blank

GRAVE FLOWERS: Solace Me

GRAVE FLOWERS, geistiges Kind des GODGORY-Gitarristen/Sängers Matte Andersson, pendelt zwischen Doom- und Gothic-Metal und bietet neben schönen Melodien leider auch ein paar grausame Vocals..

Nach Demos und einzelnen Sampler-Beiträgen folgt nun ein komplettes Album des Projektes GRAVE FLOWERS, seines Zeichens geistiges Kind des GODGORY-Gitarristen/Sängers Matte Andersson. Erfreulich zunächst (aber nicht, weil ich GODGORY nicht mögen würde): Mit seiner Hauptband hat der Sound GRAVE FLOWERS herzlich wenig zu tun. “Selbstverständlich!”, mag man einwenden und – zu Recht – anmerken, Sinn und Zweck eines Projektes sei es schließlich, Klänge zu erforschen, die im üblichen Bandrahmen wenig bis keinen Platz finden. Und doch muten – leider – viele ähnliche Unternehmen eher wie Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen gelangweilter Musiker an, die darauf beharren, auch noch den kleinsten Melodiefetzen, der ihnen bei der morgendlichen Toiletten-Sitzung dank eines unerwarteten Inspirationsschubes in den Sinn gekommen ist, irgendwie und irgendwo zu verwerten.

Doch genug der abschweifenden Seitenhiebe: GRAVE FLOWERS dient also nicht als Müllkippe zu kurz gekommener GODGORY-Versatzstücke zweiter Wahl. Was erwartet einen stattdessen? Kurz umschrieben: doom-nahe Songstrukturen und die passende Gitarrenarbeit (inklusive zahlreicher Akustik-Passagen), gothic-lastige Keyboardflächen und mitunter ebensolche Vocals. So weit, so gut? Nein, nicht gut! Denn: Nicht jeder ward zu einem McCoy oder Eldritch berufen. Und wem die Natur eine sonore Finsterstimme vorenthalten hat, sollte entweder mit Effekt-Geräten nachhelfen oder sich gar nicht erst an der Imitation einer solchen versuchen. Andersson versucht’s leider auf eigene Faust und scheitert.

Der klagende Gesang hat was

Welch’ Segen, dass er sich auch einer zweiten, recht hohen Stimmlage bedient, die ihn zwar auch nicht eben als Kandidat für den nächsten schwedischen Beitrag zum Grand Prix D’Eurovision empfiehlt, aber immerhin als gewöhnungsbedürftig durchgeht. Doch, in der Tat, das klagende Gequengel, das immer mal wieder einen Achtelton neben der Melodiespur liegt, hat schon was. Ein Vergleich mit dem Meister aller Antisänger Neil Young ginge zwar zu weit (dafür fehlt es dem Herrn noch an emotionalem Ausdruck), weist jedoch die Richtung (wenn auch der musikalische Kontext natürlich ein gänzlich anderer ist).

Die stärksten Momente hat “Solace Me” denn auch, wenn Andersson seine Gruft-Ambitionen im Keller lässt und stattdessen an atmosphärisch-melodischen Klangteppichen webt. Wie beispielsweise im Opener “Insomnia” und im Closer “Different Moods”. Schade, dass das potentiell großartige “No More Winter” in der Mitte durch einen entsetzlich simplen “jetzt sorgen wir mal für ein paar Mitstampf-Riffs”-Part entwertet wird, der zu allem Überfluss in einen noch banaleren “jetzt setzen wir noch einen drauf, damit auch Freunde des gepflegten Headbangens etwas davon haben”-Part übergeht. Operation gelungen, Song tot!

“Solace Me” ist insgesamt eher durchwachsen

Besser: Das Kirchenorgel-Break in “Mistful Whispering”, das allerdings auch nicht über die vereinzelten Holper-Stellen hinwegtäuschen kann, das dem Großteil des Songmaterials neben allen anderen Ärgernissen auch noch zusetzt. Ich erspare mir, Herrn Andersson und den Lesern dieser Zeilen, nun auch noch detailliert auf die Schwächen der Produktion einzugehen (ist da mitunter Kollege Computer am Werk oder hat der Drummer seine Sticks sterilisiert, bevor er losgelegt hat?) und verbleibe mit dem Vermerk: SEHR durchwachsen. Von Blind- (bzw. Taub-)kauf wird abgeraten…

Spielzeit: 38:25 Min.

Line-Up:

Matte Andersson – Gitarre/Gesang
Jocke Persson – Gitarre
Fredrik Rheinedahl – Gitarre
Thomas Hilding – Bass
John Edgren – Drums

Produziert von Matte Andersson & Jan Janson
Label: Serenades/Connected

GRAVE FLOWERS “Solace Me” Tracklist

  1. Insomnia
  2. Mentally Exposed
  3. No More Winters
  4. Mistful Whispering
  5. Voluntary Silence
  6. Dayexchange
  7. Different Moods
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner