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GENGHIS TRON: Board Up the House

Innovation gesucht? GENGHIS TRON hören!

Zieht euch die Decke über den Kopf, verrammelt eure Häuser, vernagelt die Türen. GENGHIS TRON wissen, dass keine Hilfe kommen wird. Und seltsam, so düster und apokalyptisch wie die gelebten Texte, ist die Musik, die diesen drei kreativen Köpfen entspringt, lange nicht. Viel mehr bizarr, verschroben, fordernd, wütend und wild. Und dabei völlig eigenständig. Das Relapse-Debüt einer der vielversprechendsten Bands der letzten Jahre macht den nächsten logischen Schritt nach dem entsetzlich guten Dead Mountain Mouth, das ich leider viel zu spät entdeckt habe.

Das Trio aus Philadelphia besitzt eines, das den meisten Chaoscore-Bands dieser Tage fehlt: Eine Ernsthaftigkeit, die trotz der ganzen abgefahrenen Elementen bewahrt werden kann. Zwischen Alternative, Grind, Chaoscore und Electro befinden sich GENGHIS TRON, prügeln weit weniger oft als in der Vergangenheit. Eben dann, wenn es notwendig ist. Stattdessen lassen sie auf Board Up the House vermehrt ihre Synthies und Moogs sprechen. Geradezu dezent wirken die jungen Musiker bei Songs wie Things Don´t Look Good und I Won´t Come Back Alive. Hier steht das Lied im Vordergrund, ein gewisses Popappeal kann man der Band nicht absprechen – große Refrains, enorme dynamische Aufbauten, immer wieder neue Überraschungen.

Selbst bei verrückten Nummern wie City on a Hill wirken GENGHIS TRON nicht wie Clowns, sondern wie ambitionierte Musiker, die vor nichts zurückschrecken. Der Teufel steckt auf diesem Album wieder im Detail. Gerade die Synthies sind voller fieser Kleinigkeiten. Wenn dann noch, wie in Endless Teeth und Colony Collapse das metallische Chaos dazu regiert, dann steigt erstmal jeder aus. Aber wer ein offenes Ohr hat, der verfolgt diese Band weiter. Gerade bei unglaublichen Stücken wie dem Titeltrack und dem abschließenden, ausufernden Relief können Fans von anspruchsvoller Musik gar nicht anders, als ungläubig mit dem Kopf zu schütteln – das es so was noch gibt. Nein, wirklich. Es tut unglaublich gut, diese Musik zu hören.

Die Leistung der Beteiligten ist groß, die Gitarren und die elektronischen Elemente sind hervorragend aufeinander abgestimmt, das programmierte Schlagzeug wirkt niemals wie ein Fremdkörper. Der Gesang von Mookie Singerman ist herrlich abwechslungsreich, seine Bandbreite reicht von extrem geschrieen bis hin zu schön unaufdringlich und melancholisch gesungen – das verschafft die reinste Gänsehaut. Kurt Ballou hat an Board Up the House Hand angelegt und dem Album ein einzigartiges Soundgewand verpasst, fernab von derzeit angesagten hirnlos fetten Wänden. Das kommt der Atmosphäre des Werks nur zu Gute.

Das zweite Album dieser mutigen Band ist eine Kampfansage an den Stumpfsinn des so genannten Undergrounds, wo es innovative und kreative Bands heute scheinbar schwerer denn je haben. Schön, dass noch jemand an Innovation glaubt, und schön, dass jemand an diese drei irrsinnig kreativen Köpfe glaubt. GENGHIS TRON erschaffen Musik gleichermaßen für Kopf und Herz, scheißen auf Schubladen, auf Genres und auf Trends und veröffentlichten hiermit ein Album, das in zehn Jahren hoffentlich als Startschuss einer neuen Revolution gilt und so legendär sein wird wie Calculating Infinity von THE DILLINGER ESCAPE PLAN.

Veröffentlichungstermin: 22. Februar 2008

Spielzeit: 43:29 Min.

Line-Up:
Mookie Singerman – Vocals, Keyboards
Michael Sochynsky – Keyboards, Programming
Hamilton Jordan – Guitars, Programming

Produziert von Kurt Ballou und GENGHIS TRON
Label: Relapse Records

Homepage: http://www.genghistron.com

Tracklist:
1. Board Up the House
2. Endless Teeth
3. Things Don´t Look Good
4. Recursion
5. I Won´t Come Back Alive
6. City on a Hill
7. The Whips Blow Back
8. Colony Collapse
9. The Feast
10. Ergot
11. Relief

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