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ILLUMINATE: 10×10

Wie pflegte mein Deutschdozent mal zu sagen? „Naja…es reimt sich immerhin…“

Ich habe mal ein Semester Mathe studiert. Das war wohl nicht genug, denn die Rechnung von ILLUMINATE geht für mich einfach nicht auf…Zehn-Jahres-Bandjubiläum, dazu zwei Alben mit jeweils zehn Songs, von denen aber nur jeweils vier den Weg auf die Promo-CD gefunden haben…und dabei soll „10×10“ rauskommen? Das ist mir zu hoch 🙂 ! Doch vielleicht sollte ich einfach froh sein und die lückenhafte Promo als Akt der Barmherzigkeit werten? Denn alle Gerüchte über die unfreiwillige Grausamkeit der Musik von Johannes Berthold – seines Zeichens Mastermind von ILLUMINATE – bewahrheiten sich auf „10×10“. Kurzzeitig kann man den Beginn von „Todesengel“ beispielsweise noch ganz gelungen finden, doch spätestens der nach Sprecherziehung lechzende Gesang von Johannes, die textlich wie gesanglich fürchterbaren Refrains und der dilettantisch programmierte Angelo Sasso-Kumpan lassen sämtliche Zellen im Hörgang sich vor Grausen winden und die Gehirnwindungen vor Entsetzen erschaudern angesichts der Tatsache, dass eine derart schwache, plumpe und platte Band sich zehn Jahre durchaus erfolgreich über Wasser halten kann. Selbst die NO ANGELS haben das nicht hinbekommen, und MATTHIAS REIM, der mit „Verdammt, ich lieb´ Dich“ das Gegenstück zu „Du liebst mich nicht!“ im Programm hatte, vermochte es ebenfalls nicht, seine Fans zehn Jahre trotz grausamer Musik bei der Stange zu halten. Es wirft ein alles andere als positives Licht auf die Gothic-Szene, wenn ein Act wie ILLUMINATE zu den Speerspitzen zählt…

Ein Drumcomputer hat keine Seele, also müssten Spannung, Dramatik und Emotion durch Gitarren, Keyboards und Gesang in die Musik einfließen. Doch da findet man nur stumpfe, unförmige Riffs, munteres Geklimpere und dünne, uncharismatische Stimmchen, die unsäglich pathetisch-lächerliches Text “gut“ zum besten geben. ILLUMINATE klingen wie der klanggewordene Ausbund der schlimmsten Träume aller Gothichasser. Wer schon immer mal wissen wollte, warum er die Fledermausfraktion so furchtbar findet, kann bei ILLUMINATE seinen Vorrat an Vorurteilen aufstocken. Traurig nur, dass dadurch fähigeren Acts aus der Richtung der Weg verbaut wird und sie sich mit Vorurteilen rumschlagen müssen, für die andere verantwortlich sind, neben UMBRA ET IMAGO eben auch ILLUMINATE. Aber so funktioniert Marktwirtschaft nun mal, wenn es für den größten Schund Abnehmer gibt, wird der größte Schund auch angeboten. Wenn jedoch „10×10“ die im Info beschworene Renaissance der Romantik ist, wird man in den Gräbern von Novalis, Blake, Shelley und Eichendorff heftigste Rotationsgeräusche vernehmen können…

Hier noch mein Lieblingsrefrain…und ja, er ist so vertont, wie ihr es befürchtet, mit kitschigen Streichern, männlichen und weiblichen Vocals, die gerne episch klängen, und inklusive einfallsloser Instrumentierung:

„Unsere Liebe, sie ist wie Blütenstaub im Wind,

Verloren, bevor sie beginnt.

Unser Leben ist wie eine Blüte ohne Licht,

Verloren, bis es zerbricht.“

Wie pflegte mein Deutschdozent mal zu sagen? „Naja…es reimt sich immerhin…“
Label: Gallery Records/Nuclear Blast

Homepage: http://www.illuminate.de

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