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HELANGAR: Schlafes Bruder [Eigenproduktion]

Der Vertonung zum Erfolgsroman von Roman Schneider ist Respekt zu zollen.

Zugegeben, ich habe mich lange vor dieser Rezension gedrückt. Dies liegt weniger daran, dass ich mir kein Urteil zu HELANGARs Zweitlingswerk bilden konnte, auch möglichen Zeitmangel lasse ich nicht als Ausrede gelten. Und wer jetzt glaubt, ich hätte zuerst Robert Schneiders gleichnamigen Roman lesen müssen, zu dem Schlafes Bruder den musikalischen Überbau liefert, der hat zwar eine erste Überlegung von mir erraten, aber letztendlich trotzdem das Ziel verfehlt.

Darum gebe ich es unverblümt zu: ich scheute den Aufwand, eine CD-Besprechung zu verfassen, die sowohl das hörbare Bemühen der Band ins rechte Licht rückt, als auch Kritik geltend macht, ohne dabei verletzend zu sein.

Fangen wir bei den Rahmenbedingungen des Albums an: Wie schon angedeutet handelt es sich bei Schlafes Bruder um die Vertonung des Erfolgsromans von Robert Schneider, der der Band im Übrigen ausrichten ließ, dass er die Wut des Sounds, aber auch die Professionalität der Komposition möge. Nun bin ich beileibe weder Literatur- noch Musikwissenschaftler, um etwaige Interpretationsansätze und Symbiosen herauslesen zu können, doch scheint die Band immer wieder den Versuch zu unternehmen, bestimmte Stimmungen und Erfahrungswerte, die sie beim Lesen des Buches eingefangen hat, musikalisch zu interpretieren. Stellenweise gelingt das gut, insbesondere, wenn sich HELANGAR der Mittel des Heavy Metals bedient, um Angst, Verzweiflung und Schmerz auszudrücken. Begleitet werden die Lebensetappen des Protagonisten Elias Alder von gelungenen Texten, die sich inhaltlich selbstredend am Romanstoff orientieren, aber lyrisch eigene Wege gehen.

Während bislang den Musikern also durchaus Respekt und Lob zu zollen ist, ist – wie auch schon beim Vorgänger – die Achillesverse im Sound zu finden. Klar, Schlafes Bruder wurde in Eigenregie ohne finanziellen Background eines Labels produziert, doch gab es in der Vergangenheit schon eine Vielzahl von Beispielen, dass auch vertragslose Bands einen guten Sound auf die Beine stellen können. Die Vocals, die bemüht sind, so vielschichtig wie nur irgendwie möglich auf den Hörer losgelassen zu werden, posieren allzu aufdringlich im Vordergrund, was insbesondere bei mehrstimmigen Passagen zur disharmonischen Zurschaustellung mutiert. Gegen die Vocalwand kommen rein lautstärkenmäßig eigentlich nur die Metal-fremden Instrumente an, die sporadisch eingesetzt für die besondere, leicht nach Mittelalter schmeckende Atmosphäre sorgen. Das dumpfe, effektlose Schlagzeug und die Stromgitarren fristen dagegen ein tristes Dasein im Hintergrund und können sich daher kaum im Rampenlicht sonnen.

Was die Melodien und das musikalische Talent anbelangt, so wird auf Schlafes Bruder schon einiges geboten. HELANGAR warten mit vielen Ideen und einer gehörigen Abwechslung auf. Doch all diese positiven Aspekte fügen sich noch nicht zu einem fesselnden Ganzen zusammen, weshalb das Konzeptalbum sperrig und schwer zu beurteilen bleibt. Wer sich von anspruchsvollen Alben in verbesserungswürdiger Umsetzung angesprochen fühlt, kann Schlafes Bruder auf der Webseite der Band für 11,- Euro (zusätzlich Versandkosten) bestellen.

Veröffentlichungstermin: 26.09.2005

Spielzeit: 70:45 Min.

Line-Up:
Lisa Klank – Vocals

Florian Fuss – Bass, Vocals, Accordeon

Johannes Mentzel – Guitars

Judith Ludwig – Keyboard, Cello

Nicolas Menze – Drums & Percussion

Johannes Fuss – Guitarsm Vocals

Gastmusiker:

Marion Menze – Vocals

Joachim Brem & Der etwas andere Chor – Vocals

Benjamin Skolny – Guitars

Christian Zielinski – Guitars

Jonas Ludwig – Bariton

Produziert von HELANGAR
Label: Eigenproduktion

Homepage: http://www.helangar.de

Email-Adresse der Band: management@helangar.de

Tracklist:
1. Schlafes Bruder

2. Praeludium

3. Geburt – Des Lebens Lied

4. Das Wunder seines Hörens

5. Die Gadenzeit

6. Herzens´ Sturm

7. Mitternacht

8. In Wehmut

9. Dämmerung

I Preis des Lebens

II Am wilden Bach

III Sein Ende

IV Der Chor der Engel

V Hinfort

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