GRUESOME: Twisted Prayers

GRUESOME verwalten weiterhin das Erbe von DEATH, sind aber von der rohen Frühphase weitergezogen zum mittleren Teil der Band-Diskographie.

DEATH waren eine der wichtigsten Death Metal-Bands aller Zeiten, für viele Menschen sogar DIE wichtigste. Zu diesem Personenkreis dürften sicher auch die Damen und Herren von GRUESOME gehören, ist diese Band doch explizit als Tribut an DEATH zu verstehen. Auf dem 2015er Debütalbum huldigte man noch dem rohen Sound der Frühphase von DEATH. Nach dem Debüt folgten noch zwei EPs und nun das zweite Album, auf welchem man laut Promoschreiben die DEATH-Phase ab “Spiritual Healing” beackert. Da passt es ja, dass man mit James Murphy den Gitarristen, der auf eben diesem Album neben Chuck Schuldiner gespielt hat für ein paar Gastsoli an Bord holen konnte.

GRUESOME huldigen DEATH mit einer Hingabe und auf einem Niveau, welches Respekt abnötigt!

Und in der Tat sind die Songs auf “Twisted Prayers” deutlich variantenreicher und technischer ausgefallen, als auf dem Debüt. Man folgt dem großen Vorbild akribisch. Nun kann man es natürlich langweilig finden, wenn eine Band sich lediglich daran versucht, eine andere möglichst gut zu kopieren. Doch GRUESOME tun dies mit einer Hingabe und vor allem einem Händchen für starke Songs, was den völligen Mangel an Innovation zumindest relativiert.

Alles, was man an DEATH lieben lernte, findet man hier. Die typischen Widerhaken-Riffs, die Tempowechsel. Und ein konsequenter Verzicht auf Blast Beat-Orgien. Stattdessen gibt es im klassischen Thrash-Beat auf die Glocke. Dabei beschränkt sich Gus Rios nicht darauf, den Killerriffs seiner beiden Gitarristen ein solides Fundament zu zimmern, sondern glänzt selbst mit seinem abwechslungsreichen und detailverliebten Spiel. Hier sind in jeder Hinsicht Könner am Werk, die sich ihrer Aufgabe – das Erbe von DEATH zu verwalten – auf hohem Niveau widmen.

DEATH mögen Geschichte sein – GRUESOME tragen die Fackel weiter!

Stücke wie das Highlight “A Waste Of Life”, “Crusade of Brutality” oder der Titelsong, welche ich hier mal als Anspieltipps nennen will, hätten auch in der DEATH-Diskographie einen wohlverdienten Platz gefunden. Ein größeres Kompliment kann man der Band vermutlich nicht machen. Gleichzeitig muss ich trotzdem anmerken, dass so manche Passage wirklich wie eins zu eins von einem DEATH-Song übernommen klingt. Und ja, die Frage warum ich nicht einfach die jeweiligen Originale hören sollte, wenn ich Bock auf DEATH habe, darf bei einer dermaßen engen Kopie erlaubt sein.

Trotzdem haben GRUESOME hier ein starkes Death Metal-Album verbrochen, welches nicht nur bei beinharten DEATH-Fans für Begeisterung sorgen sollte. Als Bonus gibt es mit “The Exorcist” außerdem noch ein Cover von POSSESSED – und da sag nochmal einer, diese Band würde nur DEATH plagiieren ;-). Sehr gut gefällt mir auch das Ed Repka-Artwork von “Twisted Prayers”, welches eine deutliche Steigerung zum doch etwas plumpen Cover des Debütalbums ist, das allerdings ebenfalls von Mr Repka stammte. Ob “Twisted Prayers”auch Langzeitwirkung hat oder wir alle spätestens nächstes Jahr doch wieder die Originale aus dem Schrank holen, wird die Zeit zeigen. Bis dahin machen GRUESOME aber verdammt viel Spaß!

Veröffentlichungsdatum: 01.06.2018

Spielzeit: 47:44

Line Up:
Matt Harvey – guitar, vocals
Daniel Gonzalez – guitar
Robin Mazen – bass
Gus Rios – drums

Produziert von: Jarrett Pritchard @ New Constellation Studios

Label: Relapse Records

Facebook: facebook.com/gruesomedeathmetal

Tracklist:
01. Inhumane
02. A Waste of Life
03. Fate
04. Lethal Legacy
05. Fatal Illusions
06. Crusade of Brutality
07. At Death’s Door
08. Twisted Prayers
09. The Exorcist (POSSESSED cover)

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