blank

GHOST: Prequelle

GHOST spalten die Gemüter, egal was sie tun. Aber der Lack ist ab, der Kitsch quillt durch die Fugen und obgleich GHOST ihre Eigenständigkeit bewahren, fällt “Prequelle” qualitativ doch enttäuschend ab.

GHOST spalten die Gemüter – egal was sie tun. Das aktuelle Album „Prequelle“ wurde frech geleakt und seitdem wird wieder nach Herzenslust gemotzt und neidisch gegeifert, weil jemand anderes die Orgien-Idee von „Eyes Wide Shut“ visuell mit okkultem Rock mit Pop-Schlagseite verbunden hat und damit erfolgreich geworden ist. GHOST hört man ergo am besten heimlich, weil man sonst ähnlich einem NICKLEBACK-Fan, der endlich sein Coming Out wagt, von Freundeslisten und Chatgruppen entfernt wird (beim NICKLEBACK-Fan geschieht dies völlig zurecht). Statt gerichtlichen Streitigkeiten rückt nun die Musik GHOSTs in den Vordergrund und schlimme Schmähworte wie „Es ist poppig wie ABBA“ fallen gar…

Sind GHOST poppig wie ABBA?

Poppig wie ABBA? Meine Güte, es wäre ein Geschenk Satans, wenn es wieder mal jemand schaffen würde, Musik wie diejenige ABBAs zu schreiben! Okkulte Discoklänge? Darf das sein? Ist „Prequelle“ etwa eine eingängigere Variante von DIABLO SWING ORCHESTRA? Die Spannung steigt…

…und wird enttäuscht. Disco ist das nicht. Poppig, ja – aber der Knallerhit aus eigener Feder fehlt 2018 bei GHOST. Leider. Die ersten Tracks plätschern am Hörer vorüber und bieten nichts, was man auf vorherigen Alben nicht schon eindringlicher und interessanter gehört hätte. Orgeln und sakrale Stimmung inklusive Chöre gibt es beim einsamen Kardinal noch immer („See the Light“ für alle, die schon lange nicht mehr in der Sonntagsschule waren), aber es fehlt die Durchschlagskraft. Stattdessen scheint der Kardinal auf Freiersfüssen zu wandeln („Drink me, eat me, see the light“) und gar Selbstreflexionen anzustellen.

GHOST sind spannend ohne Vocals

Da kommt es direkt als Erleichterung, wenn GHOST sich mit „Miasma“ einen instrumentalen Song gönnen. Keine störenden Vocals, dafür eingängige Gitarrenleads, die aus „Giana Sisters“ oder „Megaman“-Soundtracks hätten entsprungen sein können, und dann sogar mit einem wilden 80er-Jahre-Saxofon kombiniert werden. Sehr cool, sehr überraschend.

Wieder keine Texte auf Schwedisch

Das zweite Instrumental „Helvetesfönster“ schürt dann die Hoffnung auf schwedische Texte (dass grooviger Doom mit schwedischen Texten funktioniert, beweisen ja ABRAMIS BRAMA zu genüge), doch diese Hoffnung erfüllen GHOST nicht. Während „Helvetesfönster“ ebenfalls gut ist, erdrückt „Life Eternal“ mit einem kitschigen Text, der einen nach mehr Tracks lechzen lässt, um das erlebte Trauma zu verarbeiten.

Bonustracks als Erlösung?

Als erstes versucht sich Cardinal Copia an „Avalanche“ von LEONARD COHEN. COHEN zu covern und nicht die gleiche Männer-Stimmlage zu haben, kann irgendwie nicht gut kommen. Tut es auch nicht und das Resultat ist zum Vergessen. Die Erlösung kommt halbwegs mit dem PET SHOP BOYS-Cover von „It`s a sin“. Das Original ist zwar noch immer besser (und auf YouTube mehren sich unter dem Videoclip die Kommentare, die darauf hinweisen, dass es 2018 sei und die Leute nur wegen GHOST diese alte PET SHOP BOYS-Perle wiederentdeckten), doch GHOST reüssieren am ehesten, wenn sie sich Pop-Covern widmen (wie zuvor etwa „Crucify“).

Macht ein Cover-Album – aber Hände weg von Cohen und Cash

Was bleibt von „Prequelle“ also übrig? Die eigenen Kompositionen wirken wie ein Abglanz vorheriger GHOST-Werke. Der Lack ist ab, der Kitsch quillt durch die Fugen und obgleich GHOST ihre Eigenständigkeit bewahren, fällt „Prequelle“ qualitativ doch ab, denn diese Texte will man nicht mehr mitsingen. Die Lösung für GHOST könnte sein, eben doch mal ein richtiges Pop-Cover-Album herauszubringen, auf dem sie ungestört den 80er-Niederungen frönen können. Die einzige Regel hierfür lautet „Hände weg von COHEN und CASH“…

Veröffentlichungstermin: 01.06.2018

Spieldauer: 41:43

Label: Loma Vista Recordings

Website: ghost-official.com

Facebook: facebook.com/thebandghost

Line Up:

Cardinal Copia (Ex-REPUGNANT) – Vocals

GHOST “Prequelle” Tracklist

  1. Ashes
  2. Rats (Video bei YouTube)
  3. Faith (Video bei YouTube)
  4. See the Light
  5. Miasma (Instrumental)
  6. Dance macabre (Video bei YouTube)
  7. Pro memoria
  8. Witch image
  9. Helvetesfönster (Instrumental)
  10. Life eternal
  11. Avalanche (LEONARD COHEN-Cover / Bonustrack)
  12. It`s a Sin (PET SHOP BOYS-Cover / Bonustrack
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner