IF ONLY: No Bed Of Roses [Re-Release]

Bei all den unnötigen Re-Releases damals in den 80ern schon belangloser Hair/Melodic-Rock-Scheiben kann man froh sein, dass man sich nun das tolle IF ONLY-Album sichern kann.

Zur falschen Zeit am falschen Ort – was die Kanadier ANVIL für die Metalheads waren, das galt im Hair-Rock treffend für IF ONLY. Statt aus dem hippen Amerika, wo man sicher Erfolg hätte haben können, kam die Band aus England, wo dieser Sound zwar auf den Videosendern rauf und runter gedudelt wurde, heimisch Bands wurden aber gern ignoriert. Zudem kam der richtige Longplayer – vorher hatte man einige Songs mit Jackie Bodimead (GIRLSCHOOL) eingespielt – schlichtweg zu spät, zum Japan-Release 1992 bzw. dem Release in Europa zwei Jahre später wurde die Welt bereits von der Grunge-Welle überrollt und melodische Rockmusik gnadenlos weggespült. So hatte die Band um einige MORITZ-Musiker nie wirklich den verdienten Erfolg. Da ist es doch erfreulich, dass IF ONLY im Trubel der aktuellen Melodic/Hair-Rock-Welle noch mal etwas Aufmerksamkeit bekommt.

Die hat die Neuauflage von Bed Of Roses definitiv verdient. Es gibt erstklassig dargebotenen, hochmelodischen, aber immer kraftvoll rockenden Hard Rock, wie er eben Mitte/Ende der 80er MTV und Co. und die Festivals dieser Welt belagerte. Bewaffnet mit einer wirklich guten Sängerin wäre da sicher mehr drin gewesen, hätte man nicht die Hochzeit dieses Sounds verpasst. Dazu kommt, dass die Herren Musiker nicht zu glattpoliert agieren und die Gitarre meistens mehr zu sagen hat als die Keyboards. Beherrscht wird das Album von der kraftvollen Stimme von Tina Egan, die sich vor keiner der Damen aus Übersee verstecken musste. Einzig wenn sie mal rau krähend versucht, wild und heavy zu klingen, wirkt das zu aufgesetzt. Aber die Momente halten sich in Grenzen, weitestgehend klingt die Frau passend zum jeweiligen Song wie eine Mischung aus LEE AARON, VIXEN´s Wow-Frau Janet Gardner und SARAYA´s Sandi Saraya mit einer Prise HEART und FEME FATALE´s Lorraine Lewis. Das klingt nicht gerade eigenständig, ist es auch nicht, aber wie Tina Egan dies den Songs entsprechend rüber bringt, super! So kann sie sich auf den zumeist hochklassigen Songs ausleben, die ebenfalls ohne eine Prise Eigenständigkeit auskommen müssen, aber solide bis klasse präsentiert werden. So groovt es ordentlich beim Opener, der mit einer guten Portion VIXEN daher kommt, das fließende If Love Could Last Forever hätte zur passenden Zeit nicht nur die Ami-Charts knacken können, dass hier ich bring alles ins Radio-Mann Bob Marlette (aktuell z.B. ANVIL´s Jugernaut Of Justice, SEBASTIAN BACH, Slaves to Gravity u.a.) am Songwriting beteiligt war, das hört man schnell. Der Titelsong, Easy Lay als flotter VIXEN-Rocker, Red Hot Heaven oder Ghost Of You, beide mit reichlich LEE AARON drin, die beiden Balladen Forever My Love und Long Way From Home für die HEART/SORAYA-Fans, alles passt und gefällt. Das theatrale, sentimentale Man Against The World von einem Freddy Mercury (QUEEN)-Tribute würde auch heute super in die Musikwelt passen, egal ob bei Gothic-Metallern oder bei all den besseren Pop-Mädels.

Als Zugabe gibt es einige Songs aus den Tagen mit Jackie Bodimead, die hier nochmals belegen, dass die Frau weitaus mehr drauf hatte, als der launige Rumpel-Rock von GIRLSCHOOL damals zeigen konnte. Jackies Stimme ist etwas dreckiger und rockiger als die von Tina Egan, was sich in den rockigern Momenten bezahlt macht, sie bietet aber trotzdem genug Raum für klangvolle Melodien und man ist versucht, die alte Platte aus dem Keller zu holen. Ein direkter Vergleich fällt schwer, beide Sängerinnen hatten Klasse, zum melodischeren Klangbild passt aber doch Tina Egan´s Stimme besser. Wären da nicht diese Krächzer, die noch mal beim abschließenden Livetrack Tight Jeans aus einer BBC-Session mit ihr auftauchen. Davon abgesehen bekommt man mit No Bed Of Roses alles, was man mag, wenn man Fan des 80er Female-fronted-Hard Rock ist und auf die genannten Sängerinnen/Bands steht. Auch der von Sound von Geoff Downes (ASIA, YES) lässt wenig Wünsche offen. Bei all den unnötigen Re-Releases damals in den 80ern schon belangloser Hair/Melodic-Rock-Scheiben kann man froh sein, dass man sich nun das tolle IF ONLY-Album sichern kann. Denn an den meisten Hard Rockern dürfte der Originalrelease damals vorbeigegangen sein, siehe oben. Höchste Zeit, das zu ändern! Tina Egan ist im Februar 1999 verstorben, hoffen wir mal, dass sie mit diesem Re-Release noch mal die verdiente Aufmerksamkeit bekommt. Die ehemaligen MORITZ-Kollegen haben mitlerweile diese Band wieder reformiert.

Veröffentlichungstermin: 24.06.2011

Line-Up:
Tina Egan – Lead Vocals  (1-12, 17)
Greg Hart – Guitars, Keyboards, Mandolin
Judit Armstrong – Keyboards
Ian Edwards – Bass, Keyboards
Nobby Styles – Guitars
Andy Elphick – Drums, Percussion
Jackie Bodimead – Lead Vocals (13-16)

Gäste:
Geoff Downes – Piano, Hammond, Keyboards
Mike Moran – Keyboards & String Arrangements (Man Against The World)
Toby Sadler – Keyboards
Martin Chaisson – Lead Guitars, Voicebox

Produziert von Geoff Downes
Label: Avenue of Allies

Tracklist:
1.  Loaded Gun
2.  Tumblin´ Dice  
3.  If Love Could Last Forever  
4.  I´m No Angel  
5.  No Bed of Roses
6.  Easy Lay
7.  Rock And A Hard Place  
8.  Red Hot Heaven  
9.  Ghost Of You  
10.  Forever My Love  
11.  Long Way From Home
12.  Man Against the World
Bonus Tracks:  
13.  All Over
14.  Stand Like A Stone  
15.  Don´t Let Go  
16.  Shotdown
17.  Tight Jeans (live)

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