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FREAK KITCHEN: Organic

Groovt an allen Ecken und Enden.

Wenn ich FREAK KITCHEN nicht schon live gesehen hätte, dann würde ich behaupten, dass das KING´S X auf LSD sind. Aber Mathias IA Eklundh ist ein viel gebuchter Gitarrist und es ist schwer vorstellbar, dass sich Ty Tabor als schwedischer Holzfäller verkleidet hat, um durch Europa zu touren, Soloplatten aufzunehmen und Clinics zu veranstalten.

Das Trio FREAK KITCHEN melden sich also 4 Jahre nach Move mit einem neuen Studioalbum zurück. Die Nachricht, dass ein Track mit dem Amerikaner BUMBLEFOOT produziert wurde, nahm ich bereits im Vorfeld mit verzücken zur Kenntnis. Was passt besser zu den völlig durchgeknallten FREAK KITCHEN, als der total abgefahrene BUMBLEFOOT? Richtig: gar nichts. Speak When Spoken To, das Resultat der Kollaboration, haut einen durch seinen abartigen Groove vom ersten Riff an weg. Mit den vielen kleinen Fills und den aufgeräumten Strophen beweist die Band mal wieder: Nicht die Noten sind entscheidend, sondern der Raum dazwischen. Der Track erzeugt dieses Kitzeln im Bauch, das man bekommt, wenn man, nachdem die im Duett singenden Eklundh oder Bumblefoot kurz über ihre Saiten scratchen, wissen will, wie dieser Groove denn weiter geht und die Rhythmusfraktion Örtefors, Fryklund einen gezielt auf einige unberechenbare Beats warten lässt, bevor ein cooles Basslick ertönt und das Spielchen von vorne beginnt.

Verstand man sich schon immer darauf, geistreiche, sozialkritische Texte zu verfassen, so dürfen diese natürlich auch auf Organic nicht fehlen. Independent Way Of Life fordert dazu auf, seine eigene Identität zu bewahren und nicht zum Fähnchen im Wind zu werden, während sich Mussolini Mind damit auseinandersetzt, wie der italienische Diktatur zu dem wurde, was er war. FREAK KITCHEN beschränken sich aber nicht auf die einfache Ausdrucksformen Musik und Gesang, sondern schaffen es, durch allerlei komische Sounds, dass der Hörer die Songs geradezu visualisiert. Ein Langweiler wird in Look Bored durch infantile Melodiephrasen seiner Lächerlichkeit preisgegeben. In Sob Story kommt hingegen ein Whiner zu Wort, hinterlegt von psychedelisch-kitschigen Sounds.

Zwingen FREAK KITCHEN dem Hörer diese Assoziationen nicht notwendigerweise auf, quillt die Spielfreude aus jeder Rille der Platte. Fette, tiefer gelegte Riffs, Taktwechsel, experimentelle Effektspielereien, geniale Fills und Breaks, schräge Soli (Becky), aber auch gelöste Klänge, positive Stimmungen, prägnante Hooklines und richtig viel Dynamik – alles eingebettet in kompakte 3-4 Minuten Songs (genial: Infidelity Ghost). Und die klingen, dank der überragenden Produktion, so gut wie noch nie zuvor.

FREAK KITCHEN können Songs schreiben, haben dabei viel Musikakrobatik (sollte man von Griffbrettakrobatik unterscheiden) auf Lager, Eklundh entwickelt sich immer weiter zu einem veritablen Sänger. Es scheint, als habe die Band ihren Stil gefunden. Das kann eigentlich bei diesen Musikern nur bedeuten, dass sie mich mit dem nächsten Album widerlegen. In den Welten New Rock, Jazz und Funk, aus denen sich die Band bedient, ist schließlich fast alles möglich.

Wer Lust auf mehr von den abgefahrenen Gitarren-Sounds hat, darf sich ruhig auch mal FREAK GUITAR anhören.

Veröffentlichungstermin: 13.06.2005

Spielzeit: 45:47 Min.

Line-Up:
Björn Fryklund – Drums

Mattias IA Eklundh – Guitar & Vocals

Christer Örtefors – Bass

Bumblefoot – Guitar & Vocals (Track #1)

Produziert von Freak Kitchen
Label: Thunderstruck

Homepage: http://www.freakkitchen.com

Email: contact@freakkitchen.com

Tracklist:
01 – Speak When Spoken To

02 – The Rights to You

03 – Look Bored

04 – Chest Pain Waltz

05 – Mussolini Mind

06 – Guilt Trip

07 – Becky

08 – Independent Way of Life

09 – Heal Me

10 – Infidelity Ghost

11 – Sob Story

12 – Breathe

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