IMMOLATION: Harnessing Ruin

Ein enttäuschendes Album von einer der besten Death Metal-Bands dieses Planeten.

Als Innovateure, etalibierte Meister kann man IMMOLATION mittlerweile mit Fug und Recht bezeichnen, vor allem im Hinblick auf großartige Alben wie Unholy Cult und Close to a World Below. Nein, von IMMOLATION erwartet man nur Meilensteine, vielleicht ist ein Album wie Harnessing Ruin deshalb enttäuschend. Was für andere den großen Wurf bedeutet hätte, ist unter der Würde von IMMOLATION.

Doch an was liegt es? Während andere Alben der Band komplex und anspruchsvoll klingen, wirkt Harnessing Ruin konfus und hat keinen roten Faden, dem es folgt. Das ist höchst bedauerlich, denn auch hier zeigen so einige Songs die Klasse der Band überdeutlich: Angefangen mit Swarm of Terror und seinen mächtigen, stockfinsteren Melodien. Auch der Titelsong und das bedrohliche Dead to Me zählen zu den stärksten Songs, die man von IMMOLATION zu hören bekommen kann. Gerade Dead to Me hat das Zeug zum absoluten Bandklassiker und ist nebenbei einer der besten Songs, die ich in letzter Zeit gehört habe. Nach dem leisen Einstieg wird man von den brutalen, dissonanten Riffs und den wild dreschenden Drums erschlagen, die Intensität steigert sich fortan in unbekannte Höhen.

Weitere Kaliber in dieser Richtung sind auf dem sechsten Album der New Yorker nicht zu finden, stattdessen gibt es einiges an Mittelmaß und einige Lückenfüller wie Challenge the Storm und Son of Iniquity zu hören. Zum Glück gibt es aber in jedem Songs markante Riffs und mitreißende Stellen, auch wenn die Spannung nicht über die ganze Dauer hinweg aufrecht gehalten werden kann. IMMOLATION haben mehr Klasse, so etwas darf nicht wieder vorkommen. Trotz der Fähigkeiten des neuen Drummers Steve Shalaty, der eine verdammt gute Figur macht und trotz der morbiden Leadgitarren des ehemaligen ANGELCORPSE-Recken Bill Taylor will so einiges nicht passen. Harnessing Ruin fehlt über weite Strecken die Intensität, welche die beiden letzten Alben bereits nach dem Hören freisetzten.

Doch auf Ross Dolan ist Verlass: Der Fronter mit der charismatischen Stimme rettet so manche Passage, klingt aggressiv wie nie. Quasi als Gegenpol zur Musik. Doch die Finsternis haben IMMOLATION gepachtet, auch Harnessing Ruin ist schwärzer als die sechswöchige Polarnacht im sibirischen Norilsk. Vielleicht liegt es auch daran, dass die schnellen Passagen leicht reduziert und die Grooves in den Vordergrund gestellt wurden, die Death Metaller wirken dadruch viel beschwörender, geheimnisvoller und bedrohlicher, wenn auch nicht brutaler.

Vielleicht liegt es auch an der dumpfen und verwaschenen Produktion, dass dieses Album etwas lieblos wirkt, denn so einige Details überhört man schnell. So wie jeder mal einen schlechten Tag haben darf, dürfen auch IMMOLATION mal ein weniger gutes Album veröffentlichen. Das ist zwar trotzdem äußerst ärgerlich, aber ehrlich gesagt kann man ihnen einfach nicht böse sein. Denn wir wissen ja alle: Nächstes Mal hauen sie uns wieder mit gewohnter Kraft um. Hoffentlich.

Veröffentlichungstermin: Februar 2005

Spielzeit: 43:21 Min.

Line-Up:
Ross Dolan – Vocals, Bass

Robert Vigna – Guitars

Bill Taylor – Guitars

Steve Shalaty – Drums

Produziert von Paul Orofino
Label: Listenable Records

Homepage: http://www.everlastingfire.com

Tracklist:
1. Swarm of Terror

2. Our Savior Sleeps

3. Challange the Storm

4. Harnessing Ruin

5. Dead to Me

6. Son of Iniquity

7. My Own Enemy

8. Crown the Liar

9. At Mourning´s Twilight

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