GWYLLION: The Edge Of All I Know

Elemente von NIGHTWISH und SINERGY werden gekonnt mit eigenen Ideen vermischt. Der erstklassige Gesang hilft über kleinere Ungereimtheiten im Songwriting hinweg. Dazu gibt es eine tadellose Produktion und eine sehenswerte Aufmachung.

GWYLLION haben eine Menge zu bieten. Da wäre zuerst natürlich die Musik, die sich grob als symphonischer Metal beschreiben lässt, wobei die symphonische Komponente eher die Stimmung beschreibt, während der Metal tatsächlich Metal ist. Die Mischung aus kraftvollem, klaren Gesang und diversen Ausflügen ins Opernfach beschwört unweigerlich NIGHTWISH-Vergleiche herauf. Schon nach wenigen Schritten beginnt dieser Vergleich zu hinken. Der tadellose, leidenschaftliche Gesang von Annelore Vantomme erinnert über weite Strecken eher an Kimberly Goss (SINERGY). Das liegt nicht zuletzt daran, dass das Songwriting bei GWYLLION die Handschrift von Gitarristen trägt. Die Riffs sind einfach einen Tick flüssiger als bei Kompositionen von Keyboardern wie Tuomas Holopainen oder Tobias Sammet. Menschen mit Keyboard-Aversion müssen auf The Edge Of All I Know aber leider dennoch verzichten. Wer die dunkleren, härteren Momente von Century Child mochte, wird die CD dagegen zu schätzen wissen.

Auch für die Zähne sind GWYLLION gut, weil auf unnötigen Zucker verzichtet wurde. Die Ballade Angelheart etwa rundet das Album gelungen ab, ohne den Gesamteindruck aufzuweichen. Ein weiteres Plus sind die variablen Songstrukturen, die nur sporadisch auf klar definierte Strophen und Refrains zurückgreifen. Bereits der Opener Entwined fängt mit einer mitreißenden Hookline an und nimmt den Hörer sofort gefangen. Auch im weiteren Verlauf werden die überwiegend schlüssig arrangierten Songs regelmäßig durch überraschende Wendungen aufgewertet. Hier und da haben sich kleinere Ungereimtheiten im Songwriting eingeschlichen, was besonders dann unvermeidlich scheint, wenn mit Thrash geflirtet wird. Hier ist es dann der Leistung von Annelore Vantomme zu verdanken, dass das Endresultat immer noch hörenswert klingt. Resolut hält sie das Zepter in der Hand (im Mund?) und navigiert die Band durch unwegsames Gelände ebenso wie durch majestätische Gebirgszüge.

Passend zum musikalischen Inhalt gibt es ein sehenswert aufgemachtes Inlay. GWYLLION katapultieren Belgien mit einem Schlag auf die Metal-Landkarte und verblüffen mich zudem mit einem äußerst humorvollen, selbstironischen Info. Wo ist der Haken? Bedauerlicherweise hat Annelore Vantomme kurz vor der Veröffentlichung des Albums die Band verlassen (und wurde durch Ann van Rooy ersetzt), so dass die Zukunft mit einer gewissen Ungewissheit behaftet ist. Das ändert aber nichts daran, dass The Edge Of All I Know auf den Einkaufszettel geschrieben gehört.

Veröffentlichungstermin: 03.04.2009

Spielzeit: 52:08 Min.

Line-Up:
Annelore Vantomme: Gesang
Martijn Debonnet: Gitarre
Steve Deleu: Gitarre
Thomas Halsberghe: Bass
Joris Debonnet: Keyboard
Wouter Debonnet: Schlagzeug

Produziert von Jens Bogren, Wouter Debonnet und Martijn Debonnet
Label: Black Bards

Homepage: http://www.gwyllion.com

MySpace: http://www.myspace.com/gwyllionmetal

Tracklist:
1. In Silence Enclosed
2. Entwined
3. Void
4. Rage
5. Beyond Goodbye
6. The Night Awakes
7. Closure
8. A Thousand Words
9. Roots Of Reality
10. Angelheart

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner