So langsam wäre ich mal dafür, dass man Finnland nicht mehr als Land der tausend Seen, sondern als Land der tausend Melodic Death Metal-Bands bezeichnet. Wurden Bands wie DEMIGOD vor gerade mal acht, neun Jahren noch als äußerst exotisch angesehen, so vergeht heutzutage kaum eine Woche, in der kein neuer Dampfhammer aus Suomi seinen Weg in die Regale der CD-Händler findet. KALMAH sorgen dafür, dass dies auch in Woche 12 des Jahres 2002 nicht anders sein wird. Und die Jungs haben ihre Hausaufgaben gemacht, soll heißen sie sind immer fleißig zum Gitarrenunterricht gegangen und haben sich stets brav ihre tägliche Dosis CHILDREN OF BODOM eingefahren. Als gute Finnen sind sie zudem der Verpflichtung nachgekommen, sich nicht auf eine einzige Band zu beschränken, so dass KALMAH als zweites Standbein für Gitarrero Pekka Kokko und Keyboarder Pasi Hiltula neben ETERNAL TEARS OF SORROW gegründet wurde. So weit, so gut… warum schwelge ich, der ich Bands wie ENSIFERUM, THRONE OF CHAOS und frühe SENTENCED vergöttere, also noch nicht in Lobeshymnen? Das hat mehrere Gründe. Der offensichtlichste: Die Musik auf They Will Return ist zwar solide gespielt, Songs wie Principle Hero beweisen auch, dass es sich bei den Saitenquälern um Flitzefinger aus echtem Schrot und Korn (nein, nicht die Band, hehe…) handelt, doch bleibt nichts im Ohr hängen. Musik besteht aus mehr als nur handwerklichen Fähigkeiten, sie muß Seele haben, ein Eigenleben entwickeln, um wirklich berühren zu können. Und es ist diese Seele, die bei KALMAH noch nicht zu entdecken ist. Ein weiterer Schwachpunkt: das Keyboardspiel von Pasi. Entweder entlockt er seinen Tasten oftmals sonderbar dünn klingende, grelle Sounds oder beschränkt sich auf altbekanntes Orgelgedudel – und das nervt, so leid es mir tut. Spannungsbögen befinden sich zudem selten nur in den bieder und langatmig arrangierten Tracks. Wo CHILDREN OF BODOM es knallen lassen, macht es bei KALMAH nur leise Pfff wie weiland bei den Knallgasversuchen meines etwas ungeschickten Physiklehrers. Selbst das MEGADETH-Cover Skin O´ My Teeth kommt merkwürdig zahnlos daher und wurde seines durchaus vorhandenen Charmes beraubt. Somit ist KALMAH nur für Komplettisten und all jene, die einige Euro zuviel und einige Melodic Death Metal-Scheiben zu wenig haben, empfehlenswert, da kann der Sound noch so transparent sein.
Veröffentlichungsdatum: 18.03.2002
Spielzeit: 41:36 Min.
Line-Up:
Pekka Kokko – Gesang, Gitarre
Antti Kokko – Gitarre
Pasi Hiltula – Keyboards
Timo Lehtinen – Bass
Janne Kusmin – Schlagzeug
Label: Century Media
Homepage: http://www.kalmah.com
Tracklist:
Hollowheart
Swamphell
Principle Hero
Human Fates
They Will Return
Kill The Idealist
The Blind Leader
My Nation
Skin O´ My Teeth