ION DISSONANCE: Minus the Herd

Wer sich schon immer eine vollkommen abgefahrene, manische Mischung aus BURNT BY THE SUN und MESHUGGAH gewünscht hat, der wird hier definitiv fündig.

Es sind mehr als nur einzelne Ionen, die bei diesem kanadischen Quintett schiefen Missklang erzeugen. Zum Glück. Denn sie wimmern und schreien wie ein allein gelassenes Tier, das seine Herde vermisst: Voller Wut, Verzweiflung und wahnwitzigen Wendungen, gleich einer schweren Schizophrenie machen ION DISSONANCE dem Titel ihres dritten Albums alle Ehre. Sie präsentieren sich eben von ihrer Schokoladenseite um den Century Media-Einstand so beeindruckend wie möglich vonstatten gehen zu lassen.

Und dennoch sind die fünf kanadischen Holzhacker zumindest in der ersten Hälfte des Albums deutlich zahmer als noch auf Solace – die ganz schnellen Stellen mussten größtenteils draußen bleiben. Dafür drehen ION DISSONANCE in Sachen Polyrhythmik ordentlich am Rad. Was hier an krummen Takten und Beats zum Vorschein kommt ist einfach nur atemberaubend. Bereits der Opener The Surge und das folgende Through Evidence schneiden skalpellgenau da, wo es am meisten schmerzt und zerquetschen den Hörer durch ihre Heaviness. Danach wird es stellenweise etwas monoton, die Musik reißt nicht immer bedingungslos mit. Ein paar längere, flotte Teile hätten beispielsweise You Shouldn´t Be Alive sicherlich sehr gut getan.

Ab dem furiosen Scorn Heaven legen ION DISSONANCE allerdings wieder richtig los und spielen modernen Metal/Hardcore mit technischer Thrash-Seite, so wie es sich gehört. Eigenständig, originell, blind vor Wut, intensiv, markerschütternd. Ab hier reißt die Band aus dem DESPISED ICON-Umfeld wieder so mit, wie man es von ihnen gewohnt ist. Of Me… Nobody is Safe und Void of Conscience, aber auch das abschließende, beschwörende Tarnished Trepidation sind krasse Songs, die dem Hörer einiges abverlangen. Und das ist gut so. Denn je länger sie auf den Hörer wirken, desto mehr verschmelzen sie mit ihm und nehmen in vollständig ein. Wichtig ist nur für den Hörer, mit diesem geballten Hass zurecht zu kommen, sonst geht er gnadenlos unter.

Die Musiker sind allererste Sahne, Schlagzeuger Jean-Francois Richard brilliert mit seinem polyrhythmischen Spiel, die Gitarristen schreiben Riffs, die den Hörer komplett gen Irrenhaus treiben. Das erbarmungslose Gebrüll von Sänger Gabriel McCaughey ist das I-Tüpfelchen auf all diesem kranken Zeug. Die lebhafte, fette Produktion vom altbekannten Zeuss steht der Band sehr gut zu Gesicht und lässt die Hardcore-Wurzeln der Band immer wieder durchscheinen. Wer sich schon immer eine vollkommen abgefahrene, manische Mischung aus BURNT BY THE SUN und MESHUGGAH gewünscht hat, der wird hier definitiv fündig. Unterm Strich ist Minus the Herd ein wirklich gutes Album mit erheblichem Langzeitfaktor und noch dazu sehr empfehlenswert.

Veröffentlichungstermin: 15. Juni 2007

Spielzeit: 32:59 Min.

Line-Up:
Gabriel McCaughry – Vocals
Antoine Lussier – Guitar
Sebastien Chaput – Guitar
Xavier St-Laurent – Bass
JF Richard – Drums

Produziert von Zeuss
Label: Century Media Records

Homepage: http://www.id357.com

Email: iondissonance@hotmail.com

Tracklist:
1. The Surge
2. Through Evidence
3. Kneel
4. Shunned Redeemer
5. You Shouldn´t Be Alive
6. Scorn Heaven
7. Of Me… Nobody is Safe
8. Untitled
9. Void of Conscience
10. Tarnished Trepidation

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner