KEN HENSLEY & LIVE FIRE: Faster

KEN HENSLEY mit starker Band, mehr davon. "Faster" ist ein leichtgängiges Rockalbum, das die vielen Facetten dieses sympathischen Mannes zeigt.

Gäähn – wie sehr muss es KEN HENSLEY langweilen und bisweilen auch nerven, dass sein musikalisches Schaffen immer wieder mit URIAH HEEP in einen Topf geworfen wird. Sicher hat er mit dieser Band in den 70ern Rockgeschichte geschrieben, aber man geht seit über 30 Jahren getrennte Wege! URIAH HEEP präsentieren sich seither als bodenständige Rockband mit tollen Shows und teils guten Alben, wie zuletzt mit Into The Wild. Das dieses Album grob fünf Wochen vor dem von KEN HENSLEY erscheint, ist sicher Zufall und kein Grund, alte Zeiten und unnötige Vergleiche auszugraben. Das dürfte der Mann, der sich damals mit Lady In Black unsterblich gemacht hat, ganz ähnlich sehen. Der in Spanien lebende Engländer meldet sich nach seinem Paukenschlag 2007 rund um Blood On The Highway als Buch, Album und Live-DVD mit neuem Album zurück, das er diesmal gemeinsam mit seiner Live-Band LIVE FIRE aufgenommen hat. Wie gut er sich musikalisch mit den Norwegern versteht, das zeigt Faster sehr deutlich.

Anstatt gleich auf eingängige, gefällige Rocksongs zu setzen, startet das Album gemächlich mit einem schwerfälligen, von den 70ern geprägten Song. Man schleicht sich in einen zähen Groove, bei dem auch Altrocker gemächlich das Haupt schütteln können. Ein starker Auftakt, der mitreißt, ohne einem gleich mit Gute Laune-Rock den Popo zu pudern. Der folgt wenig überraschend doch, The Curse ist ein fröhlicher Rocker, bei dem man sofort den Fuß mit wippen lässt. Richtig groß wird der Song aber, wenn er zusammenfällt und in einem früh-70er Psychedelic-Part aufsteigt. Hier herrscht die Hammondorgel, man denkt schnell mal an PROCOL HARUM. Achtung, Kitschalarm! Die Ballade I Cry Alone dürfte so mancher, wahrscheinlich jüngerer Mensch als schmalzigen Kuschelrock abwedeln. Wer sein Herz am rechten Fleck hat, der wird hingegen dahin schmelzen, der Songs ist emotional und ja, auch schmalzig, aber auf eine ergreifende Art, wie es auch Klassiker wie Empty Rooms von GARY MOORE (R.I.P.!) oder THIN LIZZYs Still In Love With You sind. Bei Katrine schickt HENSLEY einen Gruß an die Kollegen von DEEP PURPLE. Das sogar überdeutlich, selbst die Gesangslinien könnten von IAN GILLAN sein. Aber wenn ein guter Song dabei rauskommt, warum nicht. Mit dem – der Name lässt es vermuten – flotten Titelsong Faster zeigt sich der Hausherr als Formel 1-Fan, das Treiben auf dem Circuit de Catalunya hat bei ihm eindeutig Eindruck hinterlassen. Das haben sicher auch die bisherigen Songs bei den jüngeren Rock-Fans, die nun aber doch eher abwinken werden. Slippin´ Away ist ein gemütlicher Schunkelsong mit schönem souligen Refrain mit wunderschönen weiblichen Backings. Ein toller Song, wenn man zur Generation gehört, die beim Namen THE COMMITMENTS aufhorcht, auch gerade Jungrocker sollten da mal rein hören und/oder den Film anschauen. The End Of Never lädt dann noch mal zum fröhlichen Abrocken ein, um damit doch etwas umspannendem Altherren-Rock Platz zu machen. Mal nachdenklich ruhig, mal gemäßigt rockend fällt die Spannung kurz ab. Somewhere (In Paradise) lässt noch mal ein zum gepflegten Schunkeln, jedoch wird hier der Refrain doch etwas zu arg in den Vordergrund gestellt. Da entgeht einem fast der noch mal überzeugende Hard-Rocker Fill Your Head (With Rock), der mit einer mächtigen Portion GARY MOORE daher kommt.

Als Fan von KEN HENSLEY bekommt man hier alles, was das Herz begehrt: zeitlosen Rock, der zwischen 70er-Sounds seiner Zeiten – da sind sie wieder – bei URIAH HEEP bis hin zum letzten Soloalbum eigentlich alles abdeckt, was man von ihm kennt und mag. Dass das Album trotz den späteren 2-3 vielleicht nicht so starken Songs so stimmig und fesselnd wirkt, dazu tragen unüberhörbar auch LIVE FIRE bei. Die reife Stimme des Bandkopfes, sein typisches Hammondspiel, hier und da mal die Gitarre werden absolut großartig unterstützt. Warum KEN HENSLEY seit Jahren mit dieser Band tourt, das wird schnell klar. Die Rhythmsection spielt unauffällig und sehr solide, lässt Platz für die starke Gitarre von Ken Ingwersen, die immer mal wieder zwischen gefühlvoll und energisch pendelt und oft deutlich an Großmeister GARY MOORE erinnert. Zudem gelingt es Ingwersen beeindruckend, sich abseits seiner Leads immer dem Song unterzuordnen und das Rampenlicht KEN HENSLEY zu überlassen. Der bedankt sich wiederum, in dem er trotz der teils persönlichen Texte keine Solo-Album-Atmosphäre aufkommen lässt, obwohl seine Präsenz deutlich über den Songs schwebt. So verpasst man dem Album tatsächlich ein echtes Bandfeeling, das stimmig und ehrlich rüber kommt. Da auch der Sound knackig und zeitlos aus den Boxen rockt, kann man Faster absolut willkommen heißen.

KEN HENSLEY mit starker Band, mehr davon. Faster ist rundum gelungen, die vermeintlich schwächeren Nummern erzählen ihre eigene Geschichte, man muss nur richtig hinhören. Dass es hier dem Alter entsprechend etwas gemächlicher zu geht, das war ja zu erwarten. Wer sich nicht als echter Fan des Musikers sieht und jetzt erst reinschnuppert, der bekommt ein leichtgängiges Rockalbum, das die vielen Facetten dieses sympathischen Mannes zeigt. Da er damit weitestgehend die Generation an Rockfans anspricht, die auch seiner Ex-Band URIAH HEEP die Treue hält, nun, deren unnötigen Schatten wird er wohl leider nie ganz los.

Veröffentlichungstermin: 20.05.2011

Spielzeit: 60:22 Min.

Line-Up:
Ken Hensley – Vocals, Keyboards
Eirikur Hauksson – Vocals
Ken Ingwersen – Guitar
Sid Ringsby – Bass
Tom Arne Fossheim – Drums

 

Label: ear Music/EDEL

Homepage: http://www.ken-hensley.com

MySpace-Seite: http://www.myspace.com/kenhensleymusic

Tracklist:
1. Set Me Free (From Yesterday)
2. The Curse
3. I Cry Alone
4. Katrine
5. Faster
6. Slippin’ Away (The Lovers Curse)
7. The End Of Never
8. Beyond The Starz
9. (At) The Last Minute
10. Somewhere (In Paradise)
11. Fill Your Head (With Rock)

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