Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr jemandem zuhört, der gerade eine etwas längere Geschichte erzählt und ihr euch dabei ertappt eine Zeit lang gar nicht zugehört zu haben? Kennt ihr das Gefühl, wenn einer etwas mäßig Interessantes zu erzählen hat und ihr euch dabei ertappt, dass die Aufmerksamkeit auf etwas ganz anderes gerichtet war? So ähnlich jedenfalls ging es mir beim Hören von Voyage Towards Abhorrence. Der bleischwere, brutale Death Metal der Deutschen ist handwerklich mehr als solide. Interessante Riffs und eine klasse Schlagzeugarbeit bestimmen das Bild. INGURGITATING OBLIVION wüten aber nicht nur in hoher Geschwindigkeit, sondern lassen auch genug Midtempo einfließen, um richtigen Druck zu erzeugen. Der brutale Ami-Death, der dabei herauskommt erinnert an NILE, aber auch an neuere BEHEMOTH. Dabei wechseln INGURGITATING OBLIVION ständig zwischen sphärischem Midtempo, hartem Stakkato, schnellem Doublebass und Blastbeats. Klingt gut, oder? Ist es eigentlich auch. Wo ist dann das Problem von Voyage Towards Abhorrence? Das Problem ist, dass die Oldenburger ihren Death Metal-Teppich mit viel Anspruch geknüpft haben. Jeder Knoten sitzt, jeder Faden wurde geschickt eingewebt. Nur das Muster, was dabei herauskommt lässt sich nicht ohne weiteres erkennen. Was auf dem Album völlig fehlt ist eine Abgrenzung der Songs, eine Vielfalt, die über häufige Tempowechsel und Riffvielfalt hinausgeht. Was fehlt sind herausragende Songs. Songindividuen, Songs mit Charakter.
Wer darauf allerdings verzichten kann, der bekommt hier ein erstklassiges Death Metal-Hörspiel vorgesetzt. Brutal, anspruchsvoll und fett produziert. Denn INGURGITATING OBLIVION geizen nicht mit Inhalten. Trotz der Gleichförmigkeit der Songs lassen sich immer wieder Feinheiten finden, die eine drückende, dunkle Atmosphäre schaffen. Zudem lassen sich die Musiker auch textlich nicht lumpen, das Booklet ist vollgestopft mit düsteren Prophezeiungen, schwarzer Poesie und endzeitlicher Philosophie. Textlich sind INGURGITATING OBLIVION genauso kompliziert und fordernd wie musikalisch und da schließt sich auch der Kreis, der vorher einen Mangel ausmachte, und macht aus Voyage Towards Abhorrence eine einigermaßen runde Sache. Musikalisch top, textlich top, aber dennoch tut man sich schwer daran von dem Album gefesselt zu werden. Dazu ist die Scheibe zu einförmig, da bleibt einfach zu wenig hängen. Schade eigentlich, denn ansonsten klingt das alles sehr vielversprechend.
Veröffentlichungstermin: 2005
Spielzeit: 45:36 Min.
Line-Up:
Ulrich Kreienbrink – Vocals
Christian Pfeil – Bass
Florian Neumeyer – Drums
Florian Engelke – Rhythm and Lead Guitars
Sascha Hermesdorf – Rhythm and Lead Guitars, Backing Vocals
Produziert von Ulf Scheel
Label: Unmatched Brutality Records
Homepage: http://www.ingurgitating-oblivion.de
Tracklist:
01. Unfolding
02. Spiralling out of the World
03. Veil of Perception
04. Nothingness
05. Poetry of the Flesh
06. Towards the Flickering Light
07. Waters of Rebirth
08. Imprecations