FORGOTTEN SUNRISE: Ru:mipu:dus

Willkommen auf dem Jahrmarkt des experimentellen Darkmetals!

Willkommen auf dem Jahrmarkt des experimentellen Darkmetals! Treten Sie ein, kommen Sie näher! Skurrile Gestalten warten auf Sie, Ihre Ohren werden Klängen lauschen, die kaum ein Mensch zuvor vernommen hat. Keine falsche Scheu, nur immer hereinspaziert! Heute werden FORGOTTEN SUNRISE Sie mit ihrem überaus ungewöhnlichen Gemisch aus finsterem Metal, ausgeklügelter Elektronik und einer mystischen, alles in ihren Bann ziehenden Stimme, wie man sie sonst nur von Brendan Perry von DEAD CAN DANCE kennt, verzaubern…

Durchaus spannend ist das, was „Ru:mipu:dus“ zu bieten hat. Das Album bietet definitiv keine Alltagskost und vermeidet auch die Falle, Innovatives mit einfach nur bunt zusammen Gemischtem zu verwechseln. Wer sich genauer umschaut im klanglichen Universum von FORGOTTEN SUNRISE, entdeckt allerlei absolut hörenswerte Juwelen wie etwa beim vergleichsweise eingängigen, leicht gotischen „Never(k)now“, die jedoch leider immer wieder durch eher kitschige Momente entwertet werden. Doch dann kommen wieder treibende Beats ins Spiel, die der eh schon bizarren Welt von FORGOTTEN SUNRISE einen weiteren Stoß in Richtung Abgedrehtheit versetzen. Die vier Finnen weigern sich, Genregrenzen anzuerkennen, und zaubern aus den daraus resultierenden Überschreitungen überraschende, faszinierende und ab und zu auch schräge Soundkonstrukte, die jedoch immer flüssig genug arrangiert werden, um auch ins Ohr zu gehen. Die ungewohnten Aufbauten resultieren in einem Plus an Dynamik und verleihen den zehn Kompositionen stets den Reiz des Neuen. Dadurch verzeiht man den Musikern hier und da auftretende Fehlgriffe in die Gothicschublade. Besonders bestechend ist auf alle Fälle der klare Gesang von Anders Melts, dem das Charisma wohl schon mit dem Babybrei löffelweise zu den Klängen einer DEAD CAN DANCE-Scheibe verabreicht wurde. Zu schade, dass er dieser Facette seines Organs zu wenig Platz einräumt und stattdessen lieber öfters gutturale Deathmetalgrowls einflechtet. Dabei sind Tracks wie „Vhatsoewer“ oder „Into Flesh I Was Born“, wo klarer Gesang vorherrscht, die besonders gelungenen Momente auf „Ru:mipu:dus“. Ansonsten schimmern die verschiedensten Einflüsse durch, von House über Funk und Triphop sind Fragmente in das Gesamtbild von FORGOTTEN SUNRISE eingesickert, jedoch nicht unreflektiert, sondern stets in einen größeren Kontext eingebunden, der aus dem Stilmix mehr als bloßes Zusammenschustern unterschiedlicher Klänge werden lässt. Hier sind keine kleinen Angeber am Werk, die in ihrem Info mit ach so tollen verschiedenen Einflüssen protzen, sondern Musiker, die alles, was akustisch um sie herum geschieht, in sich aufsaugen, daraus schlüssige Neukreationen entwerfen und so Synergieeffekte erzeugen. Die Musiker werden nicht selbst vom Resultat der Stilverquickungen überrascht, sondern haben überaus berechnend die jeweiligen Zutaten miteinander kombiniert. Fast schon ärgerlich wird in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass Sängerin Tiiu Kiik nicht mehr als eine mittelmäßige Gothic-Engelsstimme mit einbringen kann. Dadurch verpassen manche Songs die Gelegenheit, sich endgültig vom Boden schnöder Gewöhnlichkeit zu lösen und zu neuen Horizonten fortzufliegen.

Insgesamt ist zu diesem Album zu sagen, dass zwar der ganz große Neuentwurf, wie überaus finstere Musik mittels Integration ungewöhnlicher elektronischer Elemente fernab der Hörgewohnheiten eine neue Dimension an Tiefe erreichen könnte, nicht ganz erreicht wird, aber FORGOTTEN SUNRISE sind unbestreitbar eine der überzeugenderen Avantgardebands, die überdies immer im Auge behalten, dass sie trotz allen Erfindungsgeists Songs schreiben und nicht nur Klangfetzen.

Veröffentlichungstermin: 29.01.2004

Spielzeit: 62:49 Min.

Line-Up:
Anders Melts – Gesang, Programming, Gitarre

Renno Süvaoja – Gitarre

Riivo Torstenberg – Bass

Tiiu Kiik – Gesang, Keyboards, Geige
Label: My Kingdom Music

Homepage: http://www.forgottensunrise.com

Email: 4got10@hot.ee

Tracklist:
Outumnyo:nic

Never(k)now

The Doubletalker & the Sle:perspe:ker

Vhatsoewer

(Life) 24H

Surroundcosmos

Into Flesh I Was Born

Thou-Sand-Men

Ple:se Disco-nnect Me

Over the Deathbringer Stars

The Doubletalker & the Sle:perspe:ker (Remix von GGFH)

Never(k)now – CD-ROM-Video

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