HYPNOS: Rabble Manifesto

HYPNOS mit Mut zum Risiko. Ein überraschendes Album jenseits von Konventionen. Mit "Rabble Manifesto" springen die Tschechen elegant über ihren Tellerrand hinweg.

Es hat sich was getan, im Hause HYPNOS. Immerhin haben sich die Tschechen auch satte vier Jahre Zeit gelassen seit dem letzten Release, The Revenge Ride. Nun ist das Trio um Ex- KRABATHOR -Recke Bruno zurück und hat ein Album dabei, das hinter einem fast psychedelischen Cover so einige Superlativen in petto hat.

Zunächst mal fahren HYPNOS die fetteste Produktion der Bandgeschichte auf, die keine Wünsche offen lässt. Alles ist wunderbar zu hören, die Instrumente machen bestialisch Druck und die Bass-Drum ballert ohne Ende. Nächster auffälliger Punkt ist Brunos Gesang. Das tiefe Growlen ist auf großer Strecke einem dreckigen Keifen gewichen, das teilweise enorm an Ex- MALEVOLENT CREATION-Brüllkehlchen Bret Hoffman erinnert. Überhaupt denkt man das ein oder andere Mal an das Referenzwerk The Fine Art Of Murder aus dem Hause der Amis. Aber HYPNOS lassen sich nicht bitten und stopfen das Album voll mit Ideen, die sich hauptsächlich in Experimenten äußern, die ich den Osteuropäern so nie zugetraut hätte.

Nach einem kurzen Intro (The Message) beginnt die Scheibe mit dem untypischen, stampfenden Midtempo-Stück Drowned In Burial Mud, wo sofort deutlich wird, dass die klasse Produktion Gold wert ist. Danach fegt mit Cleansing Extrema das heftigste und genialste Stück der Platte über den Hörer hinweg. Schnelle, thrashlastige Beats, Blastbeats und ein mörderischer Doublebass vereinigen sich zu einem der verdammt noch mal geilsten Death Metal-Songs der letzten Zeit. Danach ist die Spannung groß, wie HYPNOS das Schauspiel weiterzuführen gedenken. Aber die Riffs von Krieg (The Alpha Paradox), einem fast ebenso starken Stück, kehren jeden Zweifel in den Dreck. Danach beginnen die Überraschungen. Das schräge, instrumentale Tribal-Zwischenspiel Tribe Fire Rituals. Dem folgt eine Coverversion des TORR-Songs Firecult, die super umgesetzt wurde und gut zu HYPNOS passt. Der düstere, fast geflüsterte Gesang gibt dem Sound von Rabble Manifesto eine neue Note. Das langsame und mit Keyboards unterlegte Stück bremst das Album kein bisschen aus, sondern lockert im Gegenteil sogar auf.

Was es nun ist, was man bei 18×37 (Adrenalin Code) zu hören bekommt, wage ich nicht zu raten. Eine seltsame Stimme murmelt unverständliche Dinge und viele Kinderstimmen jubeln dem Sprecher scheinbar zu. Wie auch immer, mit Supernatural Disharmony führen uns HYPNOS auf den Pfad des reinrassigen Death Metals zurück, sorgen aber durch krasse Vocal-Effekte dafür, dass sich auch dieser Song nicht in der Masse verliert. Für das etwas gedrosseltere Black Nymph Reveals trifft dasselbe zu: Erstmals kommen wieder pure Growls zum Einsatz und urplötzlich kommt es zu dem Unmöglichen: Bruno singt clean. Gewöhnungsbedürftig aber gar nicht mal schlecht.

Das von Maschinensounds eingeleitete The Quisling Celebration bildet dann das letzte normale Lied auf Rabble Manifesto, denn mit At Death´s Door setzen HYPNOS den Experimenten die Krone auf. Das Stück beginnt mit einer traurigen Klavier-Sequenz und mündet dann in einen zählfließenden Rocker, der komplett mit cleanen Vocals versehen ist und vor allem gesanglich ein ganz kleines bisschen an METALLICA erinnert. Zwar wird hier Brunos etwas dürftiges Englisch deutlich, aber ansonsten ist das Schock-Skepsis-Akzeptanz-Muster schnell durchlaufen, wenn man nicht gerade zu den übelsten Puristen zählt.

Eine musikalische Vielfalt und ein abwechslungsreiches Gesamtkonzept ist aber nicht alles, was Rabble Manifesto ausmacht. Auch textlich weigert man sich erfolgreich auf der hirnlosen Brutalo-Schiene dahinzuschunkeln. Stattdessen ist jeder Songtext von Bruno selbst im Booklet kommentiert und die Themen decken von Religions- und Kirchen- und Kriegskritik bis hin zum moralischen Verfall der Gesellschaft und simplen Gedanken über den Tod alles ab.

Was bleibt ist uneingeschränkte Kaufempfehlung für Liebhaber von modernem Death Metal, der eine zeitgemäße Stiloffenheit mit sich bringt, Mut zu Experimenten und die im Death Metal scheinbar so rare und unbeliebte Courage zur Attitüde hat. Und das gerade aus Tschechien, dem Land der gnadenlosen Blast-Orgien.

Veröffentlichungstermin: 04. 07. 2005

Spielzeit: 39:33 Min.

Line-Up:
Bruno – Bass/Vocals

Pegas – Drums

Butch Mills – Gitarre

Produziert von Harris Johns
Label: Morbid Records

Homepage: http://www.hypnos.cz

Tracklist:
01. The Message

02. Drowned In Burial Mud

03. Cleansing Extrema

04. Krieg (The Alpha Paradox)

05. Tribe Fire Rituals

06. Firecult (TORR-Cover)

07. 18×37 (Adrenalin Code)

08. Supernatural Disharmony

09. Black Nymph Reveals

10. The Quisling Celebration

11. At Death´s Door

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