IMPERIAL STATE ELECTRIC: Honk Machine

Ein aufregender Ausflug in die Musikgeschichte, zu dem man wahlweise die Matte, den Petticoat oder das Tanzbein schwingen kann

Ob Nicke Andersson in diesen Tagen wohl drandenkt, dass er vor ziemlich genau 25 Jahren ein bahnbrechendes Album mit seiner damaligen Band ENTOMBED veröffentlicht hat? Vermutlich steht Left Hand Path irgendwo in seiner umfangreichen Plattensammlung  – mit einer Staubschicht auf dem Rand des Covers. Auf dem Plattenteller landen bei ihm eher noch ältere Klassiker  – denn vom Death Metal ist er schon lange ganz weit weg. Sein Faible für Retro-Rock lebte er schon lange vor der aktuellen Renaissance des erdigen Rocksounds aus, zum Beispiel seit Mitte der 90er Jahre mit den HELLACOPTERS, die nach und nach immer mehr 70er Einflüsse hören ließen.

 

Mit IMPERIAL STATE ELECRTIC veröffentlicht er nun das vierte Album  – und Honk Machine ist ein wahrlich wunderbare Platte geworden. Bewährt und gut sind die Stadionrock-Nummern, der paradoxerweise besser in einen Club passt (It Ain´t What You Think (It´s What You Do), Let me throw my life away, Guard Down) .

 

Neu ist, dass sich die Band nicht scheut, noch tiefer in der Geschichte der Rockmusik zu buddeln – und dabei erstaunlich Frisches zu Tage fördert: Aus der 60er Jahre Herzschmerz-Kiste stammt der Refrain von Walk On By, bei seiner ersten souligen Ballade schmachtet Andersson mit einem Damenchor um die Wette. Beschwingter geht es bei Another Armageddon zur Sache, die Melodie verfolgt den Hörer tagelang, dazu gibt es ein herrliches Poser-Gitarrensolo und im Duett geschmetterte Hooklines. Maybe You´re Right, gesungen von Bassist Dolph de Borst, ist ein eine schmissige Verbeugung in Richtung BEATLES.

 

Highlight ist aber ohne Frage Colder Down Here, eine dynamische Nummer mit schiefem Takt, Schellenkranz-Untermalung, perlenden Piano-Klängen, unfassbar gutem Gesang – und dem Beweis, dass eine Rückung um ein par Halbtöne nach oben nicht zwangsläufig nur dazu dienen kann, einen Song etwas länger zu machen, sondern auch Dynamik schaffen kann.

 

Und genau das zeichnet das ganze Album aus: Altbekanntes ist so clever zusammengesetzt, dass man es einfach gut finden muss. Die Band hat unüberhörbar Spaß an dem, was sie da tut. So abgedroschen die Formulierung vom handgemachten Rock ist, so wahr ist sie hier: So viel Handwerk steckt in diesen Songs, so viel Herzblut, so viel Liebe zur Musik. Der Spirit des Album verbietet es übrigens, sich die Song von Digitalkonserve anzuhören. Hier braucht es eine LP, die mit einem leisen fft aus Cover und Papierhülle gleitet, und das ganz leise krk der sanft aufgesetzten Plattennadel. Alles in allem: Ein aufregender Ausflug in die Musikgeschichte, zu dem man wahlweise die Matte, den Petticoat oder das Tanzbein schwingen kann.

 

Veröffentlichungstermin: 21.08.2015

Line-Up:
Nicke Andersson – Gesang, Gitarre
Tobias Egge – Gitarre, Gesang
Dolf de Borst – Bass, Gesang
Tomas Eriksson – Drums

Produziert von Nicke Andersson, Stefan Boman
Label: Sound Pollution / Rough Trade

Mehr im Netz: http://imperialstateelectric.se/ise/

Veröffentlichungstermin: 21.08.2015

Line-Up:
Nicke Andersson (Singer, Guitar)
Dolf de Borst (Bass)
Tobias Egge (Guitar)
Tomas Eriksson (Drums)

Produziert von Nicke Andersson, Stefan Boman
Label: Sound Pollution / Rough Trade

Homepage: http://imperialstateelectric.se/ise/

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/imperialstateelectric

Tracklist:
Let me throw my life away
Anywhere loud
Guard down
All over my head
Maybe you´re right
Walk on by
Another armageddon
Lost in losing you
Just let me know
Colder down here
It ain´t what you think (It´s what you do)

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