JACK SLATER: Blut/Macht/Frei

Genialer Techno-Death-Grind aus Kölle und Jazz ist anders…

Manchmal brauchen die Dinge eben eine Weile. Und wenn keiner mehr dran glaubt passieren sie einfach. Oh Wunder!
Im Rheinland sagt man zu solchen Situationen: Et hät noch immer jot jejange. JACK SLATER aus Köln haben das offenbar beherzigt. Uns so ist es nach  schlappen 4 Jahren Wartezeit doch noch gut gegangen und man hat es geschafft, ein drittes Album zu veröffentlichen.
Und um noch ein widerliches Regional-Klischee zu drechseln, stelle ich noch die rheinische Universalfrage, die man immer und bei allem stellt: Wofür soll dat jut sein?
Die Antwort kann nur sein: Für ein verdammtes Gemetzel, Baby!
Denn das ist es geworden. Techno-Death-Jazz-Grind allerhöchster Spitzenklasse mit Geröchel auf Deutsch.
Im nationalen Vergleich können da nur noch NECROPHAGIST mithalten, was technische Fertigkeiten oder Tightness und Brutalität angeht. Wobei diese beiden Bands bei gleicher Qualität ihre Leichenteile doch aus anderen trüben Gewässern zusammenfischen. Denn geht bei NECROPHAGIST die Tendenz in Richtung Klassik/Melodie-Soli-Geschredder, so steht bei den Rheinländern eher Jazz oder einfach nur vollkommene Grind-Abgedrehtheit auf dem Speiseplan. Gefangene bei der Fraktion der Song-beim-ersten-Durchlauf-Versteher werden keine gemacht. Diese Fraktion wird vollkommen ausgelöscht mithilfe Dutzender Frickeleien pro Song und verdrehter Arrangements. Trotzdem schafft es die gute, alte Grind-Attitude, nämlich zwischendurch einfach mal stupide drauf zu kloppen, doch noch irgendwie die Musik vor dem reinen Selbstzweck und dem Jazz-Seminar an der Arnheimer Musik-Hochschule, die Gitarrist Sobo gerade erfolgreich, unter anderem mit einem Auftritt dieser Band (!), abgeschlossen hat, zu retten. Selbst wenn im Saxophon (!!)-Part von Narbe – Part I dann doch etwas die Pferde mit den Jungs durchgehen. Diese Platte ist trotzdem meilenweit davon entfernt Kunst und damit einfach nur Scheiße zu sein, denn sie rockt immer noch genug, um mitzureißen. Auf der anderen Seite ist sie ebenso weit davon entfernt, seelenlose mathematische Brutalitätsgleichung aufzustellen, wie die amerikanischen Kollegen von JOB FOR A COWBOY und Konsorten, die ihre Seelen für einen guten Break offenbar an Pythargoras verkauft haben. Die Seelen der Rheinländer sind da wo sie hingehören, nämlich beim Karneval, äähh, in der Musik. Auch diese Musik kann rocken und rollen. immer eine verdammt gute Sache, dies Rock-Ding, selbst in 7/8teln und 5,3 Takte-Gerüsten.
Uns so haben die Grind-Powerpuff-Jungs dann einmal mehr den Tag gerettet! Insgesamt ist diese Platte nämlich trotz ihrer Abgefahrenheit und dem technischen Anspruch, auf dem ich jetzt wirklich lange genug rumgeritten bin, erstaunlich gut hörbar und vor allem immens druckvoll und treibend. Hammer-Sound, schön tiefes Gegrunze, viel Geblaste und Gehacke – ziemlich geil! Einfach geile Death-Grind-Scheiße! Jawoll! So let it be written so let it be hacked!
Brutalität siegt eben immer über Virtuosität, selbst wenn man sie vorher so gekonnt vereint. Und so stellt man dann diese Platte auch etwas näher an CANNIBAL CORPSE als an z. B.: ORIGIN ins Death-Metal-Regal. Oder man macht mit JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE und JACK SLATER einfach ein neues Regalbrett auf, unter dem Motto: Jede Jeck is anners! (Und jeder geniale Takt auch).
Ausserdem seien noch die Texte (alle nachzulesen auf der Homepage der Band) positiv erwähnt, die genauso abgedreht, aber defintiv lesenswert sind. Und mit Rohrspast, das es dort auch als Mp3-Download gibt, hat man auch einen herrlich hasserfüllten UND intelligenten Text gegen Rechts am Start, der jeglichen Deutungsversuchen des provokanten Albumtitels direkt den Wind aus den Segeln nimmt. So einfach kann das nämlich sein. Einfach sagen (oder singen) was man denkt.
Fazit: In jeder Kunststoff-Faser eine grandiose CD.
Und ein ziemliches Gemetzel, Baby!

Veröffentlichungstermin: 14.03.2008

Spielzeit: 49.53 Min.

Line-Up:
Horn – Vocals
Sobo – Guitar
Kevin – Guitar
Chris – Bass
Drums (auf dieser Platte) – Sebastian Mohneke

Produziert von Martin Below
Label: War Anthem Records

Homepage: http://www.jack-slater.de/

Tracklist:
1. Blut/Macht/Frei
2. Töten
3. Amnestia
4. Rohrspast
5. Rost
6. Du selbst
7. Narbe Part I
8. Narbe Part II
9. Narbe Part III
10.Narbe Part IV

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