GODFLESH: Hymns

Was GODFLESH mit MANOWAR gemeinsam haben…

Einen Vorwurf kann man GODFLESH mit Sicherheit nicht machen, und zwar den, daß sie sich nicht selbst treu geblieben wären. Sicher, mal hier ein dezent moderner Loop, da ein paar TOOL-Anklänge (Anthem), aber ansonsten könnten die Songs von Hymns auch problemlos auf Streetcleaner stehen, es würde keinem auffallen. Und genau da liegt auch mein Problem mit GODFLESH. Sie mögen zwar zusammen mit Bands wie TREPONEM PAL eine Vorreiterrolle im Industrial Metal-Bereich übernommen haben. Doch seitdem sind viele Jahre ins Land gezogen – Jahre, die nicht spurlos am Industrial Metal vorbeigezogen sind, nicht zuletzt wegen der zunehmenden Technisierung, die Industrial eine immer größere Relevanz verlieh. Davon ist jedoch im Sound von GODFLESH nichts zu bemerken, rudimentär wie eh und je verlassen sie sich auf monotone, schleppende Schlagzeugrhythmen, eintönigen Gesang, der bis auf Ausnahmen (erneut sei Anthem als positives Beispiel genannt) weder melodisch noch aggressiv klingt, und mechanisch wirkende, aber sehr roh produzierte Gitarrenriffs.

Bezeichnend in dieser Hinsicht auch, daß das Info erst in den letzten drei Zeilen auf Hymns eingeht und zuvor die Pionierleistungen von GODFLESH Ende der Achtziger hervorhebt. Doch der Zug in neue, unerforschte Gebiete ist weitergegangen seither, so daß die einstigen Avantgardisten heute merkwürdig antiquiert klingen. Vielleicht liegt das an den immer schneller werdenden Zeiten, vielleicht aber auch am Mangel an Innovationen im Sound von GODFLESH, die auf gewisse Weise fast so stilsicher und dadurch unbeweglich sind wie MANOWAR auf ihrem Gebiet. Egal, ob FEAR FACTORY, SLIPKNOT, STRAPPING YOUNG LAD, PITCH SHIFTER oder OOMPH!, sie alle haben ihre Vorreiter GODFLESH mittlerweile überholt und die Grundidee in neue Richtungen weiterentwickelt – und vor allem ein ungeich höheres Maß an Aggressivität und Härte in den Industrial Metal eingeführt. GODFLESH mögen dem entgegenhalten, daß es ihnen weniger um Aggressivität denn um die musikalische Umsetzung von Monotonie geht. Dennoch bleibt der schale Beigeschmack bei Hymns, einem variationsfreien, aufgewärmten Aufguß früherer Werke zu lauschen. Dies gilt auch für den sterilen, drucklosen Sound, der schon Streetcleaner damals einiges an Durchschlagskraft gekostet hat. Einzig beim sehr ruhigen versteckten Bonustrack, der durch seinen Chill-Out-Charakter besticht, blitzt das Talent der Engländer auf, Monotonie mittels tiefgehender, trippiger Ideen so auszudrücken, daß die Langeweile keine Chance hat. Hier zeigen die Jungs, daß sie sehr wohl düstere Atmosphäre und spartanische Melodien effektiv miteinander verbinden können. Davon hätte ich mir mehr gewünscht. So bleibt abzuwarten, wie sich GODFLESH im Vorprogramm ihrer ehemaligen Zöglinge FEAR FACTORY und DEVIN TOWNSEND live behaupten werden.

Spielzeit: 73:38 Min.
Label: Music For Nations

Tracklist:
Defeated

Deaf, Dumb & Blind

Paralyzed

Anthem

Voidhead

Tyrant

White Flag

For Life

Animals

Vampires

Antihuman

Regal

Jesu

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