs, Tempowechseln, Ideen. Okay, Redemption Refused ist kein Album, das sonderlich aus anderen Genre-VÖs heraussticht, aber es ist definitiv zu schade, mit dem ganzen Schmutz unterzugehen, mit dem man uns täglich bombardiert. Dabei fällt es mir gar nicht einmal so leicht, die Vorzüge der Deutschen aufzuzählen. Auffallend ist, dass alle Songs trotz vorhandener Komplexität kaum Anlaufzeit brauchen, um Hörspaß aufkommen zu lassen. Dynamische Riffs, abwechslungsreiches Drumming und die charismatischen Vocals, die von tiefem Grunzen bis hin zu aggressivem Kreischen reichen, tragen ihren Teil dazu bei. Den Rest kann man schwer fassen, plötzliche Breaks sind sicher ein Teil davon, nicht selten katapultieren KOBOLD einen durch einen Wechsel aus Thrash-Groove-Blast-Doublebass, nur um dann entweder in untere Tempogefilde abzusacken oder mit schnittigen, fordernden, ja fast aufdringlichen melodischen Riffs zu überraschen. Das Ganze ist dann gerade so episch, wie es sein darf, wenn man andererseits kein bisschen an Heaviness verlieren will, gerade so verspielt, dass sich die Songs nicht aus den Augen verlieren, und nur so abwechslungsreich, dass weder die straighte Ausrichtung, noch der stumpfe Druck verloren geht. Bei einigen Mosh- und Grooveparts klingt man dafür nicht mehr ganz so trendfrei wie noch zu Demo-Zeiten, bis auf einige, zu stumpfe Stakkato-Riffs fällt das aber kaum ins Gewicht.
Auch lyrisch holen KOBOLD ihr Boot ins Trockene. Brutale, abstrakte, düstere und morbide Themen herrschen vor, werden aber nicht mit dem, im Deathmetal oft leider üblichen, Achte-Klasse-Wörterbuch-Patchwork zusammengefügt. So entstehen kurze Geschichten, die zur Musik passen, aber keine Klischees herunterbeten. Auch der Ausflug in deutsche Zeilen ist als gelungen zu bezeichnen.
Mit Redemption Refused haben KOBOLD einen gelungene Longplayer-Einstand abgeliefert, dem man schwer Kritikpunkte abringen kann, allerdings fällt es ebenso schwer, die Gründe aufzuzählen, die KOBOLD vor dem Vergessen verschonen sollten. Pflichtprogramm ist diese Scheibe sicher genau so wenig, wie ein Dauerbrenner, dazu ist das Gesamtbild zu einfarbig, dafür kommen doch zu viele Parts vor, die wie Füller wirken, besonders gegen Ende der CD. Trotzdem finde ich die Scheibe überwiegend interessant. Vielleicht ist das einfach alles ein subjektives Sympathie-Ding meinerseits. Probiert es aus.

Veröffentlichungstermin: 2006

Spielzeit: 34:51 Min.

Line-Up:
Florian – Vocals
Hendrik – Bass
Olli – Drums
Simon – Guitar
Christian – Guitars

Produziert von Jörg Uken
Label: Eigenproduktion

Homepage: http://www.kobold-musik.de

Tracklist:
01. Mental Aberration
02. To Sink Into Oblivion
03. I Am Forever
04. Redemption Refused
05. Breakdown
06. Bless The Suffering
07. Stab Wounds
08. Untergang
09. Dreckstück
10. A Fallen Mind

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