GORE: Hart Gore / Mean Man´s Dream [Doppel-CD] [Re-Release]

Eine Geschichtsstunde des Undergrounds oder: Die Geburt des instrumentalen Mathrock.

Es wird wieder einmal Zeit für eine Geschichtsstunde des Undergrounds, eine die vermutlich den wenigsten unter euch, und auch auch nur den Zeitzeugen bekannt sein dürfte. Holland als Wiege der Geburt im Bereich des instrumentalen Noiserock und Mathrock? Mit tonnenschweren Riffs, gnadenlosen Grooves und pumpendem Bass legten GORE Mitte der Achtziger mit den beiden Alben Hart Gore und Mean Man´s Dream, inspiriert von den damals wilden Jungs METALLICA und BLACK FLAG, den Grundstein für eine Underground-Revolution, die bis heute noch spürbar ist. Als das erste Album Hart Gore erschien, war ich in einem Alter, da ich das Fahrradfahren gelernt habe, GORE gingen damals spurlos an mir vorbei. Allerdings nicht an Bands wie THE DILLINGER ESCAPE PLAN, DON CABALLERO und sogar BOHREN UND DER CLUB OF GORE – denkt mal über den Namen nach -, denn diese wurden allesamt von dem niederländischen Trio maßgeblich beeinflusst, auch wenn einige der oben genannten sich erst zehn Jahre später gründeten.

Warum das so ist, hören wir auf Hart Gore und Mean Man´s Dream. Selbstverständlich gibt es heutzutage mächtigere Produktionen, technisch Raffinierteres und Brutaleres zu hören, aber das hier ist immer noch verflucht heavy und gemein gefährlich. Auf den ersten Eindruck scheint es sich hier nur um immergleiches Riffing zu handeln, auch da die Texte zu den Songs nicht vertont wurden. Aber nach mehrmaligem Genuss beginnt man zu begreifen, dass GORE nicht einfach nur zugedröhnt rumschrammeln, sondern dass jedes der Stücke eine eigene Identität hat, ohne dass der Gesamteindruck leidet. Die Hits auf Hart Gore lauten Out for Blood, USA is Calling und Fear. Das deutlich ausgereiftere, aber nicht weniger Charme ausstrahlende und immer noch schön primitive Mean Man´s Dream punktet besonders mit den Songs Love, Loaded, Meat Machine und Out for Sex.

Diese Doppel-CD ist prall gefüllt mit Bonus-Material, zwar nicht mit vielen unveröffentlichten Songs, aber dafür mit Live- und Demo-Versionen aller Nummern der beiden Alben. Dazu gesellen sich auf Hart Gore drei unveröffentlichte Songs, Demoversionen in angenehm scheppriger Qualität. Essentiell sind die Bonustracks nicht, aber gerade die Live-Versionen machen mächtig Spaß, fast noch mehr als das Studiomaterial, obwohl es hier keine großen Unterschiede gibt. Denn die Songs wurden als Studioversionen auch live und ohne Overdubs eingespielt. Auch sehr ansehnlich ist das das simple, brutale, aber einzigartig originelle Cover und das achtundzwanzigseitige Booklet, dass mit vielen Liner Notes ausgesattet ist, mit vielen Retro-Fotos und mit allen Texten.

SOUTHERN LORD schlampt nicht bei seinen Wiederveröffentlichungen, nach dem BURNING WITCH-Meisterwerk Crippled Lucifer ist mit der Wiederauferstehung des Geistes von GORE ein erneutes Highlight für Sammler gelungen. Eine liebevolle Zusammenstellung mit Kultcharakter, unbedingt empfehlenswert für alle, die schon immer wissen wollen, wo denn das herkommt, das Brutale, das Wilde, das Wirre und das Schwere im Underground. Denn eins ist sicher, auch die innovativsten Bands haben ihre Helden. Viel Spaß bei der Entdeckungsreise.

Veröffentlichungstermin: 9. Januar 2009

Spielzeit: 73:14 + 79:43 Min.

Line-Up:
Pieter De Sury – Guitar
Marij Hel – Bass
Danny Arnold – Drums

Label: Southern Lord Records

Tracklist:
CD1: Hart Gore
1. Extirpation
2. To the Gallows
3. After
4. Axe of Revenge
5. Out for Blood
6. USA is Calling
7. Death is Coming
8. Fear
9. In the Eye of the Sniper
10. He Knows You Are Alone
11. Extirpation (Live)
12. To the Gallows (Live)
13. After (Demo)
14. Axe of Revenge (Live)
15. Out for Blood (Live)
16. USA is Calling (Live)
17. Death is Coming (Demo)
18. Fear (Live)
19. In the Eye of the Sniper (Live)
20. He Knows You Are Alone (Live)
21. Death Has Come (Live)
22. The Hunt (Studio Leftover)
23. Station to Station (Demo)

CD2: Mean Man´s Dream
1. Mean Man´s Dream
2. Search
3. Love
4. Last Steps
5. Chainsaw
6. The Bank
7. Back Home
8. Loaded
9. Meat Machine
10. Out for Sex
11. Mean Man´s Dream (Live)
12. Search (Live)
13. Love (Live)
14. Last Steps (Studio Leftover)
15. Chainsaw (Live)
16. The Bank (Live)
17. Back Home (Live)
18. Loaded (Live)
19. Meat Machine (Live)
20. Out for Sex (Studio Leftover)

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