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IKON: Psychic Vampire

IKON verpassen es, der ausgelaugten alten Gothic-Schule eine neue Facette abzuringen.

Man muss schon hart im Nehmen sein, wenn man in Australien Gothic spielen will. Sonne satt, notorisch freundliche Mitmenschen, Palmen statt Trauerweiden… zum Verzweifeln, wenn man sich das so vorstellt! Doch Spaß beiseite, IKON aus Melbourne bilden durchaus akribisch das nach, was vor nun auch schon einer ganzen Menschengeneration als Gothic in seiner Urform bezeichnet wird. Drumcomputer und verhallende, effektbeladene Gitarren paaren sich also mit einer monotonen, halbwegs tiefen Stimme und melancholischen Melodien. Einziges Anzeichen einer Anpassung an modernere Spielarten sind die beispielsweise bei Sinister oder der abschließenden Version des Titeltracks auftauchenden Synthies und Drumloops, die aber sonst selbst bei Remixen wie Evil Ways vor der Türe warten müssen. Ansonsten regiert die Nostalgie, die den Hörer jedoch nicht gerade überwältigt. Vielmehr ahnt man, warum mittlerweile so viele Bands in dem Genre die verschiedensten stilistischen Verrenkungen vollführen: Seltsam limitiert und antiquiert klingen die Songs auf Psychic Vampire. Keine Wendung, so sie denn überhaupt auftaucht, kommt überraschend, keine Melodie wirkt beseelt, kein plötzlicher Ausbruch übernimmt die Rolle der rettenden Dynamik-Kavallerie. Stattdessen plätschert Psychic Vampire so an einem vorbei, ohne dass tiefere Eindrücke hängen bleiben. Schlimm wird es gar, wenn die Melodien dermaßen banal und kinderliedhaft werden, dass auch das letzte schattige Eckchen der großen grellen Sonne namens Langeweile nachgibt und verschwindet. IKON verpassen es, der ausgelaugten alten Gothic-Schule eine neue Facette abzuringen. Da hilft dann selbst das sich räkelnde und an sich rumspielende Mädel auf dem Cover nix, da eine solche halbseidene, schwüle Männerfantasie mit Kunst und Erotik soviel zu tun hat wie Psychic Vampire mit ergreifender Mucke.

Veröffentlichungstermin: 2004

Spielzeit: 44:50 Min.

Line-Up:
Chris McCarter – Gesang, Gitarre

Dino Molinaro – Bass

Clifford Ennis – Gitarre, Gesang

Produziert von Chris McCarter, Adam Calaitzis
Label: Nile/Equinoxe/Al!ve

Homepage: http://www.ikondomain.com

Email: nile@sunet.com.au

Tracklist:
Psychic Vampire

I Never Wanted You

Blue Murder

Crucified

As Fate Decrees (remix)

The Garden Of The Lost

A Heartless Soul (remix)

Sinister

Evil Ways (remix)

Purgatory

Psychic Vampire (remix)

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