HAMMERS OF MISFORTUNE: The Locust Years

Ein echter Geniestreich.

WOW! Es ist eigentlich fast schon unglaublich, was für einen Hammer die Underground-Helden aus San Francisco hier wieder abgeliefert haben. Und es sieht gut aus, dass er dieses Mal auch eine größere Hörerschaft mitbekommt, da die HAMMERS OF MISFORTUNE mit ihrem dritten Album bislang durchweg hervorragende Kritiken auf breiter Ebene einfahren konnten. Es wird höchste Zeit.

Es braucht halt wieder ein paar Durchläufe, bis man bei The Locust Years durchgestiegen ist oder zumindest die Ansätze begriffen hat. Sobald es dann aber klick gemacht hat, kann man sich auf eine lange, ausgiebige Entdeckungsreise begeben, die man vermutlich nie zu Ende führen wird. Bei mir läuft das Album nun wirklich schon seit Wochen, Abnutzungserscheinungen sind aber immer noch nicht erkennbar und das ist heutzutage eine Seltenheit.
Es lohnt sich definitiv, sich für The Locust Years etwas mehr Zeit zu nehmen. Denn umso eingehender man sich mit den vielen Fassetten dieses Albums beschäftigt, umso größer wird die Ehrfurcht vor diesem musikalischen Meisterwerk. Beispielsweise würde ich behaupten, dass die HAMMERS OF MISFORTUNE hier eines der interessantesten, aber vor allem poetischsten Statements zum Thema 11. September abgegeben haben, was man aber nur dann erkennt, wenn man die Muse aufbringt, auch zwischen den Zeilen zu lesen – der Metalgott möge mich vor der Peinlichkeit bewahren, die Texte komplett falsch verstanden zu haben. Wobei dieses Konzeptalbum nicht darauf basiert, dass die textlichen Inhalte besonders offensichtlich auf die Musik durchschlagen – Hörspieleinlagen darf man vergebens suchen. Und dennoch, oh Wunder, es passt alles zusammen und ist schlichtweg perfekt.
Perfekt auch die Kompositionen für sich. Auf The Locust Years sitzt wirklich jede Note. Man hat gar nicht das Bedürfnis einzelne Parts in Zweifel zu stellen. Vielmehr möchte man auf die Knie fallen vor den vielen instrumentalen Ideen und Feinheiten. Dabei wirken sie so natürlich und doch fragt man sich immer wieder wie hat es die Band geschafft, genau an dieser Stelle genau das Richtige zu tun?

Kollege Ulle hat es in seinem Review perfekt auf den Punkt gebracht: Sie kreieren Musik für Leute die gerne zuhören. Für Leute, die gerne mit Herz und Verstand zuhören. Denn The Locust Years versteht es auf atemberaubende Weise, im einen Moment den Kopf voll in Anspruch zu nehmen und im nächsten in emotionale Verzückung zu versetzen. Oder noch besser: beides gleichzeitig.

Vielleicht mag das bisher Geschriebene auf den ein oder anderen etwas arg überzogen wirken – man kann es auch übertreiben! Ich bin mir auch vollkommen bewusst darüber, dass nicht jeder Zugang zu dem eigenwilligen Sound der HAMMERS OF MISFORTUNE finden wird. Aber ehrlich: würde ich weniger euphorisch über The Locust Years urteilen, würde es meiner Meinung über dieses Album nicht gerecht werden. Für mich ist dies der derzeit heißeste Kandidat auf das Album des Jahres und es wird heftig schwer, daran noch etwas zu ändern.

Noch schwieriger wird es allerdings in Zukunft für die HAMMERS OF MISFORTUNE werden. Mit ihren ersten drei Alben hat die Band die Messlatte für alles weitere sehr hochgelegt. Und nachdem anscheinend sowohl Bassistin und Sängerin Jamie Myers und Urmitglied Chewy die Band verlassen haben, stellt man sich unwillkürlich die Frage, wie sich das auf den zukünftigen Sound der Truppe auswirken wird. Schließlich belegt The Locust Years eine Magie, die nicht allein durch eine Person allein entstehen kann. Dennoch kann man zuversichtlich sein – in dieser Truppe steckt so viel Kreativität, dass dies nicht der letzte Geniestreich von den HAMMERS OF MISFORTUNE bleiben kann. Kniefall.

Veröffentlichungstermin: 06. September 2006

Spielzeit: 45:02 Min.

Line-Up:
Mike Scalzi – vocals, guitar
John Cobbett – electric, lead and acoustic guitars
Jamie Myers – vocals, bass
Sigrid Sheie – acoustic and electric piano, Hammond B3, backing vocals
Chewy – drums

Produziert von Justin Weis
Label: Cruz del Sur

Homepage: http://www.hammersofmisfortune.com

Tracklist:
1. The Locust Years
2. We Are The Widows
3. Trot Out The Dead
4. Famine´s Lamp
5. Chastity Rides
6. War Anthem
7. Election Day
8. Widow´s Wall

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