GOLEM: Dreamweaver

Zeit, dass eine Band Zeichen setzt: Vorhang auf für GOLEM.

Wie in meinem letztjährigen Poll angeführt, ist die Entwicklung – respektive Stagnation – der technischen Death Metal-Szene einer meiner größten musikalischen Aufreger schlechthin. Zeit, dass eine Band Zeichen setzt, dass eine Band aufräumt, mal wieder technische Spielereien bringt, die nicht schon tausend mal gehört wurden und zeigt dass Emotionen und Hymnen im Death Metal nicht langweilig oder deplaziert sein müssen. Vorhang auf für GOLEM, die meine tödlichen Träume meisterhaft weben.

In 15 Jahren bestehen ist Dreamweaver erst das dritte Full-Length-Scheibchen der Brandenburger Musiker und das erste Album, das ich von ihnen kenne, Vergleichspunkte habe ich keine, aber ehrlich gesagt, glaube ich rein intuitiv, dass man Dreamweaver auch mit keiner Vorgängerscheibe oder irgend etwas anderem konkret vergleichen kann. Die deutschen CARCASS wird da im Info geprahlt, was GOLEM aber nichtmal ansatzweise gerecht wird. Okay, das Gekreische klingt ähnlich wie Jeff Walkers und einige eingesetzte Melodien ähneln CARCASS zu Necroticism-Zeiten, aber das war es auch schon. Düster, voller Atmosphäre und spannend bis zum Umfallen agiert das Quartett, erschafft höchst anspruchsvolle Stücke, bei dem keines dem anderen gleicht und dennoch wie aus einem Guss wirkt. Seien es schnelle Brecher wie Remote Control oder Faces oder auch Breeder, das God of Emptiness von MORBID ANGEL erstaunlich ähnelt; viele unterschiedliche extreme Elemente finden ihren Weg in die Musik von GOLEM.

Bei solch wahnwitzigen und anspruchsvollen Songs wird natürlich eine versierte Mannschaft gebraucht, welche die Songs entsprechend umzusetzen vermag. Das einzige verbliebene Gründungsmitglied Andreas Hilbert scharte erhabene Musiker um sich, von denen speziell Drummer Eric Krebs, der auch bei den Berliner Death Metallern SINNERS BLEED aktiv ist, eine unfassbare Performance abliefert. Seine Spielweise ist einerseits straight, andererseits macht er viele Tricks auf Ride- und Splash-Becken und spielt fast schon jazzig. Dazu kommt noch eine rauhe Produktion, bei der man dennoch alle Details gut raushört, auch wenn man durchgehend konzentriert sein muss.

Dreamweaver zu erfassen ist also nicht gerade leicht, zahlreiche Durchläufe sind nötig um das Album ansatzweise zu fassen, doch jedes Mal steigt die Faszination dieser Scheibe um ein vielfaches. Langweilig wird das dritte Langeisen der Brandenburger wohl nur den Hörern, die monotones und seelenloses Gerüpel hören wollen. Fans von anspruchsvollem Metal, der nach dem Achterbahnprinzip funktioniert, können grundsätzlich schon mal nichts verkehrt machen, auch wenn viel Sitzfleisch benötigt wird. Im Sektor Death Metal hat mich seit And then You´ll Beg von CRYPTOPSY nichts mehr so dermaßen umgehauen, das dürfte Kaufempfehlung genug sein, oder?

Veröffentlichungstermin: 19.04.04

Spielzeit: 62:54 Min.

Line-Up:
Andreas Hilbert – Vocals, Guitars, Synths

Carsten Mai – Guitars

Rainer Humeniuk – Bass

Eric Krebs – Drums

Label: Nuclear Blast / Grind Syndicate Media

Homepage: http://www.golem-metal.de

Tracklist:
1. Al-Ghandor

2. Starchild

3. Remote Control

4. Breeder

5. Afterglow

6. Rose

7. Tomb

8. Diaspora

9. Faces

10. The Tower

11. Dreamweaver

12. —

13. —

14. —

15. Le Sacre Du Printemps (Hidden Bonus Track)

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner