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IGNIS FATUU: Neue Ufer

"Neue Ufer" ist nurmehr solides Album einer Band mit sehr viel größerem Potenzial und daher letztendlich eine mittlere Enttäuschung.

Nicht originell, aber handwerklich überzeugend war das Fazit des Debüts “Es Werde Licht“, das mich seinerzeit dazu veranlasste, den Newcomern im Mittelalter Rock eine vielversprechende Zukunft zu prophezeien. Vielleicht war dieses Zeugnis etwas zu optimistisch, denn die Zeit zwischen “Es Werde Licht” und “Neue Ufer” ließen IGNIS FATUU nahezu ungenutzt verstreichen. Kritikpunkte am Vorgänger blieben unverändert bestehen und anstatt die solide Vorgängerscheibe als Initialzünder zu sehen, um sich freizuschwimmen, ruhte sich das Quintett auf der sicheren Grundlage der Vergangenheit aus. Die treue Mittelalter / Folk Rock-Szene mit ihrem Einbahnstraßenblick wird’s schon abfeiern.

IGNIS FATUU haben sich kaum weiterentwickelt, sondern bleiben genau in der kleinen Fuge zwischen SCHANDMAUL, TANZWUT und IN EXTREMO, über die sie Eintritt in die Szene erhalten haben. Braves Anbiedern statt Emanzipation; Scheuklappen statt gesundem Entdeckerdrang. Zugegeben, die 13 Songs auf “Neue Ufer” repräsentieren allesamt solides Genrehandwerk, darüber hinaus finden sich jedoch bestenfalls einzelne Passagen wie der angenehm zurückgenommene Refrain von “Scherenschnitte”.

IGNIS FATUU können keine neuen Impulse geben

“Wolfszeit”, “Spiel des Lebens” und “Maskenball” sind dagegen gewohnte Kost und infolgedessen recht schwache Argumente, um sich in der Folk-Sparte einen entsprechenden Namen zu machen. Der einzige nennenswerte Vorteil IGNIS FATUUs ist wie schon beim Vorgänger der dosiert eingestreute Damengesang in der zweiten Hälfte, welcher der Ballade “Wenn nicht ich, wer dann?” sowie dem gelungenen “Hochmut” eine zerbrechliche Facette hinzufügt. Dies gilt mit Abstrichen ebenfalls für “Stille Wasser”, dessen ernste Vergewaltigungsthematik aber unter dem wenig feinfühligen Gesang von Gitarrist Alexander leidet. Auch am Mikro hat sich nämlich kaum etwas zum Positiven getan. Während die Gesangsleistungen für die rockigen Songs “Junger Krieger (Drachenreiter II)” und “Albtraum” absolut ausreicht, ist die Grobmotorikerschiene, die Alexander zumeist fährt, bei emotional geladenen Parts Fehl am Platz.

Trotz kurzer Lichtblicke wie der tanzbare Titeltrack und ein eigentlich solides Niveau ist das Album eine mittlere Enttäuschung. IGNIS FATUU haben es versäumt, dem ausgelutschten Prinzip neue Impulse zu verleihen. Insofern ist “Neue Ufer” eine nominelle Mogelpackung, denn die andere Seite des Sees bekommt man hier nicht zu sehen. Nur den gleichen tristen Hafen, in dessen Kneipen man schon seit Jahrzehnten selbst den hintersten Winkel wie seine Westentasche kennt.

Veröffentlichungstermin: 01.04.2011

Spielzeit: 49:32 Min.

Line-Up:
Alexander – Vocals, Gitarre
Irene – Vocals, Flöten, Dudelsack, Schalmeien
Alex – Geige, Drehleier, Dudelsack, Nyckelharpa
Volker – Bass
Robert – Drums

Produziert von Michael Schlor und Christoph Beyerlein
Label: Trollzorn

Homepage: http://www.ignisfatuu.de

IGNIS FATUU “Neue Ufer” Tracklist

01. Wolfszeit
02. Spiel des Lebens
03. Scherenschnitte
04. Mondnacht
05. Wörterschmied
06. Maskenball
07. Neue Ufer
08. Wenn nicht ich, wer dann?
09. Wahre Schönheit
10. Junger Krieger (Drachenreiter II)
11. Albtraum
12. Stille Wasser
13. Hochmut

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