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ICHOR: Benthic Horizon

Technischer Death Metal ohne Atempause. Schnell, brutal, versiert und überraschend stark.

Wer das Leben in vollen Zügen genießen will, fährt freitags mit der Bahn. Und wer die dort angestaute Misanthropie mitsamt dem ganzen Welthass möglichst effektiv auskotzen will, pöbelt entweder wahllos andere Fahrgäste an, oder greift schlicht zu “Benthic Horizon”. ICHOR kanalisieren in knapp 40 Minuten sämtliche Genozidgedanken einer Bahnfahrt zum Berufsverkehr in ein brachiales und gnadenloses Hasswerk, das den Terminus ‘Schmerzgrenze’ zwangsweise neu definiert.

Im technischen Death Metal ging es dieses Jahr wohl nur selten so kaltblütig zu wie auf diesem Zweitwerk. ICHOR holzen, prügeln, ballern sich durch neun Songs ohne Rücksicht auf zarte Gemüter; den Pegel stets am Anschlag, die Schlagzahl jenseits irdischer Regionen. Allein was Drummer Dirk Maurer bei den Aufnahmen an Blut und Schweiß gelassen hat, dürfte gut und gerne ein paar Wannen füllen, so beängstigend tobt er hinter den Kesseln und lässt von der Snare nur ab, um die Bass-Drum umso heftiger zu malträtieren.

Kaum eine Band zerlegt ihre Umgebung so zuverlässig wie ICHOR

Pausen oder gar ruhige Momente der Entspannung gibt es auf “Benthic Horizon” nicht, da zählt ein Track wie “Conquest Of Darkness” mit seinem teils leicht gedrosselten Tempo schon zu den Ruhepolen, auch wenn dies den Begriff vollkommen ad absurdum führt. Die beiden Gitarristen Daniel Jacobi und Alex Hallet lassen in der Zwischenzeit nämlich keinen Moment aus, um mit verschachtelten, brettharten Riffs das zuvor ohnehin schon weichgeprügelte Hirn in eine nicht näher definierbare Masse zu zersäbeln, nur um diese mittels kranker Leads, technischer Soli und ausgefeilten Arrangements noch einmal durch den Mixer zu jagen.

Wer sich das nicht so recht vorstellen kann, darf sich auf eigene Gefahr hin gerne an “Barotrauma”, “The Gorgon”, dem vergleichsweise variablen “The Wreckage” mit prägnantem Bass, sowie dem pechschwarzen “The Deepest Blue Is Black” versuchen. Wen dort nicht bereits die routinierten Vocals von Eric Kuhnen einschüchtern, der wird es ob der instrumentalen Vorherrschaft trotzdem kaum wagen, den Mund aufzumachen. Auch nicht, wenn hin und wieder Parallelen zu BENEATH THE MASSACRE und JOB FOR A COWBOY deutlich werden, oder man vor lauter Wut und Hass der Musik gegenüber mit der Zeit doch ein wenig abstumpft.

Da hätte der sonst guten Produktion vielleicht doch mehr Dynamik eingeräumt werden dürfen. Aber das ist alles nebensächlich, solange ICHOR derart zuverlässig die Umgebung zerlegen wie auf “Benthic Horizon”. Sicher, das passiert alles nur im eigenen Kopf, jedoch ist das im Grunde zweitrangig, wenn man so selbst eine Zugfahrt im Berufsverkehr ohne Personenschaden übersteht.

Veröffentlichungstermin: 22.10.2010

Spielzeit: 38:06 Min.

Line-Up:
Eric Kuhnen – Vocals
Daniel Jacobi – Guitars
Alex Hallet – Guitars
Kim Schulz – Bass
Dirk Maurer – Drums

Produziert von Hertz Studio und ICHOR
Label: Bastardized Records

ICHOR “Benthic Horizon” Tracklist

01. The Gorgon
02. Barotrauma
03. Conquest Of Darkness
04. The Wreckage
05. Among The Swarm
06. …More Victims
07. The Depth Within
08. The Deepest Blue Is Black
09. Possessor Of Soil

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